Elizabeth B. Snyder

Elizabeth B. Snyder

Elizabeth B. Snyder (eigentlich Ursula Maria Waltraud Tilch; * 30. August 1923 in Breslau) ist eine deutsche Bildende Künstlerin und Sängerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Technik-Ästhetin Elizabeth B. Snyder, geboren 1923 in Breslau, bei einem Symposion im Garten des ökologisch-botanischen Instituts der Universität Bayreuth, Sommer 2009.

Die Kindheit erlebte Snyder in Breslau. Nach der Vertreibung ihrer Familie aus Schlesien verbrachte sie die Jugendzeit in Mistelbach. Sie war zunächst als Journalistin tätig, engagierte sich dann 28 Jahre lang als Sonderchorsängerin der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth. Ihre audiovisuellen und künstlerischen Arbeiten blieben zunächst auf das lokale Umfeld begrenzt. Erst seit 2003 tritt sie zunehmend mit ihren Werken an die Öffentlichkeit. Gegenwärtig setzt sie sich auch mit einem wissenschaftstheoretisch beeinflussten Kunstbegriff auseinander, der außerhalb des bislang von ihr bearbeiteten Technik-Ästhetizismus angesiedelt ist. Insbesondere befasst sie sich mit Fragestellungen, die über die von Rene Descartes eingeführte Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften hinausweisen.

Kunstbegriff

Arbeitsmethodik

„MEGATOD“ - Eine Collage von Elizabeth B. Snyder im Stil der Arbeitsweise von Max Ernst. Die Künstlerin sieht ihre Aufgabe darin, auf dem Papier ein Zusammentreffen fremder Realitäten künstlich herzustellen, um im Betrachter die Idee von Verhältnisbeziehungen zu erwecken, die er so nicht wahrgenommen hätte. Phantastische Extrapolation und visionäre Hoffnung stehen dabei einer Horrorvorstellung gegenüber: Die Raketentypen V2 und Pershing als Vehikel für den atomaren Megatod.

Die Hauptthemen ihrer an die Techniken des deutschen Surrealisten Max Ernst angelehnten Arbeiten sind symbolische Umsetzungen der Gefährdungen des Menschen durch Technik. In einem Interview über ihre Arbeitsweise zitierte sie Max Ernst folgendermaßen: „Die Technik der Collage ist die systematische Ausbeutung des zufälligen Zusammentreffens von wesensfremden Realitäten auf einem Blatt Papier, wobei dieses Zusammentreffen durchaus künstlich provoziert sein darf. - Und genau so verhält es sich bei meinen Arbeiten. Dadurch, dass ich wesensfremde Realitäten miteinander verbinde, entsteht im Betrachter der Funke einer Idee von Verhältnisbeziehungen, die er so und in dieser Weise vorher nicht wahrgenommen hat.“ [1]

Philosophie

„ROCKETCHURCH“ - Es ist dieselbe Kultur; früher gebar sie gotische Kathedralen, heute gewaltige Raketen: Elizabeth B. Snyder sieht über mehr als tausend Jahre den gleichen Drang am Werke.

Die Künstlerin sieht ihre Aufgabe darin, beim Betrachter systematisch auf Gelegenheiten hin zu schaffen, die in ihm Ideen von Kontexten und unerwarteten Verbindungen erwecken können, die ihm ohne ihre künstlerische Arbeit nicht zugewachsen wären. Sie sieht sich als Befürworterin eines bescheidenen In-der-Welt-Seins, da sie von der geistigen und moralischen Unreife des Homo sapiens überzeugt ist. „Das Bindeglied zwischen den Menschenaffen und den Menschen, das sind wir, der Homo sapiens. Der Weg zum Menschen ist noch weit.“ [2] Für sie als engagierte Katholikin, die sich im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Erhaltung der Natur als gottgegebenen Lebensraum des Menschen aktiv einsetzt, stellt sich die Raumfahrt dar als ultimativer Ausdruck eines von technikenthusiastischer Naturwissenschaft getriebenen Strebens nach immer mehr, immer weiter, immer höher. „Wohin uns dieses Streben gebracht hat, sieht zum ersten Mal in aller Deutlichkeit erst unsere Generation. (…) Leider verschlimmern sich unsere Probleme mit jeder technischen Anstrengung und jeder Innovation nur noch weiter. Wir stehen vor ökologischen Umwälzungen, die auch noch unsere Kinder und Enkel betreffen. Gleichzeitig hinterlassen wir ihnen atomaren Müll, der in Zehntausenden von Jahren immer noch hochgefährlich sein wird. (…) Die Naturwissenschaft kann uns genau sagen, wie man ein Atomkraftwerk baut, wie man es in Betrieb hält, sogar, was es kostet. Aber ob es gut ist, ein Atomkraftwerk zu bauen, das kann sie uns nicht sagen.“ [3] Aus diesem Grund plädiert Snyder für intensive Arbeit an einer gegenseitigen Bezogenheit von Natur- und Geisteswissenschaften in der Weise wie sie Alfred North Whitehead postulierte, sowie für Prädisziplinarität im Sinne von Hermann Schrödter, um so zu einem reifen, nachhaltigen Umgang mit der Ökosphäre zu gelangen.

Werke (exemplarische Auswahl)

„ODYSSEE“ - Eine europäische Ariane-Rakete und der Text von Homer aus dem 8. Jahrhundert vor Christus über die Heimkehr des Odysseus zu Penelope. War es das griechische Denken mit seiner Suche nach den Gründen und seinem Streben nach beweisbarer Mathematik, das zur Luft- und Raumfahrttechnik führte? Ist die antike Idee vom „Agon“, vom Wettkampf und Wettstreit, der Auslöser unseres Strebens nach immer mehr, immer weiter, immer höher?
  • Odyssee, 1998, Collage, 40x55
  • Rocketchurch, 1998, Collage, 65x55
  • Sibyllen, 2003, Collage, 55x45
  • Megatod, 2009, Collage, 80x55
  • Täwahdo, 2011, Collage, 65x45.

Mitwirkung bei TV-Sendungen

  • BR Alpha, 2003: Weltmacht USA - Historische und aktuelle Perspektiven, 87'47" min, dreiteilig.
  • BR Alpha, 2004: Wohin steuert Indonesien? - Ängste, Spannungen und Hoffnungen eines Vielvölkerstaates, 88'50" min, dreiteilig.
  • BR, 2004: Mit der Kirche im Dorf - Bilder vom katholischen Leben in Bayern, 43'30" min.
  • K-TV, 2006: Planet des Lebens - Bali/Java, 3'44" min.
  • BR Alpha, 2006: Das Zweite Vatikanische Konzil: Ereignis - Rezeption – Zukunft, 59'13" min, zweiteilig.
  • Sibyllen im Herkules, 26'30", 2011.

Literatur

  • Thaddaios Apostolos Alexander: „Der Wahnsinn irdisch-profitgierigen Denkens“ - Was Raumfahrt und Literatur miteinander zu tun haben, Interview mit Elizabeth B. Snyder, in: Perry Rhodan 2342, Journal Nr. 99, Beilage zu Bd. 43 der Serie Terranova, Red.: Hartmut Kasper, Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2006, S. 8 - 11.
  • Thaddaios Apostolos Alexander: Schöpfung oder Evolution? - „Ein überflüssiger Streit greift um sich“, Interview mit Elizabeth B. Snyder, in: Perry Rhodan 2422, Journal Nr. 113, Beilage zu Bd. 23 der Serie Negasphäre, Red.: Hartmut Kasper, Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2008, S. 7 - 9.
  • Philip Thoel: Der Alptraum unserer verspielten Zukunft. Ein Gespräch mit der Künstlerin Elizabeth B. Snyder, in: Das Science Fiction Jahr 2010, hrsg. v. Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-52681-5, München 2010, S. 618 – 632.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Philip Thoel: Der Alptraum unserer verspielten Zukunft. Ein Gespräch mit der Künstlerin Elizabeth B. Snyder, in: Das Science Fiction Jahr 2010, hrsg. v. Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-52681-5, München 2010, S. 619.
  2. Philip Thoel: Der Alptraum unserer verspielten Zukunft. Ein Gespräch mit der Künstlerin Elizabeth B. Snyder, in: Das Science Fiction Jahr 2010, hrsg. v. Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-52681-5, München 2010, S. 628.
  3. Philip Thoel: Der Alptraum unserer verspielten Zukunft. Ein Gespräch mit der Künstlerin Elizabeth B. Snyder, in: Das Science Fiction Jahr 2010, hrsg. v. Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag, ISBN 978-3-453-52681-5, München 2010, S. 628f.

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