- Einhorn-Apotheke (Heilbronn)
-
Die Einhorn-Apotheke ist eine Apotheke in Heilbronn, deren Geschichte bis auf das Jahr 1604 zurückgeht. Das historische Apothekengebäude war das einzige Heilbronner Privathaus im Stil des Rokoko, wurde jedoch 1944 zerstört und 1954 durch einen Neubau ersetzt.
Geschichte
Der Apotheker Anton Fröreisen gründete im Jahre 1604 eine Apotheke am Heilbronner Hafenmarkt (nach anderer Quelle[1] wurde die Apotheke 1653 von dem Apotheker Andreas Mangold gegründet, wobei dessen Witwe den Apotheker Johann Wolfgang Neubauer heiratete). 1690 gelangte die Apotheke in den Besitz der Apotheker-Familie Neubauer, die in ihrem Wappen ein Einhorn führte, das der Apotheke 1735 ihren heutigen Namen gab. In der Hauptabteilung der Apotheke hing ein Gemälde von 1698, das den Vater Neubauer mit 47 Jahren darstellte. Ein anderes Ölgemälde, das den Sohn Neubauer zeigte, war in der homöopathischen Abteilung der Apotheke zu finden. Beide Persönlichkeiten werden in ihren zeitgenössischen „charakteristischen, üppigen Trachten“ gezeigt.
Im Jahre 1764 (nach anderer Quelle 1775[1]) wurde das Gebäude als einziges Privatgebäude im Stil des Rokoko umgebaut. Das Rokoko-Gebäude war dreigeschossig mit einem Walmdach und Gauben. Das Gebäude war reich mit Schmuckelementen des Rokoko verziert und hatte als besonderes Schmuckstück eine Äskulapstatue an der Ecke zur Sülmer- und Lothorstraße.[2] Johann Wolfgang von Goethe bewunderte in seinen Tagebucheinträgen vom 27. und 28. August 1797 in Aus einer Reise nach der Schweiz[1] das architektonische Schmuckstück im Stil des Rokoko und bemerkte hierzu: „Ein einziges Gebäude zeichnet sich aus, das durch die Bildsäule des Aeskulaps und durch die Basreliefs von zwey Einhörnern sich als Apotheke ankündigt.“[3] Die Einhörner waren in den Wappenreliefs in den Giebeldreiecken zu sehen.[1] Weiterhin befand sich im Treppenhaus auch eine aus Holz geschnitzte, segnende Figur die Christus darstellte und im 16. Jahrhundert angefertigt worden war.[1] Diese Figur stand unter einem „gotischen Farbenfenster“, welches im Haus entdeckt worden war.
Nach 1804 gelangte die Apotheke in den Besitz anderer Inhaber, auch der Name der Apotheke änderte sich. Im Jahr 1927 erwarb der Apotheker Hugo Dorn die Apotheke und benannte sie erneut Einhorn-Apotheke. Beim Luftangriff auf Heilbronn 1944 wurde der Rokoko-Bau zerstört. Den kopflosen Torso der Äskulap-Figur konnte der Lehrer Wilhelm Rieth in der Nachkriegszeit noch in den Trümmern entdecken, aber nicht mehr für das Heilbronner Museum und die Nachwelt retten, da er vor seinen Augen von zwei Männern abtransportiert wurde und so das Schicksal manch anderer Kunstschätze teilte, die von „Goldgräbern“ in den Trümmern Heilbronns gestohlen wurden.[4]
Der Apotheker Hans Dorn ließ das Bauwerk im Jahre 1954 an der Ecke Sülmerstraße/Lothorstraße durch ein Gebäude nach Plänen von Otmar Schär ersetzen.[5] Das Gebäude verfügt heute über sechs Achsen und vier Stockwerke und ist mit fränkischen Muschelkalk verkleidet. Weiterhin wird das Gebäude im Erdgeschoss durch einen Säulengang und zur Lohtorstraße hin mit einem Metallgeflecht geschmückt, das ein Einhorn darstellt. Das Einhorn wurde von dem Billensbacher Künstler und Vorsitzenden der Stuttgarter Sezession, Peter Jakob Schober, gestaltet.
Literatur und Einzelnachweise
- Hans Franke: Eckpfeiler mit Einhorn. In: Gerhard Schwinghammer (Hrsg.): Heilbronn und Hans Franke. Publizist, Dichter und Kritiker 1893–1964. Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 1989, ISBN 3-921923-06-9 (Heilbronner Stimme / Buchreihe. Band 3)
- ↑ a b c d e Neubauer'sche Apotheke „Zum Einhorn“. In: Deutschlands Städtebau: Heilbronn a. N. 2. Auflage. DARI Deutscher Architektur und Industrieverlag, Berlin-Halensee 1928, S. 104
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn so wie es war. Droste, Düsseldorf 1987, ISBN 3-7700-0746-8, S. 38
- ↑ Goethe’s nachgelassen Werke. Band 3, Stuttgart 1833, S. 70f.
- ↑ Uwe Jacobi: Heilbronn – Die schönsten Jahre? Nachkriegszeit in einer deutschen Stadt. Heilbronner Stimme Druckerei und Verlangsanstalt GmbH, Heilbronn 1984, ISBN 3-921923-01-8 (Reihe über Heilbronn. Band 9), S. 102
- ↑ Bernhard Lattner mit Texten von Joachim J. Hennze: Stille Zeitzeugen. 500 Jahre Heilbronner Architektur. Edition Lattner, Heilbronn 2005, ISBN 3-9807729-6-9, S. 72
49.1430555555569.2204583333333Koordinaten: 49° 8′ 35″ N, 9° 13′ 13,6″ OKategorien:- Bauwerk in Heilbronn
- Apotheke
Wikimedia Foundation.