Funktionalstilistik

Funktionalstilistik

Unter Funktionalstilistik ist derjenige Zweig der linguistischen Stilistik zu verstehen, der sich der Beobachtung und theoretischen Begründung der Funktionalstile widmet. Funktionalstile sind dabei die spezifischen Verwendungsweisen von Sprache, die sich in einer Sprachgemeinschaft unter bestimmten Kommunikationsbedingungen ergeben. So ist generell festzustellen, dass sich die Ausdrucksweisen der Alltagssprache von denen der Sprache der Wissenschaft unterscheiden. Da also Funktionalstile sich in Abhängigkeit von den Kommunikationsbereichen entwickeln, sprechen Fleischer, Michel und Starke lieber von Bereichsstilen.[1]

Funktionalstile

Die Funktionalstilistik ist aus der Prager und der sowjetischen funktionalistischen Linguistik (Elise Riesel) hervorgegangen. Sie stellt fest, dass sich in einer Sprachgemeinschaft in unterschiedlichen Kommunikationsbereichen verschiedene typische Ausdrucksweisen, Stile, entwickeln. Insgesamt werden 4 - 5 solcher Kommunikationsbereiche angenommen: die Kommunikation im Alltag, in Presse und Publizistik, in der Wissenschaft, im öffentlichen Verkehr (= Stil der Behörden und Gerichte) und in der Belletristik. Abgrenzung, Benennung und Zahl dieser Stile unterscheiden sich bei den verschiedenen Autoren. Untersuchungen zu stilistischen Phänomenen orientieren sich oft an einem der Modelle der Funktionalstilistik.[2]

Literatur

  • Wolfgang Beutin: Sprachkritik - Stilkritik. Eine Einführung. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1976, S. 88-101. ISBN 3-17-001888-4.
  • Wolfgang Fleischer, Georg Michel, unter Mitarbeit von Rosemarie Gläser, Wolfgang Heinemann, Ursula Kändler und Günter Starke: Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. 2, unveränderte Auflage. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1977, S. 23-27. (Erste Auflage 1975)
  • Bernd Spillner: Linguistik und Literaturwissenschaft. Stilforschung, Rhetorik, Textlinguistik. Kohlhammer, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1974, vor allem S. 56-58. ISBN 3-17-001734-9.

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Fleischer, Georg Michel, Günter Starke: Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. Peter Lang, Frankfurt/Main und andere 1993, S. 30. ISBN 3-631-44771-X.
  2. Cornelia Schindelin: Die quantitative Erforschung der chinesischen Sprache und Schrift. In: Reinhard Köhler, Gabriel Altmann, Rajmund G. Piotrowski (Hrsg.): Quantitative Linguistik - Quantitative Linguistics. Ein internationales Handbuch. de Gruyter, Berlin/ New York 2005, S. 947-970, S. 960f. zu Untersuchungen zum Chinesischen, orientiert an der Funktionalstilistik. ISBN 3-11-015578-8.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Funktiolekt — Als Funktiolekt (aus Funktion und dem Konfix lekt aus Dialekt) wird in der Varietätenlinguistik die sprachliche Variation einer Sprache bezogen auf ihren kommunikativen Zweck innerhalb eines Kommunikationsbereichs bzw. einer Tätigkeitssituation… …   Deutsch Wikipedia

  • Quantitative Stilistik — Die Quantitative Stilistik (auch: Stilometrie, Stilstatistik; engl. Stylo Statistics) ist eine Disziplin, an der sowohl die Quantitative Linguistik als auch die Quantitative Literaturwissenschaft ihren Anteil haben. Sie untersucht den Stil… …   Deutsch Wikipedia

  • Elise Riesel — Elise Riesel, geborene Grün, in Russland auch bekannt als Eliza Genrichovna Rizel (* 12. Oktober 1906 in Wien; † 28. September 1989 in Moskau), war eine österreichisch sowjetische Germanistin, Sprachwissenschaftlerin und Stilforscherin.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”