Funktionskreis

Funktionskreis
Funktionskreis als Regelkreis auf der vegetativen Stufe

Der Funktionskreis ist ein kybernetisches Denkmodell aus dem Bereich der Verhaltensforschung und geht zurück auf den Biologen und Zoologen Jakob Johann von Uexküll (1864–1944). Es beinhaltet den in sich geschlossenen Zusammenhang von Umwelteigenschaften („Merkmalen“) und Reaktionsauslösung (spezifischem Verhalten oder „Wirkmalen“) bei Tieren.

Inhaltsverzeichnis

Beispiel

Eine Zecke sticht in alle Objekte, die nach Buttersäure riechen und eine Temperatur von 37 ° Celsius aufweisen, ganz unabhängig davon, ob dieses Objekt auch zum Saugen von Blut geeignet ist.

Bedeutung

Original-Abbildung aus „Theoretische Biologie“ von Jakob Johann von Uexküll, 1920.

Das Konzept des Funktionskreises stellt eine frühe kybernetische Modellvorstellung dar, die bereits 1920 in dem Werk „Theoretische Biologie“ von Jakob Johann von Uexküll aufgestellt wird.[1] Die theoretische Biologie beruft sich noch heute auf Jakob von Uexküll als einen ihrer Begründer.

Da die Verhaltensforschung sich auch beim Menschen erfolgreich anwendbar durchgesetzt hat, wurde das Modell auf die psychophysische Korrelation übertragen. Dies stellt somit eine Weiterentwicklung des von Jakob von Uexküll entwickelten Modells dar, weil hier höhere Zentren des Nervensystems in den Regelkreis einbezogen wurden. Der Funktionskreis wurde so als emergentes Modell auch in der psychosomatischen Medizin angewandt, siehe z. B. → funktionelle Syndrome.[2][3]

Siehe auch

Literatur

  • Johann Jakob von Uexküll: Nie geschaute Welten. Die Umwelten meiner Freunde. Fischer, Berlin 1936

Nachweise

  1. Uexküll, Johann Jakob von: Theoretische Biologie. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1920
  2. Peters, Uwe Henrik: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. Urban & Schwarzenberg, München 31984, Stw. Funktionskreis, S. 203
  3. Uexküll, Thure von (Hrsg. u.a.): Psychosomatische Medizin. Urban & Schwarzenberg, München 31986, ISBN 3-541-08843-5, zu Stw. „Emergenz und Regelkreis“: S. 11 ff. (Kap. 1.3.2 Die emergenten Eigenschaften animalischer Systeme)

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