- Eklektizismus (Architektur)
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Eklektizismus ist in der Architektur das Zitieren von Architekturstil-Elementen mehrerer vergangener Epochen an einem neuen Bauwerk.[1] Diese Methodik findet sich insbesondere im Historismus des 19. Jahrhunderts, aber beispielsweise auch im 11. Jahrhundert in der süditalienischen Romanik, wo ein arabisch-byzantinisch-normannischer Mischstil entstand. [2]Ebenso in der Postmodernen Architektur des 20. Jahrhunderts.[3]
Ein Eklektiker ist derjenige, der aus dem Vorhandenen das ihm Geeignete aussucht und versucht, es seinen Zwecken anzupassen.[4]
Inhaltsverzeichnis
Eklektizismus und Historismus
Eklektizismus wird, analog zu Historismus, auch als Epochenbegriff benutzt. Als derartiger Epochenbegriff gilt Eklektizismus aber als ungeeignet, da es damals auch andere Architekturhaltungen gab. Als Ersatzbezeichnung und Abgrenzung kann Eklektizismus gegenüber Historismus benutzt werden um den damals verbreiteten Stilpluralismus besser einzuordnen: So dienten die zahlreichen Neo-Stile in der Architektur (vgl. Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, Neobarock) nicht nur einem Bezug zur vergangenen Geschichte, sondern auch dazu, einen Ortsbezug, eine Charakterisierung der Bauaufgabe oder eine Stimmigkeit der Konstruktion herzustellen.[5]
Eklektizismus kann, innerhalb des Historismus, auch die Stilmischung des verwendeten Formenapparates an einem Gebäude meinen.[6]
Die Bezeichnung Eklektizismus kann, im Zusammenhang mit dem Historismus und mit abwertender Nebenbedeutung, auch eine Kritik am selektiven Entwurfsverfahren vieler Architekten des 19. Jahrhunderts darstellen.[7]
Eklektizismus als Methodenbegriff
Im Rahmen des architektonischen Entwurfs kann es zu einem Auswahlverfahren aus vorhandenen Stilen und Formen kommen. Dabei können auch Elemente aus verschiedenen Vorbildern miteinander kombiniert werden. Diese Vorbilder stammen mitunter aus ähnlichen Architekturkreisen (römischer Tempeltyp mit griechischen Säulen) oder aber aus völlig unterschiedlichen (Renaissanceportikus neben ägyptischen Säulen und maurischen Fensterrahmen mit gotischer Turmspitze). Beim Auswahlverfahren können zeitliche Bezüge (wie beim Historismus) oder aber räumliche (wie beim Exotismus) eine Rolle spielen.[8]
Eklektizismus als Methodenbegriff kann auch die Verwendung verschiedener Formen und Stile an unterschiedlichen Gebäuden innerhalb des Gesamtwerkes eines Architekten bedeuten, wenn es ihm gilt der jeweiligen, unterschiedlichen, Bauaufgabe gerecht zu werden.[5]
George Gilbert Scott (1811–1878) sah die Methode des Eklektizismus positiv:
- „Die Eklektik an sich ist ein gutes Prinzip, das heißt von der Kunst aller Arten die Elemente zu borgen, mit denen wir den Stil, den wir laut unserem Plan als unsere Basis und unseren Kern ausgemacht haben, bereichern und perfektionieren können.“[9]
Gottfried Semper (1803–1879) dagegen kritisierte den „Kunstjünger“, der „sein Herbarium voll mit wohlaufgeklebten Durchzeichnungen aller Art“ stopft
- „in der frohen Erwartung, daß die Bestellung einer Walhalla à la Panthenon, einer Basilika à la Monreale, eines Boudoirs à la Pompeji, eines Palastes à la Pitti, einer byzantinischen Kirche oder gar eines Bazars in türkischem Geschmacke nicht lange ausbleiben könne.“[9]
Fritz Schumacher (1869–1947) differenzierte den Eklektizismus als Entwurfsmethode:
- „Es gibt einen leichtsinnig-oberflächlichen und einen gewissenhaft-wissenschaftlichen Eklektizismus, es gibt einen Eklektizismus der Bequemlichkeit und einen der Überzeugung, einen Eklektizismus des Verstandes und einen des Gefühls.“[9]
Beispiele
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Sizilianische Romanik, La Zisa (1165-1167): In der süditalien. Romanik wurden normannische mit arabischen Formen gemischt.
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Klassizistischer Barock, St. Étienne du Mont, (1610- 1622): „die Frontfassade [ist] eine Mischung aus einer Fensterrose im gotischen Stil, einem Portikus und Giebelfeld der Klassik, sowie einem Giebel und Obelisken des Manierismus“. [10]
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Historismus, Justizpalast in Brüssel (1866-1883) von Joseph Poelaert: „Die Stilmischung des Formenapparates (Eklektizismus) ist erstaunlich: Barock, Renaissance, Römisches, Griechisches und selbst Assyrisches sind miteinander verbunden.“[6]
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Historismus, Pennsylvania Academy of the Fine Arts, (1872-1876) von Frank Furness: „Der kühne, äußerst eklektische Entwurf weist eine auffallende Fassade mit einer Mischung aus Motiven des Islam, der Gotik und der Renaissance […] auf“. [11]
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ Satz nach Nikolaus Pevsner, Hugh Honour, John Fleming: Lexikon der Weltarchitektur, 3. Auflage, München, Prestel, 1992, Lemma Eklektizismus. Dort wörtlich „... Zitieren von Stilelementen der Architektur mehrerer vergangener Epochen an einem Bauwerk.“
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„Sizilien, Kampanien, Kalabrien. Nach der Vertreibung der seit 917 in Sizilien ansässigen Araber im 11. Jh. entwickeln die Normannen einen arabisch-byzantinisch-normannischen Mischstil. Sein Eklektizismus wirkt räumlich bis Neapel, zeitlich bis in die Stauferzeit (seit 1194) [...] Hauptwerke sind die nordsizilian. Dome in Palermo, Cefalù, Monreale [...] Decke flach, offen (Cefalù, Monreale) oder arab. Stalaktitendecke (Palermo, Capella Palatina) [...] reiche Dekoration:[...] Inkrustration mit Lava und farbigen Steinen; Mosaiken (byzantin.); artesonado-artiger Fußboden (arab.)“
– Wilfried Koch:Baustilkunde - Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, Orbis-Verlag, München 1988, ISBN 3-572-05927-5, S. 136
- ↑ Satz nach Nikolaus Pevsner, Hugh Honour, John Fleming: Lexikon der Weltarchitektur, 3. Auflage, München, Prestel, 1992, Lemma Eklektizismus
- ↑ Satz nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin, 1929-1932 (4 Bände), Lemma Eklektizismus
- ↑ a b Absatz nach Eklektizismus in Vittorio Magnago Lampugnani (Hrsg.) Hatje-Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts, 1998
- ↑ a b vgl. beispielsweise Fritz Baumgart: DuMont's kleines Sachlexikon der Architektur, Köln, 1977, Lemma Historismus. Dort mit Bezug auf den Justizpalast von Brüssel (1866-1883) von Joseph Poelaert: „Die Stilmischung des Formenapparates (Eklektizismus) ist erstaunlich: Barock, Renaissance, Römisches, Griechisches und selbst Assyrisches sind miteinander verbunden.“
- ↑ Satz nach Eklektizismus in Vittorio Magnago Lampugnani (Hrsg.) Hatje-Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts, 1998
- ↑ Absatz und Beispiele (diese wörtlich) nach Eklektizismus in Vittorio Magnago Lampugnani (Hrsg.) Hatje-Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts, 1998
- ↑ a b c zitiert nach Eklektizismus in Vittorio Magnago Lampugnani (Hrsg.) Hatje-Lexikon der Architektur des 20. Jahrhunderts, 1998
- ↑ Richard Reid:Bauwerke. Ein Reiseführer. Europa und Nordarmerika. 3500 Bauten - 1700 Zeichnungen. Alle Epochen und Baustile, Weltbild, Augsburg 1980, S. 218
- ↑ Richard Reid:Bauwerke. Ein Reiseführer. Europa und Nordarmerika. 3500 Bauten - 1700 Zeichnungen. Alle Epochen und Baustile, Weltbild, Augsburg 1980, S. 399
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