Herzogliches Museum Gotha

Herzogliches Museum Gotha
Herzogliches Museum 2008

Das am Schlosspark südlich gegenüber von Schloss Friedenstein gelegene Herzogliche Museum Gotha ist ein Museumsgebäude im Stil der Neorenaissance aus dem 19. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herzog Ernst II., Bauherr des Herzoglichen Museums

19. Jahrhundert

Das beständige Anwachsen der Herzoglichen Sammlungen auf Schloss Friedenstein, die unter anderem eine Bibliothek, ein Münzkabinett, ein Naturalienkabinett, ein Kunstkabinett, eine Gemäldegalerie und eine Kupferstichsammlung umfassten, gab den Anlass für einen separaten repräsentativen Museumsneubau. 1864 wurde der Wiener Architekt und Baurat Franz von Neumann d.Ä. (1815–1888), der seit 1839 in herzoglichen Diensten stand, durch Herzog Ernst II. mit den Planungen zu einem solchen Gebäude betraut[1], das südlich des Schlosses Friedenstein auf dem Gelände des ehemaligen Herzoglichen Küchengartens errichtet werden sollte. Das Museum, für das anfangs mit Baukosten von ca. 120.000 Talern gerechnet wurde, sollte nach dem Willen des Herzogs künftig alle Sammlungen bis auf die Bibliothek beinhalten. Im Juni 1864 begannen die Bauarbeiten.

Der Tannengarten wurde ab 1869 als natürliche "Fortsetzung" der naturkundlichen Sammlung des Museums angelegt

Noch während des Museumsbaus wurde 1869 südlich des Gebäudes mit der Anlage des sogenannten Tannengartens begonnen.[2] Ausgehend von der breiten Freitreppe an der südlichen Terrasse des Museums legte der gothaische Oberhofgärtner Carl Theobald Eulefeld (1818–1877) einen breiten Promenadenweg an, der die Fläche des einstigen Küchengartens in zwei Hälften teilt und in den Südteil des Englischen Gartens mit dem Großen Parkteich führt. Hauptsächlich im Frühjahr 1872 wurden im Tannengarten rund 170 Nadelgehölze von über 40 verschiedenen Sorten aus aller Welt in Gruppen angepflanzt.[3] Die dendrologische Sammlung des Gartens wurde dabei bewusst als natürliche "Fortsetzung" der naturkundlichen Sammlung des Museums konzipiert und bis 1882 komplettiert.

Nach mehreren Aufstockungen des Baubudgets und zeitweiliger Einstellung der Arbeiten wegen ungeklärter Restfinanzierung beliefen sich die Baukosten für das Herzogliche Museum letztendlich auf über 400.000 Taler. Am 17. April 1879, 15 Jahre nach Baubeginn, konnte das Haus schließlich eröffnet werden. Darin waren das Kunstkabinett, das Chinesische Kabinett, das Naturalienkabinett, Kupferstichkabinett, die Gemäldegalerie und die Sammlung der Gipsabgüsse untergebracht.

20. Jahrhundert

Am Ende des Zweiten Weltkriegs erlitten die Sammlungen des Herzoglichen Museums durch Auslagerung, Plünderung und Entnahmen große Verluste. Die noch vorhandenen Teile der Kunstsammlungen wurden 1945 in die Sowjetunion abtransportiert und nach ihrer Rückgabe 1956 im Schloss Friedenstein untergebracht. Die naturwissenschaftlichen Sammlungen verblieben im Museumsgebäude und wurden um den Bestand des Naturkundlichen Heimatmuseums erweitert. Nach dem Umbau des Gebäudes wurde am 1. August 1954 im ehemals Herzoglichen Museum das Biologische Zentralmuseum eröffnet. Das zu dieser Zeit größte Naturmuseum Thüringens erhielt den Namen Naturkundemuseum, ab 1971 war es das Museum der Natur Gotha.

21. Jahrhundert

Im Zuge einer Neukonzeption der Gothaer Museen wurde das Haus im Jahre 2010 geschlossen und die Bestände der naturkundlichen Sammlungen bis Ende 2011 schrittweise in das Schloss Friedenstein verlagert. Nach einer grundlegen Sanierung soll das Herzogliche Museum voraussichtlich ab 2012/13 wieder die einzigartigen Kunstsammlungen aus ehemals herzoglichem Besitz beherbergen. Zu den bemerkenswerten Schätzen zählen unter anderem eine Ägyptische Sammlung, die als eine der frühesten auf dem Kontinent gilt, zahlreiche Antiken, Porzellan aus Meißen und Asien, japanische Lackobjekte, Plastiken von der Gotik bis zum Klassizismus, darunter eine beachtliche Houdon-Sammlung, niederländische und altdeutsche Gemälde wie das "Gothaer Liebespaar" und zahlreiche Werke Lucas Cranachs, außerdem Gemälde von Rubens bis Caspar David Friedrich. Zusätzlich ist ein Raum für Wechselausstellungen des bedeutenden Kupferstichkabinetts vorgesehen und eine Sonderausstellungsfläche für große Ausstellungen der Stiftungsmuseen.

Architektur

Das Herzogliche Museum Gotha von Nordwesten gesehen

Franz von Neumann orientierte sich in seinen Plänen an bestehenden Museumsneubauten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verwirklichte aber gleichzeitig auch eigene Ideen, die wiederum für spätere Bauten wegweisend wurden. Für die Gestaltung der Fassade, war sicherlich Versailles die wichtigste Inspiration. Das Mauerwerk besteht zum größten Teil aus Seeberger Sandstein. Durch eine Glaskuppel auf der Mitte des Gebäudes, den repräsentativen Haupteingang und durch die pavillonartige Gestaltung der Ecken wird der mittlere Teil besonders betont. Zwei sitzende Löwen an der Freitreppe und zwei allegorische Sandstein-Statuen im Eingangsportal empfangen den Besucher. Auf den Ecken der Attika befinden sich Figurengruppen, die Kunst und Wissenschaft symbolisieren.

Im Inneren führt der Weg zu den Sälen und Kabinetten durch ein prächtiges sehr klar strukturiertes Vestibül. Italienischer Marmor und ein mehrfarbiges Steinmosaik bestimmen das Gesamtbild des Raumes. Im Souterrain gibt es eine Reihe kleinteiliger Kabinette, darüber im Erdgeschoss befinden sich zwei großzügige, von Licht durchflutete Säulenhallen und im Obergeschoss Oberlichtsäle, die wiederum von Kabinetten umgeben sind. Die gläserne Kuppel ist über einem zentralen Oktogon errichtet, in dessen Mitte eine lebensgroße Bronzeskulptur Ernsts II. in der Kleidung eines Ritters vom Hosenbandorden steht, die vom Bildhauer Christian Behrens 1882 gestaltet wurde.

Einzelnachweise

  1. Architekturzentrum Wien - Architektenlexikon: Franz Neumann d.Ä.
  2. Jens Scheffler: Die Anlagen am Neuen Museum (Tannengarten), in: Im Reich der Göttin Freiheit. Gothas fürstliche Gärten in fünf Jahrhunderten, Gotha 2007, S. 189ff.
  3. ebda.

Literatur

  • Museen der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Deutscher Kunstverlag GmbH, April 2007.
  • Wolfgang Zimmermann: Der Bau des Herzoglichen Museums zu Gotha (1864–1879). In: Harald Bachmann, Wener Korn, Helmut Claus, Elisabeth Dobritzsch (Hrsg.) :Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, 1818–1893 und und seine Zeit, Jubiläumsschrift im Auftrag der Städte Coburg und Gotha, Maro Verlag Augsburg 1993, ISBN 3-87512-198-8, S. 249–261.

Weblinks

 Commons: Herzogliches Museum Gotha – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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