- Günter Kahle
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Günter Kahle (* 11. Juli 1927 in Berlin; † 26. September 2003 in Köln) war ein deutscher Historiker.
Günter Kahle wurde als jüngstes von drei Kindern geboren. Sein Vater war Staatsbeamter gewesen. Als Fähnrich wurde Kahle im Zweiten Weltkrieg schwer verwundet und verlor ein Auge. In der Nachkriegszeit lebte er in Berlin. Durch antisowjetische Verbindungen zu westlichen Geheimdiensten musste er sein Studium an der Hochschule für Politik unterbrechen. Kahle wurde zu einer langjährigen Haft in sowjetischen Lagern verurteilt. Das Leben im Gulag hat Kahle tief geprägt. Durch den Moskaubesuch von Konrad Adenauer 1956 konnte Kahle nach Deutschland heimkehren. Im selben Jahr begann Kahle das Studium der Mittleren und Neueren Geschichte, Völkerkunde und Amerikawissenschaft an der Universität zu Köln. Dort wurde er erster Student und Mitarbeiter des neu berufenen Richard Konetzke. 1962 promovierte er mit der Arbeit Die Grundlagen und Anfänge des paraguayischen Nationalbewußtseins. Für diese Arbeit wurde ihm der Erich-Lübbert-Preis der Ranke Gesellschaft verliehen. Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent von Konetzke. Die Habilitation erfolgte mit der Arbeit Militär und Staatsbildung in den Anfängen der Unabhängigkeit Mexikos. 1967 übernahm er als Nachfolger Konetzkes den Lehrstuhl für Iberische und Lateinamerikanische Geschichte und die Leitung der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischens Seminars der Universität zu Köln. 1992 wurde er emeritiert.
Kahle gilt als einer der Gründerväter der Lateinamerikageschichte. In Dissertation und Habilitation untersuchte er die Staats- und Nationsbildung in Lateinamerika sowie die mexikanische Armee in der Unabhängigkeitsepoche. Seine Arbeiten passten nicht zu den aktuellen Forschungstrend und wurden von der Forschung zur lateinamerikanischen Geschichte erste viele Jahre später aufgegriffen. Besonders zu Paraguay forschte Kahle mehrfach. Seine wirtschafts- und sozialgeschichtlich ausgelegte Darstellung über Lateinamerika in der internationalen Politik der Kolonialzeit wurde zum Standardwerk. Kahle war Mitherausgeber des 1964 begründeten Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas (heute Jahrbuch für Geschichte Lateinamerikas). Er war korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, korrespondierendes Mitglied der nationalen Geschichtsakademien Argentiniens und Paraguays. Für seine Forschungen wurde ihm der Verdienstorden von der Republik Venezuela verliehen. Auch in Mexiko, Paraguay und Argentinien wurden ihm hohe Ehren zuteil.
Literatur
- Felix Becker: Iberische Welten. Festschrift zum 65. Geburtstag von Günter Kahle. Köln u.a. 1994, ISBN 3-412-12993-3.
- Barbara Potthast: Nekrolog. Günter Kahle 1927–2003. In: Historische Zeitschrift, Bd. 278 (2004), S. 828–831.
Schriften
- Lateinamerika in der Politik der europäischen Mächte: 1492–1810. Köln 1993, ISBN 3-412-04093-2.
- Simón Bolívar und die Deutschen. Bonn 1980.
- Militär und Staatsbildung in den Anfängen der Unabhängigkeit Mexikos. Köln 1969.
- Grundlagen und Anfänge des paraguayischen Nationalbewußtseins. Köln 1963.
Weblinks
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