h-Index

h-Index
h-Index eines Autors mit 14 Veröffentlichungen

Der h-Index (Hirsch-Index, auch Hirschfaktor, Hirsch-Koeffizient oder h-number) ist ein bibliometrisches Maß, das auf Zitationen der Publikationen eines Autors zu einem Zeitpunkt basiert. Ein hoher h-Index spricht für großen wissenschaftlichen Einfluss des Autors. Der h-Index eines Autors kann im Laufe der Zeit nicht sinken.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Ein Wissenschaftler hat einen Hirsch-Index h, wenn h von seinen insgesamt N Publikationen mindestens h-mal, die restlichen (N – h) Publikationen höchstens h-mal zitiert wurden. Zur Ermittlung kann man alle Veröffentlichungen des Autors nach Zitier-Häufigkeiten absteigend aufreihen. Man zählt nun durch, bis die r-te Veröffentlichung weniger als r Zitierungen hat. h ist dann r − 1.

Beispiele

Einige Beispiele von Autoren mit jeweils 10 Veröffentlichungen:

  • Bei Zitathäufigkeiten 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 ist der Hirschfaktor 5, weil fünf Veröffentlichungen mindestens fünf Mal, die restlichen höchstens fünf Mal zitiert wurden.
  • Bei Zitathäufigkeiten 200, 200, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2 ist der Hirschfaktor 2, weil zwei Veröffentlichungen mindestens zwei Mal, die restlichen höchstens zwei Mal zitiert wurden.
  • Bei Zitathäufigkeiten 65, 58, 55, 17, 2, 2, 1, 1, 0, 0 ist der Hirschfaktor 4, weil vier Veröffentlichungen mindestens vier Mal, die restlichen höchstens vier Mal zitiert wurden.

Ein Beispiel mit dem Faktor Zeit:

  • Bei Veröffentlichung der ersten Arbeit ist diese noch nicht zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 0.
  • Die Arbeit wird irgendwann erstmalig zitiert. Der Autor hat den Hirschfaktor 1.
  • Der Autor wird noch mal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Der Autor schreibt einen neuen Artikel. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Auch der zweite Artikel wird ein Mal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 1.
  • Der zweite Artikel wird ein weiteres Mal zitiert. Nun hat er den Hirschfaktor 2.
  • Die nächsten fünf Artikel erscheinen ohne zitiert zu werden. Er behält den Hirschfaktor 2.
  • Nach einiger Zeit sind alle Artikel genau zwei Mal zitiert. Er behält den Hirschfaktor 2.
  • Zwei Arbeiten waren besonders interessant und sind jeweils 10 Mal zitiert. Die anderen nur zwei Mal. Der Autor behält den Hirschfaktor 2.
  • Eine neue Arbeit bahnbrechende Arbeit erscheint und wird gleich nach Veröffentlichung zwei Mal zitiert. Der Autor behält den Hirschfaktor 2.
  • Als diese dritte Arbeit ein drittes Mal zitiert wird, erhöht sich der Hirschfaktor auf 3.
  • Der Autor hat mittlerweile drei Arbeiten, die jeweils 10 Mal zitiert sind, und fünf weitere die nur zwei Mal zitiert sind. Hirschfaktor 3.
  • Jemand zitiert alle Werke des Autors in einem Artikel. Der Hirschfaktor bleibt bei 3.
  • Der Autor schreibt weitere 10 Artikel, die jedoch nirgends zitiert werden. Der Hirschfaktor bleibt bei 3.
  • Ein bisher nur drei Mal zitierter Artikel wird ein viertes Mal zitiert. Der Hirschfaktor steigt auf 4.

Hintergründe

Der h-Index zur Bewertung wissenschaftlicher Leistungen wurde 2005 von dem amerikanischen Physiker Jorge E. Hirsch entwickelt und in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.[1]

Als Datengrundlage zur Berechnung dieses Faktors sind verschiedenste Datenquellen denkbar. Allerdings hat Hirsch selbst vorgeschlagen, maßgeblich die Daten vom Web of Science zu benutzen, da diese derzeit die verlässlichste und umfassendste Datengrundlage darstellen.

Vor- und Nachteile

Der h-Index hat einige Vorteile gegenüber anderen Maßen (wie zum Beispiel der Gesamtanzahl von Zitationen eines Autors oder dem Impact-Faktor), da die Zitationen einer einzigen, viel-zitierten Veröffentlichung keinen großen Einfluss auf den Index haben. Dies kann aber auch als Nachteil interpretiert werden, da eventuell bahnbrechende Artikel nicht entsprechend gewürdigt werden (es kommt quasi zu einer harmonischen Angleichung der Bewertung der Zitate). Außerdem wird weder die Zahl der Koautoren noch die Tatsache berücksichtigt, ob die zitierte Publikation eine Originalarbeit oder ein Übersichtsartikel ist. Generell ist zu beachten, dass durch Zitationen die (unterschiedlich begründete) „Popularität“ und nicht notwendigerweise die wissenschaftliche Relevanz einer Publikation gemessen wird.

Weiterhin werden mit der von Hirsch vorgeschlagenen Datengrundlage (Web of Science des Institute for Scientific Information, ISI) jedoch z. B. Buchpublikationen nicht erfasst, was die Ergebnisse des Rankings wieder verändern kann. Die Erhebung dieser Grunddaten stellt nach wie vor die größte Schwierigkeit dar. So ist insbesondere die Abgrenzung von Autoren mit gleichen Namen ein sehr großes Problem.[2] Ein weiteres Problem in den Sozial- und Geisteswissenschaften ist zudem, dass Veröffentlichungen wie z. B. Buchrezensionen bedeutend sein können, diese aber kaum zitiert und damit durch den h-Index nicht berücksichtigt werden.

Die extreme Bedeutung, die der h-Index und vergleichbare bibliometrische Maße für die Karriere von Wissenschaftlern haben, führt zu Optimierungsstrategien, die sich sehr negativ auf die wissenschaftliche Kultur auswirken. So kann es etwa zielführend sein, in eine Veröffentlichung Lücken oder kleinere Fehler einzubauen, damit andere Autoren diese Fehler kritisieren und hierzu die fehlerhafte Veröffentlichung zitieren. Eine weitere mögliche Strategie besteht darin, Gruppen („Denkschulen“) von 10 bis 15 Wissenschaftlern zu bilden, die eine eigene Zeitschrift oder ein ähnliches Publikationsorgan gründen und sich darin gegenseitig häufig zitieren.

Bestabschneidende Wissenschaftler

Sehr bekannte Physiker erreichen laut Hirsch einen Hirsch-Faktor von 62 bis 107. Zur Zeit der Publikation des Hirsch-Indexes hatte Edward Witten mit 120 den höchsten h-Index unter Physikern. In den Biowissenschaften erreichen berühmte Wissenschaftler sogar einen h-Index zwischen 120 und 191, was auch mit generell vermehrten Publikationen in diesem Fachgebiet zusammenhängt.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. J. E. Hirsch: An index to quantify an individual’s scientific research output.
  2. Der Hirsch-Index.

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