Groovin’ High

Groovin’ High

Groovin’ High ist ein früher Bebop-Titel, der im Jahr 1944 vom Jazz-Musiker und Komponisten Dizzy Gillespie geschrieben und veröffentlicht wurde[1] und einer seiner bekanntesten Songs wurde.[2] [3][4] Das Thema ist in der Liedform A - B - A - C gehalten.[5] Es basiert als Bebop head auf der Akkordstruktur von Whispering, eines von John Schonberger 1920 komponierten Standards,[3] und hat einen durchgängigen Dur-Charakter.[5] In den Takten 1/2, 5/6 und 9/10 der A-Teile besteht es lediglich aus einem an den Kuckucksruf erinnernden Terzmotiv, in den übrigen Takten jedoch aus den Bebop-spezifischen Achtelphrasen.[6]

In der Biografie Dizzy wird das Lied als „ansprechendes Lied im mittleren Tempo“ beschrieben, welches Gillespies Können bei der Gestaltung interessanter Strukturen mit nur sechs Instrumenten demonstriert.[3] Der Titel des Lieds wurde auch als Titel verschiedener Alben oder Büchern genutzt, etwa für die Biografie Groovin’ High: The Life of Dizzy Gillespie.[7]

Wirkungsgeschichte

Groovin’ High hat Gillespie zunächst am 9. Februar 1945 mit Dexter Gordon am Tenorsaxophon, Frank Paparelli am Klavier, Chuck Wayne, Gitarre, Murray Shipinski, Bass und Shelly Manne am Schlagzeug aufgenommen.[8][5] Diese Ersteinspielung enthält „eine kecke 6-taktige Einleitung und überraschenderweise eine getragene Coda“; Gordon spielt zu Gillespies Melodie eine „kontrapunktische Gegenstimme“.[6] Noch im gleichen Monat entstanden zwei weitere Aufnahmen, an denen der Komponist beteiligt war.

Jazzhistorisch berühmt ist insbesondere die Aufnahme vom 28. Februar 1945, da an ihr neben Gillespie Charlie Parker spielte, und es sich um die erste Studioaufnahme handelte, auf der die beiden zusammen spielten.[9] Diesmal wurde Groovin’ High im Unisono der beiden Bläser vorgetragen. Diese Version wurde später auch auf dem Album Shaw Nuff,[10] veröffentlicht.[5] Das Lied ist eines von sieben Liedern auf dem Album, die, dem Jazz-Kritiker Scott Yanow zu Folge, Gillespies Zeitgenossen schockierte.[11] Im Buch Jazz: A Regional Exploration, erklärte Yanow, das zu dieser Zeit solche Lieder beispiellos waren, eine radikal andere Tonsprache zeigten im Vergleich zur zeitgenössischen Swing-Musik.[12]

Obwohl die Fans und befreundete Musiker das Material zunächst sehr merkwürdig und schwierig fanden, wurden Groovin’ High laut dem The Sax & Brass Book schnell als Jazzstandard akzeptiert.[13] Laut Yanow schienen Parkers und Gillespies Solos nur wenig Beziehung zur Melodie zu haben, aber sie waren verbunden. Es war ein großer Schritt vorwärts für den Jazz.[12]

Sowohl Gillespie als auch Parker spielten das Stück noch später ein – Parker 1953 mit einem Organisten, Gillespie Ende der 1950er Jahre mit der Vokalgruppe Les_Double_Six. Als wichtige Coverversionen des Standards werden die von Cannonball Adderley/Milt Jackson, Lou Donaldson, Erroll Garner, Hampton Hawes, Bobby Timmons, George Wallington und Gerald Wilson genannt.[1]

Literatur

  • Hans-Jürgen Schaal (Hrsg.) Jazz-Standards. Das Lexikon. Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage); ISBN 9783761814147

Einzelnachweise

  1. a b Carlo Bohländer u.a. Reclams Jazzführer Stuttgart 1970, S. 859
  2. Henry Martin, Keith Waters: Jazz: The First 100 Years, S. 203, 209, Thomson Wadsworth 2005, ISBN 0534628044
  3. a b c Donald L. Maggin: Dizzy: The Life and Times of John Birks Gillespie, S. 167, Harper Collins 2005, ISBN 0688170889
  4. Thomas Owens: Bebop: The Music and Its Players, S. 14, Oxford University Press, ISBN 0195106512
  5. a b c d Porträt des Songs (Jazzstandards.com)
  6. a b Hans-Jürgen Schaal Jazz-Standards. Das Lexikon, S. 174f.
  7. Alyn Shipton: Groovin' High: The Life of Dizzy Gillespie. Oxford University Press 2001, ISBN 0195144104
  8. Dexter Gordon, Vol. 2 Young Dex 1944-1946
  9. Zum Sextett gehörten weiterhin Clyde Hart, Remo Palmieri, Slam Stewart und Cozy Cole. Die Aufnahme wurde später auf dem gleichnamigen Album bei Musicraft veröffentlicht.
  10. Groovin' High bei Allmusic (englisch)
  11. Scott Yanow: Bebop: The Best Musicians and Recordings, S. 55, Backbeat Books 2000, ISBN 0879306084
  12. a b Scott Yanow: Jazz: A Regional Exploration, S. 111, Greenwood Publishing Group 2005, ISBN 0313328714
  13. Brian Priestley, Dave Gelly, Tony Bacon, Paul Trykna: The sax & brass book: Saxophones, Trumpets and Trombones in Jazz, Rock and Pop, S. 18, Backbeat Books 2003, ISBN 0879307374

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Groovin' High — Infobox Song Name = Groovin High Border = Caption = Type = Song Artist = Dizzy Gillespie alt Artist = Album = Shaw Nuff Published = Released = 1946 track no = 2 Recorded = February 9 1945 Genre = Jazz, Bebop Length = 2:38 Writer = Composer =… …   Wikipedia

  • Groovin' High (album) — Infobox Album Name = Groovin High Type = Compilation Artist = Dizzy Gillespie Released = 1992 Recorded = 1945 Dec 11, 1947 Genre = Jazz, Bebop Length = 36:38 Label = Savoy Records Producer = Reviews = *Allmusic Rating|2.5|5… …   Wikipedia

  • Groovin' Blocks — Infobox VG title= caption= developer= Empty Clip Studios publisher= released= vgrelease|NA=September 8, 2008 genre= Puzzle modes= Single player, Multiplayer ratings = vgratings|ESRB=Everyone platforms= Wii (WiiWare) media= input= Wii Remote,… …   Wikipedia

  • Dizzy Gillespie — This article is about the jazz musician. For the Australian cricketer nicknamed Dizzy , see Jason Gillespie. Dizzy Gillespie Gillespie in concert, Deauville, Normandy, France Background information …   Wikipedia

  • Bebop head — oder bebop line (beziehungsweise, noch weiter verkürzend, bop head oder line) ist in der Fachsprache des Jazz die allgemeine Bezeichnung für einen Typus von Themen, wie sie insbesondere von Bebop Musikern seit den 1940er Jahren komponiert wurden …   Deutsch Wikipedia

  • The Bird Returns — Livealbum von Charlie Parker Label Savoy Format LP, CD Genre …   Deutsch Wikipedia

  • Dizzy Gillespie — im Dezember 1955, Fotograf Carl van Vechten …   Deutsch Wikipedia

  • John Birks Gillespie — Dizzy Gillespie im Dezember 1955, Fotograf Carl van Vechten Dizzy Gillespie (* 21. Oktober 1917 in Cheraw, South Carolina; † 6. Januar 1993 in Englewood, New Jersey; eigentlich John Birks Gillespie …   Deutsch Wikipedia

  • bebop head — oder bebop line (beziehungsweise, noch weiter verkürzend, bop head oder line) ist in der Fachsprache des Jazz die allgemeine Bezeichnung für einen Typus von Themen, wie sie insbesondere von Bebop Musikern seit den 1940er Jahren komponiert wurden …   Deutsch Wikipedia

  • Crown Records — has been the name of several different record labels. Contents 1 Modern Records subsidiary 1.1 Discography 1.2 Singles 1.3 Album …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”