Eckmänneken

Eckmänneken
Das Eckmänneken-Haus 2008

Das Eckmänneken ist ein 1471 errichtetes und als Kulturdenkmal ausgewiesenes Bürgerhaus in der Altstadt von Warburg. Es liegt am Altstädter Marktplatz in der Langen Straße 2 an der Ecke zur Klockenstraße und gilt als das älteste inschriftlich datierte Fachwerkhaus Westfalens.[1] Spätestens seit 1560 war es das Amtshaus der Warburger Bäckergilde.

Architektur und Baugeschichte

Das Haus besteht aus 2 aneinandergefügten Baukörpern, einem dreigeschossigen Vorderhaus und einem zweigeschossigen Hinterhausanbau. Beide Bauteile sind aus Eichenbalken in Fachwerkbauweise errichtet, die Gefache sind verputzt und weiß gestrichen.

Die Ständer des Vorderhauses gehen vom Erdgeschoss zum ersten Obergeschoss. Das zweite Obergeschoss und das Satteldach kragen vor. Charakteristisch ist die Aussteifung der straßenseitigen Brüstungszone des vorkragenden ehemaligen Speicherstocks durch eine Reihe gekreuzte Fußstreben sowie vorgeblattete Brustriegel. Im Inneren beinhaltete das Haus ursprünglich eine hohe Mitteldiele und zweigeschossigen Seitenschiffe. Die lateinische Inschrift in der giebelseitgen Speicherstockschwelle „anno.dm.m°cccc°Lxx° ....margarethe hec domus est aedificata" heißt übersetzt: "Im Jahre des Herrn 1471 am Tag der heiligen Margarethe (= 20. Juli) wurde dieses Haus errichtet". An den Knaggen der zum Markt gerichteten Hausecke befinden sich zwei ca 62 cm hohe plastische Darstellungen von hockenden Männern, die mit gegurteten kurzen Röcken und gotisch spitz zulaufenden Strumpfhosen ein anschauliches Bild der Kleidermode des 16. Jahrhunderts geben.

Das Hinterhaus wurde gemäß Inschrift in den Ständern 1560 errichtet und mit Renaissanceformen wie geschnitzte Blattranken und Fächerrosetten verziert. Brezeln und Wecken weisen auf seine Funktion des Hauses als Amtshaus der Bäckergilde hin. Ursprünglich hatte das Hinterhaus hatte einen von der Deele aus zugänglichen Gewölbekeller und darüber einen Saal, der offenbar den Bäckern als Versammlungsraum diente.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Giebelwand des Vorderhauses in den unteren beiden Geschossen unter Verlust des ehemaligen Portals und der Vorkragung erneuert.

1965 wurde das sanierungsbedürftige Gebäude durch das Diemelhochwasser 1965 stark beschädigt. Danach wurde es nach Planung des Architekten Ulrich Volmert komplett demontiert und auf einem neuen Keller rekonstruiert. Es wird heute als Restaurant und zu Wohnzwecken genutzt.

Literatur

  • Wilhelm Hansen, Kreft Herbert: Fachwerk im Weserraum. Niemeyer, Hameln 1980, ISBN 3-87585-048-3 (Baukunst im Weserraum 3).
  • Fred Kaspar: Fachwerkbauten in Westfalen vor 1600. Coppenrath, Münster 1978, ISBN 3-920192-69-9 (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland 14).
  • Elmar Nolte: Zum Profanbau der mittelalterlichen Stadt Warburg. In: Franz Mürmann (Hrsg.): Die Stadt Warburg. 1036–1986. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Band 2. Hermes, Warburg 1986, ISBN 3-922032-07-9, S. 165.
  • Nikolaus Rodenkirchen: Kreis Warburg. Mit geschichtlichen Einleitung von Gerhard Pfeiffer. Aschendorff, Münster 1939 (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen 44).
  • Josef Schepers: Haus und Hof deutscher Bauern, Bd. 2: Westfalen-Lippe, Münster 1960.

Einzelnachweise

  1. Beschreibung als Denkmal des Monats September 2007 bei der Arbeitsgemeinschaft historische Stadtkerne NRW, abgerufen am 11. März 2011
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