- Illokutionärer Akt
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Illokution, illokutionärer Akt bzw. illokutiver Akt sind Eindeutschungen der englischen Kunstwörter illocution bzw. illocutionary act (sinngemäß: nicht-sprachlicher Akt, von lateinisch locūtiō = “Sprache” bzw. loquor = “sprechen”), die Austin bei der Begründung der Sprechakttheorie eingeführt hat und die "das Vollziehen einer Handlung mit Hilfe einer sprachlichen Äußerung bezeichnen"[1].
Der illokutionäre Akt ist ein "Aspekt", eine "Teilhandlung", "Funktion", "Komponente", "Zweckbestimmung" oder "spezifische Rolle" des Sprechaktes, der "Handlungszweck einer Äußerung"[2]. In der Sprechakttheorie wird er abgegrenzt von den Aspekten der Lokution und Perlokution (lokutiver Akt, perlokutiver Akt) und bei Searle auch von der Prädikation.
Die Theorie des illokutionären Aktes gilt als "Kernpunkt der Searle´schen Sprechakttheorie" [3], in deren "Zentrum"[4] sie entsprechend steht.
Zentraler Gedanke des Konzepts der Illokution ist, dass mit einem lokutiven Akt zugleich auch ein illokutiver Akt ausgeführt wird. Neben der Bedeutung, die zum lokutiven Akt gehört, ist eine spezifische illokutive Kraft (auch: illokutive Rolle; kommunikative Kraft; engl. illocutary force) auszumachen. Damit wird die "behauptende Kraft" von Gottlob Frege "verallgemeinert"[5].
Während Austin bei Feststellungen und Behauptungen u.ä. nur von einem lokutionären und noch nicht von einem illokutionären Akt ausging, wird seit Searle auch bei diesen Äußerungsakten ein illokutionärer Akt gesehen[6].
Für Searle ist der "illokutionäre Akt [..] die kleinste vollständige Einheit der sprachlichen Verständigung des Menschen"[7] bzw. in der "Verständigung die kleinste Bedeutungseinheit"[8].
Die illokutive Kraft eines Äußerungsakts kann durch den Sprecher in der Äußerung selbst ausdrücklich angeführt werden (Beispiel: Hiermit antworte ich Dir: ...), sie kann aber auch indirekt ausgeübt werden (Beispiel: Es zieht für Mach´ das Fenster zu).
Searle analysiert neben den Äußerungsakt und den illokutiven Akt als Aspekt eines Sprechaktes auch den propositionalen Akt[9]:
Nach ihm ist innerhalb (!?) des illokutionären Aktes "zwischen dem Gehalt, den der Akt hat, und dem Akt-Typ, zu dem er gehört", zu unterscheiden. "Diese Unterscheidung entspricht genau der Unterscheidung … zwischen dem propositionalen Gehalt, den ein intentionaler Zustand hat, und dem Zustands-Typ, zu dem er gehört"[10]: Es ist zwischen dem "Gehalt eines illokutionären Akts und seinem Akt-Typ" zu unterscheiden. Der Gehalt eines illokutionären Akts ist sein "propositionaler Gehalt".[11]. Beim Sprechakt kann daher das, was den "illokutionäre[n] Typ oder seine illokutionäre Rolle ausmacht" von "seinen propositionalen Gehalt" getrennt werden. Searle symbolisiert die Struktur eines illokutionären Aktes entsprechend mit "R (p)"[12].
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Regenbogen/Meyer (Hg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 2005: illokutionärer Akt.
- ↑ Glück, Helmut (Hg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler, Stuttgart - Weimar 2010: Illokution, illokutiver Akt, illokutionärer Akt.
- ↑ Bogdal, Michael: BA-Studium Germanistik: ein Lehrbuch. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 2008, S. 141
- ↑ Vater, Referenz-Linguistik (2005), S. 15
- ↑ Tugendhat/Wolf, Logisch-semantische Propädeutik (1983), S. 213
- ↑ Bogdal, Michael: BA-Studium Germanistik: ein Lehrbuch. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 2008, S. 141
- ↑ Searle, John R.: Geist, Sprache und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, S. 163
- ↑ Searle, John R.: Geist, Sprache und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, S. 164
- ↑ Vgl. Glück, Helmut (Hg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler, Stuttgart - Weimar 2010: Illokution, illokutiver Akt, illokutionärer Akt.
- ↑ Searle, John R.: Geist, Sprache und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, S. 164
- ↑ Searle, John R.: Geist, Sprache und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, S. 165
- ↑ Vgl. Searle, John R.: Geist, Sprache und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004, S. 165
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