Eugenik, Erblehre, Erbpflege

Eugenik, Erblehre, Erbpflege

Eugenik war die zwischen Oktober 1930 und Juni 1933 erschienene Zeitschrift mit dem Untertitel Erblehre, Erbpflege des eugenisch orientierten Deutschen Bundes für Volksaufartung.

Die Zeitschrift wurde im Jahre 1926 unter dem Titel Zeitschrift für Volksaufartung und Erbkunde gegründet. Ab 1928 erschien sie bis September 1930 als Zeitschrift für Volksaufartung, Erbkunde und Eheberatung. Im Oktober 1930 wurde die Zeitschrift unter dem Titel Eugenik, Erblehre, Erbpflege neu herausgeben von dem zweiten Vorsitzenden des Bundes für Volksaufartung und preußischen Wohlfahrtsminister Arthur Ostermann. Weitere Herausgeber von Eugenik, Erblehre, Erbpflege waren die Wissenschaftler Eugen Fischer, Fritz Lenz, Hermann Muckermann, Ernst Rüdin und Otmar Freiherr von Verschuer. Sie erschien im Berliner Verlag Alfred Metzner.

Eugenik, Erblehre, Erbpflege entwickelte sich praktisch zum Organ des eugenisch orientierten, „Berliner“ Flügels der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene um Fischer, dem auch Muckermann, Ostermann und von Verschuer zuzurechnen waren. Dagegen bestimmte der konkurrierende nordisch-rassentheoretisch orientierte „Münchner“ Flügel, dem Alfred Ploetz, Rüdin und Lenz angehörten die Linie des Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie, der offiziellen Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene.[1]

Für 1933 ist eine Auflage von 4200 für Eugenik, Erblehre, Erbpflege nachgewiesen.[2] Eugenik, Erblehre, Erbpflege erreichte mit solchen Auflagen fünfmal soviele Leser wie das Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie.[3]

Im Geleitwort von Eugenik, Erblehre, Erbpflege wurde 1930 bestimmten Menschengruppen der Wert ihres Lebens abgesprochen und neue bevölkerungspolitische Gesetze gefordert:

„Ein erdrückender und ständig wachsender Ballast von untauglichen, lebensunwerten Menschen wird unterhalten und in Anstalten verpflegt - auf Kosten der Gesunden, von denen Hunderttausende ohne eigene Wohnung sind und Millionen ohne Arbeit darben. Mahnt die Not unserer Zeit nicht laut genug ‚Planwirtschaft‘, d.h. Eugenik auch in der Gesundheitspolitik zu treiben?“[4]

Im Jahre 1933 stellte die Zeitschrift aufgrund der Gleichschaltung der Presse im nationalsozialisch regierten Deutschland nach ihrer Juli-Ausgabe das Erscheinen ein.

Literatur

  • Hans Walter Schmuhl: Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927-1945, Wallstein Verlag, 2005, ISBN 3-892447-99-3 (Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus, Band 9)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schmuhl: Grenzüberschreitungen, 2005, Seite 125
  2. Hans-Günter Zmarlik: Der Sozialdarwinismus in Deutschland als geschichtliches Problem, in Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 11, Nr.3 1963 (28 Seiten Pdf)
  3. Schmuhl: Grenzüberschreitungen, 2005, Seite 30
  4. P. Weingart, J. Kroll, K. Bayertz: Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in Deutschland, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, S.253, hier zitiert nach: Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus, Walter de Gruyter, Berlin 2000, Seite 382

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