- Finescale
-
Unter dem Begriff Finescale werden mehrere Standards für Modelleisenbahnen zusammengefasst, die gegenüber den üblichen NEM-Standards das Vorbild genauer darstellen. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit dem Rad-Schiene-System benutzt, da sich Änderungen in diesem Bereich schnell auf die Kompatibilität auswirken. Dabei wird jedoch verkannt, dass letztlich viel weitreichendere Änderungen in allen modellbahnerischen Bereichen erforderlich sind, um die technische Funktion zu gewährleisten und ein geschlossenes Erscheinungsbild zu liefern.
Inhaltsverzeichnis
Vergröberungen gegenüber dem Vorbild
Bei Modellbahnfahrzeugen steht die technische Funktionalität häufig der Vorbildlichkeit im Weg. Dies liegt darin begründet, dass sich physikalische Größen und Gesetze nicht mitverkleinern lassen. Zudem sind die Radien der Gleisanlagen einer Modellbahn typischerweise unverhältnismäßig kleiner als die entsprechenden Vorbildradien, was man mit gröberen Radsätzen, insbesondere größeren Spurkränzen, zu kompensieren suchte.
Da die Modellbahn immer mehr als Modell und weniger als Spielzeug begriffen wird, und die groben Räder in starkem Kontrast zu den immer feineren übrigen Details der Modelle stehen, gibt es Bestrebungen, die Vorbildlichkeit auch in diesem Bereich zu steigern. Im deutschsprachigen Raum wird dies unter dem Schlagwort „Runter von der hohen Schiene“ zusammengefasst, da Spurkränze mit größerem Radius auch entsprechend gröbere Schienenprofile erzwingen. Es hat sich gezeigt, dass bei entsprechendem Umgang mit den Modellen viele der zuvor praktizierten Vergröberungen unnötig sind.
Finescale-Standards in Nenngröße H0
In der Nenngröße H0 existieren mehrere Finescale-Standards für Radsätze, die unterschiedlich weit ausgereift sind. Einen guten Anhaltspunkt bietet dabei die Spurkranzhöhe, da diese auch mit bloßem Auge eine leichte Einordnung ermöglicht. In der NEM 310[1] ist sie mit 0,6 - 1,2 mm festgelegt, wobei Großserienhersteller vornehmlich den oberen Bereich ausnutzen. Auch die übrigen Abmessungen der Räder variieren je nach Standard, so liegen etwa die Radbreiten zwischen 2,8 und 1,49 mm.
Die Bezeichnung Finescale wird gemeinhin auf alles angewandt, was maßstäblicher (sprich: feiner) als der NEM-Standard ist. Dies beginnt bei RP-25 Rädern nach Norm der NMRA, welche mit 0,64 mm Spurkranzhöhe eigentlich über dem NEM-Mindestmaß liegen.[2]
Dem Vorbild wirklich nahe kommen dabei erst Standards wie Proto:87, H0Pur oder H0-Finescale, alle mit ca. 0,3 mm Spurkranzhöhe. Exakt vorbildlich wäre ein Maß von 0,28 mm.
Finescale-Standards in anderen Spurweiten
Während in den Nenngrößen größer H0 bereits seit längerem Finescale-Standards bestehen, gibt es in Nenngröße N unter dem Stichwort fiNescale erst seit einigen Jahren Bestrebungen, das Gleis-Schiene-System zu verfeinern.[3] Dabei werfen vor allem das geringe Eigengewicht und die resultierende Schmutzanfälligkeit der Fahrzeuge Probleme auf.
Weitere Konsequenzen
Nicht nur können Fahrzeuge mit den üblichen NEM-Radsätzen nicht auf Gleisen fahren, die für Fahrzeuge mit Finescale-Rädern ausgelegt sind, sondern umgekehrt erfordern diese größere Kurvenradien und kleinere Herzstücklücken, sodass sie häufig nicht auf Gleismaterial aus Großserienproduktion fahren können. Dies macht deutlich, dass sich die höhere Vorbildlichkeit nicht nur auf die Räder oder die Spurkranzhöhe erstreckt, sondern quasi alle Bereiche der Modellbahn umfasst. So ziehen feinere Räder die Möglichkeit weiterer Verfeinerungen an den Fahrzeugen nach sich, insbesondere bei engen Radständen oder Triebwerken von Lokomotiven. Gleise und Gleisumfeld können realistischer gestaltet werden, sodass letztlich die Modellbahn als ganze jeglichen Spielzeugcharakter verliert.
Literatur
- Winfried Schmitz-Esser: „Verlockung Finescale“ in: Miba Miniaturbahnen, Heft 9/2001, S. 42ff.
Einzelnachweise
- ↑ NEM 310-d. Abgerufen am 4.Juli 2010.
- ↑ NMRA RP-25 Wheel Contour. Abgerufen am 4. Juli 2010
- ↑ Track and wheel standards for fiNe-scale. Abgerufen am 3. Juli 2010.
Wikimedia Foundation.