- Jan Willem Hofstra
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Jan Willem Hofstra (* 13. November 1907 in Amsterdam; † 30. März 1991 ebenda) war ein niederländischer Schriftsteller, Dichter, Journalist, Sänger, Schauspieler und Übersetzer deutscher, englischer und französischer Literatur ins Niederländische. Als Fernsehmoderator, Quizmaster und Mitglied in zahlreichen Jurys für Literatur- und Theaterpreise war er einer der einflussreichsten niederländischen Literatur- und Theaterkritiker.
Inhaltsverzeichnis
Sänger und Schauspieler
Nach einer Ausbildung zum Opernsänger, nach der er unter anderem als Bariton an der Bremer Oper engagiert war, wurde er Sänger, Theater- und Filmschauspieler, u. a. spielte er 1934 eine Rolle in dem Film Prinz Wilhelm von Oranien von Jan Teulings.
Journalist und Schriftsteller
Ab 1936 arbeitete er für die Presse-und Propaganda-Abteilung des niederländischen Post-, Telegraphen- und Fernmeldeamts. Schon während dieser Zeit begann er als Journalist zu arbeiten und schrieb zunächst vor allem Theaterrezensionen. Als Schriftsteller debütierte er 1940 mit dem Roman De vrienden van mijn vrienden ("Die Freunde meiner Freunde"). Es folgten zahlreiche weitere, meist erfolgreiche Romane wie Het glazen huis (Das Glashaus, Gedichtsammlung 1941), Bloemen voor Brenda (Blumen für Brenda, 1960) Hemelse modder (Himmlischer Schlamm, 1982) und zahlreiche andere. Von 1948 bis 1959 war er Theaterkritiker für de Volkskrant, danach für Elsevier. Auf Englisch schrieb er für Time. Im Fernsehen moderierte er Kunstprogramme und war als Quizmaster tätig. J. W. Hofstras schriftstellerisches Werke umfasst mehr als ein Dutzend als Buch erschienene Romane und Erzählungen, die meisten davon in verschiedene Sprachen übersetzt, sowie zahlreiche Kurzgeschichten, Beiträge zu Sachbüchern, Rezensionen und anderes.
Literarisches Werk (Beispiele)
Jan Willem Hofstra schrieb schnörkellose, meist „psychologische“ Romane und Kurzgeschichten, oft sind sie in künstlerischer Umgebung angesiedelt mit einem unverkennbar katholischem Hintergrund.
Ein gesuchtes Sammlerstück mit einer interessanten Entstehungsgeschichte ist seine im März 1945 in einem ungenehmigten bibliophilen Pressendruck von 250 Exemplaren in Den Haag bei A.A.M.Stols auf handgeschöpftem graublauem Papier erschienene romantische Novelle Valken („Falken“), die Bertram Witte (d.i. Bertram Weihs) illustrierte.
Eine Baronin, endlich Witwe geworden, verreitet sich auf dem Pferd auf ein Nachbargut, der Nachbar fasziniert sie, sie besucht ihn, er ist der nie erwähnte Neffe ihres verstorbenen Mannes. Auf dem Anwesen gibt es einen Falken. Der Neffe erzählt, wie er einmal verliebt war in ein bildschönes Mädchen, die sich nach der Heirat als Flittchen entpuppte. In Flagranti ertappt, hat sie der Falke im Gesicht schwer verletzt. Auf ihr Sterbebett erklärte sie später, dass ihr Mann den Raubvogel auf sie gehetzt hätte. Der Mann wurde daraufhin von der Gesellschaft geächtet. Im letzten Abschnitt der Novelle trifft sich die Baronin dann erneut mit ihrem Nachbarn...
Im Mittelpunkt seines bekanntesten Romans Een man alleen (deutsch Rumba auf Montmartre. Übersetzt von Julie von Wattenwyl-de Gruyter, München 1959.) stehen acht Großstadtmenschen, die sich, einsam und süchtig nach Betäubung und Lärm, als „menschliches Wrackholz“ in den Pariser Nachtlokalen finden, ohne Glaube, Hoffnung und Liebe. Sie kreisen in quälender Endlosigkeit um ihr eigenes Ich, weil sie außerhalb dieses Ichs nichts kennen. Die materialistisch-freigeistige Erziehung hat sie schutzlos in ein Leben geworfen, dem Sinn und Ziel fehlen. Süchtig nach Betäubung und Lärm, finden sie sich in den Nachtlokalen von Paris, „menschliches Wrackholz, durch das Brackwasser der Lüste auf dem Nachtstrand der Pariser Kneipen zusammengeworfen“. Der Leser verfolgt das unaufhaltsame, spannende Hineingleiten dieser Menschen in die Katastrophe.
Ein sinnloser Mord an einem ihrer Freunde bringt die Wende. Der Tod, der plötzlich unerbittlich vor ihnen steht, verlangt von jedem dieser Menschen eine Entscheidung.
Vermittler deutscher Literatur in den Niederlanden und in Belgien
Jan Willem Hofstra war auch ein einfühlsamer Übersetzer und Vermittler (als Rezensent) englischer, französischer und deutscher Literatur ins Niederländische. Seine Übersetzungen aus dem Deutschen umfassen:
Rüdiger Syberberg: Stenen voor brood. [= «Daß diese Steine Brot werden.»] Übersetzt ins Niederländische von J. W. Hofstra. Antwerpen: 't Groeit 1955.
Wolf Justin Hartmann: Het papegaaiennest. [= «Das Papageiennest.»] Übersetzt ins Niederländische von J. W. Hofstra. Amsterdam: Standaard-Boekhandel 1956.
Friedrich Dürrenmatt: Pech. Een verhaal, dat nog steeds mogelijk is. [= «Die Panne.»] Ill. von Rolf Lehmann. [Übersetzt ins Niederländische von J. W. Hofstra]. Bilthoven: Nelissen 1958 und Naarden: Strengholt 1977.
Gudrun Tempel: Duitsers blijven Duitsers. Herontmoeting met een vaderland. [= «Deutschland? Aber wo liegt es? Wiederbegegnung mit einem Vaterland.»] / [Übersetzt ins Niederländische von J. W. Hofstra]. Brüssel: Reinaert-Uitgaven 1962 und Amsterdam: Becht 1964.
Weblinks
- Entstehungsgeschichte des ungenehmigten bibliophilen Pressendrucks der 1945 erschienenen Novelle Valken („Falken“). In Niederländischer, englischer und französischer Sprache.
Literatur
- Jan Willem Hofstra: een leeven in de kunst. In: De Gelderlander. 3. April 1991.
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