- Es schienen so golden die Sterne
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Es schienen so golden die Sterne ist ein Gedicht von Joseph von Eichendorff. Es wurde 1834 in dem Roman "Dichter und ihre Gesellen"[1] publiziert.
Inhaltsverzeichnis
Struktur
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je acht Versen mit Kreuzreimen der Gestalt ababcdcd.[2] Das Metrum stellt einen dreihebigen Daktylus mit Auftakt dar. Die Kadenzen wechseln regelmäßig zwischen weiblich und männlich. Eichendorff bedient sich mehrsilbiger Senkungen.[3]
Wortlaut
Die Schreibung folgt der zitierten Textausgabe, S. 334, 21. Z.v.o.
Sehnsucht
- Es schienen so golden die Sterne,
- Am Fenster ich einsam stand
- Und hörte aus weiter Ferne
- Ein Posthorn im stillen Land.
- Das Herz mir im Leib entbrennte,
- Da hab' ich mir heimlich gedacht:
- Ach wer da mitreisen könnte
- In der prächtigen Sommernacht!
- Zwei junge Gesellen gingen
- Vorüber am Bergeshang,
- Ich hörte im Wandern sie singen
- Die stille Gegend entlang:
- Von schwindelnden Felsenschlüften,
- Wo die Wälder rauschen so sacht,
- Von Quellen, die von den Klüften
- Sich stürzen in die Waldesnacht.
- Sie sangen von Marmorbildern,
- Von Gärten, die über'm Gestein
- In dämmernden Lauben verwildern,
- Palästen im Mondenschein,
- Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
- Wann der Lauten Klang erwacht,
- Und die Brunnen verschlafen rauschen
- In der prächtigen Sommernacht. -
Interpretation
- In seiner sehr genauen Besprechung geht Seidlin an mehreren Stellen auf das Metrum[4] ein. Des Weiteren wird der moderate Beleuchtungswechsel der Szenerie - von düsterer Waldesnacht über dämmernde Lauben zu vollem Mondenschein diskutiert.[5] Das Gedicht zerfalle in drei Teile - ein es-Gedicht (Vers 1), ein ich-Gedicht (Verse 2 bis 8) und ein sie-Gedicht (Verse 9 bis 24).[6]
- Frühwald zieht eine Parallele zu Goethes Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn. Zudem erinnere das Lob auf die Kunstheimat Italien an die Herzensergießungen. Fiametta, die Sängerin des oben zitierten Textes, singe mit nachtigallfarbener Stimme das Lied der Poesie. Das Lied entstehe in einem erfüllten Augenblick aus der Schau von Erinnerung und Gegenwart. Dabei sei das Lied die Bewegung des Herzens selbst. Die ein solches Lied singe, sage alle Kunst Eichendorffs.
- Freund[7]: Der Traum von der metaphysischen Reise ins goldene Reich der Sterne sei ausgeträumt. Der poetische Mensch bleibe einsam am heimatlichen Fenster stehen, "unfähig, seine Enge zu verlassen".
Literatur
- Helmut Motekat: Reife und Nachklang romantischer Weltfülle. Betrachtungen zu Joseph von Eichendorffs Gedicht 'Sehnsucht'. S. 97-103 in: Blätter für Deutschlehrer 4(1956/57)
- Oskar Seidlin: Joseph von Eichendorff. Sehnsucht. S. 102-108 in: Karl Hotz (Hrsg.): Gedichte aus sieben Jahrhunderten. Interpretationen. 311 Seiten. C. C. Buchner, Bamberg 1990 (2. Aufl.). Entnommen aus: Oskar Seidlin: Versuche über Eichendorff. S. 54. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985
- Wolfgang Frühwald: Die Poesie und der poetische Mensch. Zu Eichendorffs Gedicht 'Sehnsucht'. S. 380-393 in: Wulf Segebrecht (Hrsg.): Gedichte und Interpretationen. Band 3. Klassik und Romantik. Reclam UB 7892, Stuttgart 1984 (Aufl. 1994). 464 Seiten, ISBN 3-15-007892-X
- Winfried Freund: Deutsche Lyrik. Interpretationen vom Barock bis zur Gegenwart. 224 Seiten. Wilhelm Fink Verlag, München 1990, ISBN 3-7705-2649-X
- Horst Joachim Frank: Handbuch der deutschen Strophenformen. Francke Tübingen 1993 (2. Aufl.). 885 Seiten. ISBN 3-7720-2221-9[8]
Zitierte Textausgabe
- Dichter und ihre Gesellen. Novelle. S. 105-353 in Brigitte Schillbach (Hrsg.), Hartwig Schultz (Hrsg.): Dichter und ihre Gesellen. Erzählungen II. in Wolfgang Frühwald (Hrsg.), Brigitte Schillbach (Hrsg.), Hartwig Schultz (Hrsg.): Joseph von Eichendorff. Werke in fünf Bänden. Band 3. 904 Seiten. Leinen. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1993 (1. Aufl.), ISBN 3-618-60130-1
Weblinks
Wikisource: Sehnsucht – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
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