Kammergeschütz

Kammergeschütz
Vorführung einer Hakenbüchse, einer Wallbüchse und eines Kammergeschützes, FLM Roscheider Hof 2011

Eine Kammergeschütz (auch Vögler, Kammerschlange oder Kammerstück) ist eine Bauweise von Geschützen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Raum, der für die Pulverladung bestimmt ist und Kammer genannt wird, einen geringeren Querschnitt hat als der Rest der Seele. Es hat somit eine im Verhältnis zum Kaliber kleinere Kammer [1]. Es gibt zwei grundsätzliche Typen.

Inhaltsverzeichnis

abnehmbare Kammer

Hinterladergeschütz aus dem Jahre 1410

Um die Ladegeschwindigkeit spätmittelalterlicher Geschütze zu erhöhen, wurden Geschütze mit einem zweigeteiltem Rohr entwickelt. Sie ist somit eine frühe Form des Hinterladers bei dem jedoch das Projektil wird wie beim Vorderlader von vorne eingeführt wird. Der längere, vordere Teil des Rohrs, Flug genannt, dient der Präzision des Schusses. In die Kammer, d.h. den kürzeren, hintere Teil, wird das Schwarzpulver geladen. Beim Abschuss wirde mit Hilfe von Holzkeilen die Kammer hinter dem Rohr eingeklemmt. Es gab aber auch mit Befestigungen mit Schraubgewinde [2]. Mit dieser Technik ist es möglich mehrere Kammern gleicher Größe gleichzeitig zu laden, schnell hintereinander am jeweiligen Geschütz zu wechseln und dadurch die Schussfrequenz erheblich zu erhöhen. Die Kammer konnte zudem an einem geschützten Ort geladen und der Pulvervorrat in sicherer Distanz zum Geschütz gelagert werden.

Ein wesentlicher Nachteil gegenüber den sonst gebräulichen Vorderladern war jedoch, dass es mit der damaligen Schmiedetechnik nicht möglich war, den Verschluss zwischen beiden Rohrteilen vollständig abzudichten. So trat ein Teil des Gases heraus, das Pulver verlor einen Teil seiner Kraft und im schlimmsten Fall gab es Verluste in den eigenen Reihen. Beispiele sind Mons Meg oder Faule Mette.

fest verbundene Kammer

Querschnitt eines Mörsers mit ausgeprägter Pulverkammer

Diese Kammergeschütze verengen sich hinteren Teil des Rohrs konisch bzw. zylindrisch zu der Pulverkammer. Durch diese Einrichtung wird das Einbringen der Ladung schwieriger, als bei Vorderladerkanonen mit gleichmässigem Lauf. Daher sind Kammergeschütze gewöhnlich nur so lang, dass das Laden bei ihnen unmittelbar mit der Hand geschehen kann. Dadurch wurde diese Bauart für Mörser und Haubitzen verwendet.[3]

Literatur

Lars-Holger Thümmler: Willkommen auf den Seiten zur Österreichischen Militärgeschichte. 2005 ([4], abgerufen am 10. Oktober 2011).

Georg Ortenburg: Waffe und Waffengebrauch im Zeitalter der Landsknechte. 1984, S. 191.

.. wenn es kracht! Abgerufen am 10. Oktober 2011.

Einzelnachweise

  1. Pierer's Universal-Lexikon, 4. Auflage 1857–1865, [1]
  2. Ernst Götzinger: Reallexicon der Deutschen Altertümer, Leipzig, Verlag von Woldemar Urban, 1885. [2]
  3. Handbibliothek für Offiziere Band 3 Waffenlehre, Verlag Herbig, 1828, Seite 54 [3]

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