İmam-Hatip-Schule

İmam-Hatip-Schule
Eine Imam-Hatip-Schule in Kırklareli

İmam-Hatip-Schulen (türkisch İmam hatip lisesi) sind staatliche Berufsfachgymnasien für die Ausbildung zum Imam (Vorbeter) und Prediger in der Türkei. Der Abschluss berechtigt nach der Studienberechtigungsprüfung ÖSS auch zum Studium an einer Hochschule.

Organisation und Lehrinhalte

Es existieren einfache İmam-Hatip-Gymnasien und sogenannte Anadolu İmam-Hatip-Gymnasien. Die Schulen sind koedukativ und bieten heute ergänzend zum Lehrstoff anderer Gymnasien auch Arabisch und Koran- und Islamkenntnisse und ein zusätzliches Unterrichtsjahr. Im Schuljahr 2005/2006 betrug die Zahl der Schüler 43.726. Damit waren ca. 7 Prozent der Abiturienten Absolventen der İmam-Hatip-Gymnasien.[1]

Geschichte

Das Gesetz für die Vereinheitlichung des Unterrichts sah bereits in den 1920er Jahren die Schaffung einer "besonderen Schule" für Religionsbeamte vor. Diese Schulen wurden İmam Hatip Mektepleri genannt, jedoch 1929/1930 mangels Nachfrage und staatlicher Unterstützung geschlossen. Ab dem Jahre 1949 konnten männliche Absolventen der Mittelschule sich in zehnmonatigen İmam-Hatip-Kursen zum Vorbeter und Prediger ausbilden lassen. Im Jahre 1951 wurden unter der Regierung von Adnan Menderes neue gesetzliche Voraussetzungen geschaffen und die ersten İmam-Hatip-Gymnasien gegründet, deren Schülerzahlen sich seitdem rasch vermehrten. Der Höchststand an Schülerzahlen wurde 1997 erreicht. Damals waren mehr als 511.000 Schüler registriert.[2] Beim „postmodernen Putsch“ des türkischen Militärs am 28. Februar 1997[3] forderte der Nationale Sicherheitsrat Reformen von der Regierung Erbakan-Çiller. Im Hinblick auf die Reduzierung der Schülerzahl der Imam-Hatip-Schulen wurde gefordert, die Schulpflicht von fünf auf acht Jahre zu verlängern. Damit sollte die Mittelstufe („Orta okul“) abgeschafft werden, die es den Schülern bereits nach der fünften Klasse ermöglichte, auf eine Imam-Hatip-Schule oder ein anderes Berufsfachgymnasium zu gehen. Erbakans Regierung weigerte sich, diese Reformen durchzuführen und trat unter vielfältigen Druck des Militärs im Juni 1997 zurück.[4] Die Nachfolgeregierung führte schließlich die geforderten Schulreformen durch. Seitdem können Imam-Hatip-Schulen erst ab der neunten Klasse besucht werden. In der Folge sanken die Schülerzahlen der Imam-Hatip-Schulen rasch. Öffentliche Diskussionen um die Gleichstellung der İmam-Hatip-Gymnasien mit anderen Gymnasien im Jahre 2004 waren Ausdruck des Misstrauens, das man dieser Schulform entgegenbringt. Kritiker betrachten sie als islamische Kaderschmiede.[5]

Einzelnachweise

  1. Werner Ende und Udo Steinbach: Der Islam in der Gegenwart. München 2005, S. 238
  2. IMAM HATIP LISELERI: EFSANELER VE GERÇEKLER (Imam-Hatip-Schulen: Legende und Wirklichkeit) TESEV, 2004
  3. WELT Vor zehn Jahren putschte das Militär gegen die türkische Regierung
  4. Udo Steinbach Stationen der Innenpolitik seit 1945
  5. Erziehung zum "wahren" Muslim: Islamische Bildung in den Institutionen Aserbaidschans von Christine Hunner-Kreisel, 2008. ISBN 3899428390 Seite 155

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