- Grätzelhaus
-
Das Grätzelhaus in Göttingen ist ein bedeutendes Barockgebäude aus der Frühzeit der Georg-August-Universität, das nach seinem Erbauer und ersten Bewohner, dem Textilunternehmer Johann Heinrich Grätzel, benannt ist.
Der größte Barockbau der Stadt Göttingen steht in der Goetheallee 8. Das Gebäude mit sechzehn Achsen und dem gewaltigen Mittelrisalit gehörte zum Immobilienbesitz des größten Göttinger Textilfabrikanten seiner Zeit. Der in Dresden geborene Johann Heinrich Grätzel (1691-1770) stieg ab 1711 zu einem der bestimmenden Unternehmer Göttingens auf. Neben dem Grätzelhaus, seinem 1739-41 errichteten Wohnhaus, errichtete er in der gleichen Straße noch zwei weitere Häuser. Der Tuchhersteller Grätzel wurde 1748 kurhannoverscher Obercommerzien Commissarius. Er war zu seiner Zeit der größte gewerbliche Arbeitgeber in Göttingen und Südhannover, und der Bau von neuen Häusern wurde im Hinblick auf die notwendige Infrastruktur der neuen Universität im Kurfürstentum Hannover von 1735 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts durch eine neue Bauordnung vom 13. Dezember 1735 und mit steuerlichen Präferenzen bzw. mit völliger Steuerfreiheit auf Jahre gefördert.
Links und rechts wird das wappengeschmückte Sandstein-Portal des Grätzelhauses, das direkt westlich des Leinekanals steht, von zwei mächtigen Säulen eingerahmt. Auf diesen stehen links und rechts des Giebeldreiecks Statuen von Pallas Athene als Allegorie der Wissenschaft und von Hermes als Allegorie des Kommerzes.
Teile der ehemaligen Inneneinrichtung befinden sich in der Sammlung des Städtischen Museums. Dazu gehören die Tapeten des ehemaligens Festsaals des Grätzelhauses. Im 19. Jahrhundert befand sich im Grätzelhaus das Hotel National.
Literatur
- Sonja Girod: Ausgegraben! Göttinger Stadtgeschichte im Spiegel neuer archäologischer Funde. Städtisches Museum, Göttingen 2009, S. 12 ff., S. 34 f. (Ausstellungskatalog, Göttingen, Städtisches Museum, 8. Februar – 3. Mai 2009)
- Frank Achhammer; Bärbel Schwager: Das Grätzelhaus in Göttingen - ein bedrohtes Baudenkmal. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, Jg. 14, Nr. 1, 1994, ISSN 0720-9835, Seite 16-20.
- Sabine Kastner: Bauen und Wohnen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In: Hans-Georg Schmeling: Göttingen im 18. Jahrhundert. Eine Stadt verändert ihr Gesicht. Städtisches Museum, Göttingen 1987, S. 215–246 (Texte und Materialien zur Ausstellung, Göttingen, Städtisches Museum und im Stadtarchiv, 26. April – 30. August 1987).
51.5347249.931743Koordinaten: 51° 32′ 5″ N, 9° 55′ 54″ OKategorien:- Bauwerk in Göttingen
- Barockbauwerk in Niedersachsen
- Palast in Deutschland
- Erbaut in den 1740er Jahren
- Ehemaliges Hotel in Deutschland
- Baudenkmal in Göttingen
- Hotel in Niedersachsen
Wikimedia Foundation.