- Ritzenschieber
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Ein Ritzenschieber, im Wienerischen auch Tramwayschienenritzenkratzer bzw. geläufiger Gleisböhm genannt, war früher ein ungelernter Arbeiter, der die Rillenschienen von Straßenbahnen sauber hielt, indem er mithilfe einer stockähnlichen Spezialschaufel[1] oder eines kurzen und steif gebundenen Rutenbesens, der am anderen Stielende ein etwas zugespitztes Flacheisen trug, den Schmutz entfernte, der sich darin angesammelt hatte. Dies galt besonders an Weichen, da diese meist als Rillenschienen gebaut waren und der Schmutz dort durch andere Fahrzeuge zusätzlich in die Rillen gedrückt wurde.[2] Nach der Reinigung wurde die Weiche, aber auch Kurvenstücke, mit in Wasser aufgeschwemmtem Graphitpulver ausgegossen, um einerseits ein leichtes Funktionieren zu gewähren und andererseits ein quietschendes Geräusch beim Befahren zu verhindern.
Der Beruf starb in den 1950er Jahren aus.[3] Heute werden stattdessen Schienenreinigungsfahrzeuge eingesetzt.
Die Bezeichnung Gleisböhm rührte daher, dass die meisten Wiener Vertreter dieses Berufes aus Böhmen und Mähren stammten.[4] Mit dem seinerzeit bekannten Schlager von Turl Wiener Tramwayschienenritzenkratzer wurde der Ritzenschieber auch besungen.[5]
In München setzte Ida Schumacher mit ihrem bekannten Stück Trambahnritzenreinigungsdame (Ode an den Rollwagerladmiral) diesem Beruf ein komödiantisches Denkmal.
Weblinks
- Abbildung eines Ritzenschiebers (rechts) am Erfurter Domplatz, 1962[2]
- Schienenritzenkratzer - ganz modern! aus der Wiener Rathauskorrespondenz, 24. Mai 1957
Einzelnachweise
- ↑ Zeitzeugenbericht auf hamm.de
- ↑ a b Beschreibung und Bild bei Eisenbahn-Dumjahn online
- ↑ Naives Lexikon der B.Z.: Was ist ein Ritzenschieber?
- ↑ Iris Mochar-Kircher: Unterhaltung mit Beigeschmack. Die Publikumslieblinge Turl Wiener (1875–1971) und Fritzi Rolly (1886–1964), S. 9. Wiener Volksliedwerk bockkeller 14. Jg, H. 1., Jänner 2004, abgerufen am 21. Juni 2009 (PDF, 2,4MB).
- ↑ Der Tramwayschienenritzenkratzer. Charakter-Type. Wienerlied von Turl Wiener, Musik von Philipp P. Seemann. Blaha, Wien 1910.
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