- Harrys Hamburger Hafenbasar
-
Harrys Hamburger Hafenbasar (kurz: Harrys Hafenbasar) ist ein Museum und Raritätengeschäft, das seit 1954 auf St. Pauli in Hamburg besteht. Der Hafenbasar gilt als touristischer Anziehungspunkt und ist in vielen Reiseführern über Hamburg eingetragen.
Geschichte
1952 gründete Harry Rosenberg (*1925, †2000), ein ehemaliger Seemann, einen Briefmarken- und Münzhandel in Sankt Pauli. Dieses Geschäft hatte Rosenberg mit Mitbringseln aus seiner Seemannszeit und dem Nachlass von Käptn Haase, der von den dreißiger Jahren bis zu seinem Tod 1954 eine „Museumskneipe“ mit ebensolchen Exotika ausgestattet hatte, dekoriert. Während Rosenbergs eigentliches Geschäft weitgehend brach lag, bewunderten die Kunden seine Exotika und kauften auch Einiges davon. Rosenberg schwenkte um und begann 1954, von Seeleuten Exotika zu kaufen und sie in seinem "Harrys Hamburger Hafenbasar" getauften Laden auszustellen, zu tauschen und zu verkaufen. Nach dem Vorbild von Käptn Haase nannte Rosenberg sein Geschäft „Museum“, verlangte Eintrittsgeld und verkaufte seine Exponate.
Rosenbergs Hafenbasar war bereits eine lokale Berühmtheit, als durch die überregionale Presse ging, dass er echte Schrumpfköpfe kaufte, ausstellte und zum Verkauf anbot. Seither wird Harrys Hamburger Hafenbasar in vielen Hamburg-Reiseführern weltweit geführt. Weitere Geschäftsfläche wurde angemietet; in seiner Glanzzeit verfügte der Hafenbasar über drei Verkaufsstellen mit 2.600 Quadratmetern in 26 Räumen.
1996 zog sich Rosenberg zurück und verkaufte das Geschäft an seine Tochter Karin. Anlass war die Erweiterung des benachbarten Erotic Art Museums, das die Kellergewölbe im Haus in der Bernhard-Nocht-Straße 65, das den Hafenbasar 40 Jahre lang beheimatet hatte, nutzen wollte. Der Umzug sollte nur einige Häuser weiter gehen, in die Bernhard-Nocht-Straße 89-91, doch mit mehreren 10.000 Exponaten war das ein Problem. Nach einem Zeitungsaufruf organisierten etwa 200 freiwillige Helfer eine Menschenkette, die am 24. August 1996 die Exponate in die neuen Räumlichkeiten bewegte.[1][2]
Bereits 1999 folgte der nächste Umzug, weil das neue Domizil grundlegend renoviert werden musste. Die ursprünglich zeitbegrenzte Umsetzung in eine Fabrikhalle am Ende der Großen Freiheit sollte nur ein Jahr dauern; entsprechend war der Mietvertrag abgeschlossen worden. Da sich die Renovierung aber erheblich verzögerte, mussten wiederum neue Räume gefunden oder der Basar geschlossen werden. Der Gedanke an ein „Aus“ lag auch deswegen nahe, weil der Gründer des Geschäfts in diesem Zeitraum nach schwerer Krankheit verstarb. Zusätzlich war die Kundschaft aufgrund der häufigen Ortswechsel und der ständigen Verkleinerung der Ausstellungs- und Verkaufsfläche (zuletzt auf 700 m²) ausgeblieben, so dass das Geschäft kaum noch Geld abwarf. Schließlich fand sich aber eine neue Bleibe in der Erichstraße 56, in der im September 2001 der Hafenbasar, nahe dem ehemaligen Standort der Museumskneipe des Käptn Haase, aber fernab der Laufkundschaft und nur noch auf 300 m², sein endgültiges Heim fand.[3]
Noch einmal benötigte und erhielt das durch die Umzüge und die ungünstige Lage finanziell stark angeschlagene Museum Hilfe: eine Hamburger Marketingfirma und eine Reihe von Künstlern vom Kiez bemühten sich 2003 mit verschiedenen Aktionen um einen höheren Bekanntheitsgrad des Hafenbasars. Auch eine Website und ein Internet-Shop wurden im Rahmen dieser Aktion geschaffen.[4][5][6]
Inzwischen ist der Hafenbasar an seiner neuen Stelle bekannt und gilt wieder als eine herausragende Hamburger Touristenattraktion. Am 11. April 2011 starb Karin Rosenberg unerwartet an einem Herzinfarkt. Die 18jährige Tochter Kim Rosenberg führte den legendären Laden mit Freunden und Unterstützern bis 31. August 2011 weiter, obwohl aufgrund der nach wie vor schwierigen finanziellen Situation dessen Weiterexistenz bedroht war.[7] Am 1. September 2011 übernahm Gereon Boos aus Faszination für die Historie des Museums und aus Respekt gegenüber Harry und Karin Rosenberg den Hafenbasar mit über 280.000 Objekte auf etwa 350 Quadratmetern. Er will damit das Museum mit der Vielfältigkeit der in über 50 Jahren durch Seeleute zusammengetragenen Objekte und Kunstschätze in seiner weltweiten Einzigartigkeit erhalten. Der neue „Harry vom Hafenbasar“ bringt Erfahrungen aus langjährigen Aufenthalten in Ostafrika und Südamerika mit, sowie Interesse an entlegenen Völkern, deren Kulturen und Heilweisen. Als ausgebildeter Schamane in der Inka-Tradition weiß er zudem die vielfältigen Energien in den Ritualobjekten in Harrys Hafenbasar zu bestimmen und zu modulieren.[8]
Einzelnachweise
- ↑ Hamburger Morgenpost vom 25. August 1996 (derzeit nicht online archiviert)
- ↑ Hamburger Morgenpost vom 31. Dezember 1996, Punkt 50
- ↑ Artikel in der Hamburger Morgenpost vom 30. August 2001, Online-Archiv
- ↑ Hamburger Morgenpost, 5. September 2003, Online-Archiv
- ↑ Hamburger Abendblatt, 29. März 2004: „Internet-Handel: St. Paulianer wollen Harrys Hafenbasar retten“ (Auch im Online-Archiv des Abendblatts - kostenpflichtig)
- ↑ Arzt rettet kultur
- ↑ Hamburger Abendblatt vom 27. April 2011: Harrys Hafenbasar vor dem Aus?, abgerufen am 12. Mai 2011
- ↑ Hamburger Morgenpost: Arzt rette Kultgeschäft vor dem Aus
Weblinks
53.5476529.959831Koordinaten: 53° 32′ 51,55″ N, 9° 57′ 35,39″ OKategorien:- Unternehmen (Hamburg)
- Museum in Hamburg
Wikimedia Foundation.