- Carmagnole
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Die Carmagnole [kaʀmaˈɲɔl] ist ein Rundgesang und Tanz der Republikaner, der zur Zeit der Französischen Revolution aufkam. Der Text verspottet den zur Zeit der Entstehung des Liedes faktisch bereits entmachteten französischen König Ludwig XVI. und dessen Frau Marie Antoinette. Der Titel spielt auf den Ort Carmagnola in Piemont an, der Anfang 1792 von den Franzosen eingenommen worden war. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem norditalienischen Städtchen und Text beziehungsweise Melodie des Liedes ist jedoch nicht zweifelsfrei nachweisbar. Zwei andere historische Ereignisse desselben Jahres, die zur Verbreitung und Bekanntheit der Carmagnole entscheidend beigetragen haben, sind der Tuileriensturm (10. August) und die Schlacht von Jemappes (6. November).
Inhaltsverzeichnis
Melodie
Trotz des auf Italien verweisenden Titels ist der Ursprung der Melodie nicht eindeutig nachgewiesen. Das Dreier-Metrum sowie Ähnlichkeiten im melodischen Duktus lassen auch Bezüge zu älteren politischen Spottliedern anderer Herkunft, etwa des irischen Lillibullero, plausibel erscheinen. Unwahrscheinlich ist, dass Text und Melodie gleichzeitig und in direktem Bezug aufeinander verfasst wurden. Dagegen spricht die dem Sprachduktus der Worte offensichtlich zuwiderlaufende Rhythmisierung der Melodie.
Text
Mit „Madame und Monsieur Véto“ sind Marie Antoinette und Ludwig XVI. gemeint.
Original Übersetzung - Madame Véto avait promis,
- de faire égorger tout Paris,
- Mais son coup a manqué,
- grâce à nos canonniers.
- Frau Veto hat versprochen,
- Ganz Paris umzubringen.
- Aber ihr Plan ist fehlgeschlagen
- Dank unserer Kanoniere.
- Refrain
- Dansons la Carmagnole
- Vive le son,
- Vive le son,
- Dansons la Carmagnole
- Vive le son du canon.
- Refrain
- Tanzen wir die Carmagnole,
- Es lebe der Schall,
- Es lebe der Schall,
- Tanzen wir die Carmagnole,
- Es lebe der Schall der Kanonen.
- Monsieur Véto avait promis
- D'être fidèle à son pays,
- Mais il y a manqué,
- Ne faisons plus quartié.
- Herr Veto hat versprochen,
- Seinem Land treu zu sein.
- Aber darin hat er gefehlt,
- Lasst uns ihm keine Unterkunft bieten.
- Antoinette avait résolu
- De nous faire tomber sur le cul;
- Mais le coup a manqué
- Elle a le nez cassé.
- Marie Antoinette hat beschlossen,
- uns auf den Hintern fallen zu lassen,
- Aber ihr Plan ist fehlgeschlagen
- Sie hat eins auf die Nase bekommen.
- Son Mari se croyant vainqueur,
- Connaissait peu notre valeur,
- Va, Louis, gros paour,
- Du Temple dans la tour.
- Ihr Ehemann glaubte, der Sieger zu sein,
- Da kannte er uns schlecht,
- Geh, Ludwig, du dicke Heulsuse,
- In den Turm im Temple.
- Les Suisses avaient promis,
- Qu'ils feraient feu sur nos amis,
- Mais comme ils ont saute!
- Comme ils ont tous danse!
- Die Schweizer haben versprochen,
- Unseren Freunden Dampf zu machen,
- Aber wie sie gesprungen sind!
- Wie sie alle getanzt haben!
- Quand Antoinette vit la tour,
- Elle voulut faire demi-tour,
- Elle avait mal au coeur
- De se voir sans honneur.
- Als Antoinette den Turm sah,
- Wollte sie kehrt machen.
- Da wurde ihr ganz übel,
- Als sie sich ehrlos sah.
Ein Sinnbild der Französischen Revolution
Den Titel dieses revolutionären Volksliedes benutzte man in der Folge auch als Bezeichnung für ein fast kragenloses Kamisol mit kurzen Schößen, wie es von den niederen Ständen um 1790 getragen wurde. Diese Bedeutung übertrug sich wiederum auf eine besonders radikale Fraktion der Jakobiner, eben die Carmagnoles, weil diese ihre Volksnähe durch das Tragen dieses einfachen Kleidungsstücks auch optisch demonstrieren wollten.
Die Carmagnole wurde von späteren revolutionären Bewegungen, vor allem im Frankreich des 19. Jahrhunderts, immer wieder aufgegriffen. Der Text wurde dabei um viele weitere dem jeweiligen Kontext angepasste Strophen ergänzt.
Neben der Marseillaise und dem Ça ira ist die Carmagnole eines der bekanntesten Lieder der Französischen Revolution. Sie taucht daher als Zitat in vielen späteren literarischen und musikalischen Werken sowie in Filmen auf, die auf diese historische Situation anspielen, darunter etwa der Oper Andrea Chénier (1896) des italienischen Komponisten Umberto Giordano sowie den Romanen A Tale of Two Cities von Charles Dickens und The Scarlet Pimpernel der Baroness Orczy.
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