Dynamische Fähigkeiten von Unternehmen

Dynamische Fähigkeiten von Unternehmen

Der Begriff der dynamische Fähigkeiten beschreibt das Potenzial von Unternehmen, in systematischer Weise Probleme zu lösen, Chancen wahrzunehmen und ihre Resssourcenbasis weiter zu entwickeln.[1] Das Konzept basiert auf dem Resource Based View-Ansatz[2], der das Unternehmen als einen Pool von Ressourcen begreift, und erweitert diese nach innen gerichtete Betrachtungsweise um eine Marktperspektive. Der Prozess der dynamischen Rekonfiguration der Ressourcen beinhaltet die Fähigkeit, durch Integration interner und externer Ressourcen neue funktionale Kompetenzen zu erzeugen, die es ermöglichen, dynamische Änderungen im Wettbewerbsumfeld zu antizipieren.

Dieses Konzept baut auf der Unterscheidung zwischen Substantive Capabilities, die die Organisation sozusagen in einem Gleichgewichts- oder Routinezustand ohne jede Innovationstätigkeit benötigt, und den dynamischen Fähigkeiten, die benötigt werden, um z.B. neue Produkte zu generieren. [3] Schwierigkeiten mit dieser Unterscheidung tauchen allerdings auf, wenn es zur Routinetätigkeit einer Organisation gehört, Innovationen zu produzieren.

Im Einzelnen geht es um die Fähigkeiten zu lernen, externe strategische Ressourcen zu erwerben, kompatibel zu machen und in die eigene Organisation einzugliedern sowie die vorhandenen internen strategischen Kompetenzen und Ressourcen zu koordinieren und permanent umzubauen.[4] Zu diesen Ressourcen gehören Wissen, Human Resources und Technologien. Gelegentlich wird auch Reputation dazu gezählt. Dynamische Fähigkeiten sind damit eine wesentliche Quelle der Innovationsfähigkeit von Unternehmen und deren Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Bedingungen, indem sie Ressourcen koordinieren und den Eintritt in neue Geschäftsfelder sowie die Entdeckung und Wahrnehmung von Businessoptionen steuern.[5]

So rückt der Ansatz systematisch in die Nähe des Konzepts des Entrepreneurship, das sich gleichermaßen durch die Fähigkeit Innovation durch flexible Kombination von Ressourcen oder Produktionsfaktoren auszeichnet.[6]

Der Ansatz geht somit über das vergleichsweise starre Konzept der Kernkompetenzen und andere ressourcenbasierte Ansätze hinaus. Ob die strikte Unterscheidung von Ressourcen und Fähigkeiten durchzuhalten ist, erscheint allerdings fraglich, da von mehreren Autoren intangible bzw. immaterielle Ressourcen (z.B. Sozialkapital) als Grundlagen des Aufbaus von Fähigkeiten angesehen werden.[7]

Kritik

Die in der Tradition des ressourcenorientierten Ansatzes stehende einschlägige Forschung hat bislang noch nicht hinreichend bestimmt, was genau unter dynamischen Fähigkeiten zu verstehen ist, wo in der Organisation sie zu verorten sind, wodurch sie entstehen und wie genau sich ihr Nutzen entfaltet. Es gibt bisher keine größeren Längsschnittuntersuchungen zu dem Thema. Zu vermuten ist, dass der Aufbau dynamischer Fähigkeiten eng mit entrepreneurialen Fähigkeiten korreliert. Doch bleibt der Prozess, der zu erfolgreichen Problemlösungen, zu Wachstum oder zur Gründung neuer Unternehmen durch kreative Ressourcenkombination führt, weitgehend ein Black-Box-Mechanismus, der durch qualitative Studien erst noch zu erhellen ist.[8] Zur Zeit arbeiten verschiedene Teams an der induktiven Entwicklung von Hypothesen mittels Fallstudien.[9]

Einzelnachweise

  1. Ilídio Barreto: Dynamic Capabilities: A Review of Past Research and an Agenda for the Future. In: Journal of Management. 36, Januar 2010. doi:10.1177/0149206309350776.
  2. B. Wernerfelt: A resource-based view of the firm. In: Strategic Management Journal. (5), 1984.
  3. Zahra, S. A.; H. J. Sapienza; P. Davidsson (2006), Entrepreneurship and Dynamic Capabilities: A Review, Model and Research Agenda. In: Journal of Management Studies 43(4): 917-955.
  4. Eisenhardt, K.; J. Martin (2000), Dynamic capabilities: What are they? In: Strategic Management Journal (21), S. 1105–1122.
  5. Teece, D. J.; Pisano, G.; Shuen, A. (1997): Dynamic Capabilities and Strategic Management. In: Strategic Management Journal (18) 7, S. 509-533.
  6. Junco, J. G. d.; Brás-dos-Santos, J. M. (2009): How different are the entrepreneurs in the European Union internal market? An exploratory cross-cultural analysis of German, Italian and Spanish entrepreneurs. In: Journal of International Entrepreneurship 7 (2), S. 79-162.
  7. Hall, R. (1991): The Contribution of Intangible Resources to Business Success. In: Journal of General Management (16) 4, S. 41-52
  8. Morris, M. H.; Lewis, P. S.; Sexton, D. L. (1994): Reconceptualizing entrepreneurship: An input-output perspective. In: SAM Advanced Management Journal, 59(1), S. 21.
  9. Siehe z.B. http://uo.uni-koeln.de/index.php?id=38 oder http://www.imi.tu-harburg.de/de/forschung/innovationsmanagement/dynamic-capabilities-innovation-und-unternehmenserfolg

Literatur

S. A. Zahra, A. P. Nielsen: Sources of capabilities, integration and technology commercialization. In: Strategic Management Journal. (23), 5, 2002, S. 377–398.

D. Berndt: Konstituierende Merkmale dynamischer Fähigkeiten. Eine explorative Untersuchung in der Spezialchemie. Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-5140-4


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