- Feinfühligkeit
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Feinfühligkeit ist ein durch Mary Ainsworth geprägter Begriff (engl. maternal sensitivity) aus der Psychologie frühkindlicher Bindungen und bezeichnet die Qualität der Reaktion einer Bezugsperson eines Kleinkindes, durch die diese Person die frühkindliche Bindung so beeinflusst, dass sich eine sichere Bindung ergibt.[1][2] Die von Ainsworth entwickelte Messmethodik wurde 1977 durch den Psychologen K. E. Grossmann ins Deutsche übertragen.[3]
Hintergrund für die Überlegungen war die Beobachtung, dass Kleinkinder mit denjenigen Bezugspersonen (Mutter, Vater, usw.) die stärksten Bindungen eingehen, die in bestimmter Art und Weise - eben feinfühlig - mit den Kindern umgehen. Die als Feinfühligkeit beschriebene Art und Weise zeichnet sich durch die folgenden Merkmale aus:
Worum geht es? Was bedeutet das konkret? 1. Wahrnehmung des Verhaltens des Kindes Die Bezugsperson ist geistig und körperlich aufmerksam, nimmt Äußerungen des Kindes wahr, auch Mimik- und Verhaltensänderungen. 2. richtige Interpretation der Äußerungen Die Bezugsperson erkennt die Bedürfnislage des Kindes unbeeinflusst von ihren eigenen Empfindlichkeiten 3. sofortige, prompte Reaktion Die Bezugsperson zeigt dem Kind damit die Wirksamkeit seines Verhaltens. 4. angemessene Reaktion Die Bezugsperson reagiert - dem Alter des Kindes angemessen
- im richtigen Modus: Eingehen auf das Bindungsverhalten bei Angst (z. B. beruhigen, in den Arm nehmen), Anregung für das Explorationsverhalten bei Langeweile (z. B. Rassel schütteln, Ball werfen).
Bindungsqualität
Keller-Schuhmacher nennt die folgenden Bindungsqualitäten, die sich aus Be- bzw. Missachtung feinfühligen Verhaltens ergeben. Dabei soll Feinfühligkeit die sichere Bindung unterstützen.[2]
- organisierte Bindungsmuster
- sichere Bindung
- unsicher-vermeidende Bindung
- unsicher-ambivalente Bindung
- Desorganisierte Bindung
- Gestörte Bindung (pathologisch)
Literatur
Siegel, Daniel (2004). "Gemeinsam leben, gemeinsam wachsen. Wie wir uns selbst besser verstehen und unsere Kinder einfühlsam ins Leben begleiten können." Freiamt im Schwarzwald: Arbor.
Quellen
- ↑ Helmut Johnson (2006) Bindungsstörungen Material zur Systemischen Arbeit in Erziehung und Betreuung; Online
- ↑ a b Kathrin Keller-Schuhmacher (2010) Bindung – von der Theorie zur Praxis: worauf kommt es an?; Referat anlässlich der Fachtagung der AWO vom 8. November 2010 in Freiburg i.Br.; Online
- ↑ Klaus E. Grossmann (1977) Skalen zur Erfassung mütterlichen Verhaltens von Mary D.S. Ainsworth; In: K. E. Grossmann (Hrsg.) Entwicklung der Lernfähigkeit in der sozialen Umwelt; München, Kindler, S. 96-107
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