- Ethnische Medien
-
Ethnische Medien oder genuine Ethnomedien (ethnic minority media) sind Medien,
- die sich inhaltlich überwiegend an die Mitglieder von ethnischen Minderheiten richten (Zielgruppe),
- überwiegend von Mitgliedern der ethnischen Minderheit (minority journalists) produziert werden (Produktion) und
- von ethnischen Minderheiten herausgegeben und kontrolliert werden (Kontrolle, Besitz)[1].
Ein weiteres Kriterium für ein idealtypisches ethnisches Medium ist, dass es sich wirtschaftlich selbst erhält, das heißt, dass es als Geschäftsmodell funktioniert. Wird ein Medium zwar von ethnischen Minderheiten für ethnische Minderheiten produziert und herausgegeben, ist aber überwiegend von einem Geldgeber der Mehrheitsgesellschaft abhängig, dann verliert es dadurch die publizistische Unabhängigkeit und wird aus wissenschaftlicher Sicht nicht mehr als klassisches "Ethnomedium", sondern als "Schein-Ethnomedium", als ein "Fake-Ethnomedium", bezeichnet.
Neben idealtypischen genuinen Ethnomedien gibt es auch Auslandsmedien mit "Ethno-Anteil" (Hybridformen), die ihre Inhalte, meist einige Seiten, für gewisse Regionen der Erde oder einzelne Länder adaptieren. So hat beispielsweise die türkische Tageszeitung Hürriyet einen Europateil oder die serbische Tageszeitung Kurir spezielle Österreich-Seiten.
Einzelne Fernsehserien in Mehrheitsmedien, wie in Deutschland: "Türkisch für Anfänger" oder in Österreich: "Tschuschenpower" oder "Mitten im 8-ten" oder einzelne Radiosendungen, die von Zuwanderern für Zuwanderer produziert werden oder in Printmedien einzelne Rubriken, Sonder- oder Themenseiten oder Seiten, die von Migranten gestaltet werden, wie beispielsweise die wöchentliche "Migrantenseite" in der Tageszeitung "Die Presse", sind aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht keine eigenen(Ethno-)Medien. Es handelt sich dabei um Ethno-Anteile in Mainstream-Medien.
Literatur
- Müller, Daniel (2005): Die Inhalte der Ethnomedien unter dem Gesichtspunkt der Integration. In: Geißler, Rainer/Pöttker Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Problemaufriss. Forschungsstand. Bibliografie. Bielefeld: transcript, S.323-388, ISBN 3-89942-280-5.
- Müller, Daniel (2005): Ethnische Minderheiten in der Medienproduktion. In: Geißler, Rainer/Pöttker Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Problemaufriss. Forschungsstand. Bibliografie. Bielefeld: transcript, S.223-238, ISBN 3-89942-280-5.
- Müller, Daniel (2009): Uyum statt entegrasyon? Zur Europa-Ausgabe der türkischen Zeitung Hürriyet. In: Geißler, Rainer/Pöttker Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Forschungsbefunde. Bielefeld: transcript, S.299-316, ISBN 978-3-8376-1027-7.
- Weber-Menges, Sonja (2005): Die Entwicklung ethnischer Medienkulturen. Ein Vorschlag zur Periodisierung. In: Geißler, Rainer/Pöttker Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Problemaufriss. Forschungsstand. Bibliografie. Bielefeld: transcript, S.241-322, ISBN 3-89942-280-5.
Einzelnachweise
- ↑ Müller, Daniel (2005): Die Inhalte der Ethnomedien unter dem Gesichtspunkt der Integration. In: Geißler, Rainer/Pöttker Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland. Problemaufriss. Forschungsstand. Bibliografie. Bielefeld: transcript, S.323f, ISBN 3-89942-280-5.
Wikimedia Foundation.