- Haubitze
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Haubitzen sind Artillerie-Geschütze, die in der oberen und unteren Winkelgruppe schießen können. Im Gegensatz zu Geschützen mit flacher Trajektorie für nahegelegene sichtbare Ziele können mit Haubitzen weiter entfernte Ziele im Indirekten Richten bekämpft werden.
Inhaltsverzeichnis
Bauweisenbedingte Abgrenzung
Das Rohr der Haubitze ist kürzer als das der Kanone. Dadurch sinkt zwar die mögliche Geschossgeschwindigkeit, durch die kürzere Bauweise ist jedoch eine stärkere Rohrerhöhung (größerer Winkel gegenüber der Horizontalen) als bei der Kanone möglich. Das ermöglichte eine parabolische Trajektorie (Bogenschuss), mit der besser über die eigenen Truppen hinweg geschossen werden kann. Zur Regulierung der Schussweite kann neben der Rohrerhöhung auch die Treibladung variiert werden: eine größere Treibladung ergibt eine größere Reichweite.
Durch verbesserte Werkstofftechniken konnte später die Rohrlänge bei gleichem Höhenwinkel wieder vergrößert werden. Die Unterscheidung zwischen Haubitze und Kanone ist daher fließend und hat sich im Laufe der Zeit gewandelt, ebenso wie die Abgrenzung zum Mörser mit noch kürzerem Rohr. Beispiele sind die Krupp 120-mm-Haubitze M1905 und die Rimailho 155-mm-Haubitze M 1904TR.
Entwicklung
- Ursprünglich eine Steinbüchse zum Beschuss von lebenden Kräften im Feld (bereits 1410 in der Schlacht bei Tannenberg durch das Heer des Deutschen Ritter-Ordens eingesetzt).
- Zuerst als „auf(e)niz“, tschech. „houfnice“, (aus „houf“ = Schlacht-Haufen für das Ziel), im Deutschen wurde daraus Haussnitz, ital. obice. Erstmals urkundlich im 15. Jahrhundert erwähnt wurde sie in den Hussitenkriegen (1419–1436) als (Feld-)Geschütz aus der Wagenburg heraus gegen die taktische Formation „Haufen“ (siehe zum Beispiel Gewalthaufen) eingesetzt; eher durch seine akustische Wirkung auf die Pferde, statt durch Treffsicherheit und Geschosswirkung zum „Aufbrechen“ der geordneten Schlachtformation dienend.
- Sie wurde den Hauptbüchsen zugeordnet.
- Die Bezeichnung Haubitze wurde erst am Ende des 19. Jahrhunderts auf Geschütze mit kurzen Rohren und gezogenem Lauf angewendet.
In Europa kamen die ersten Haubitzen (mit glattem Rohr mittlerer Länge) im 15. Jahrhundert in Deutschland und Italien auf. Mit ihnen wurden Steinkartätschen, ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit Sprengstoff gefüllte Granaten verschossen. In Russland gab es Haubitzen ab Mitte des 16. Jahrhunderts, sie wurden als Gakownizy, Gaufnizy (Gafunizy) bezeichnet.
Besondere Ausführungen
Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten Haubitzen auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen oder Zugpferden gezogen wurden. Es existierten bzw. existieren spezielle Ausführungen, wie zerlegbare Gebirgshaubitzen und leichte Geschütze, die luftverlastbar sind. Manche Geschütze wie die FH 155-1 haben auch einen Hilfsantrieb für langsame Fahrt für Stellungswechsel.
In der Zeit des Kalten Krieges wurden auch Geschütze auf Selbstfahrlafetten entwickelt, um die Artillerie beweglicher zu machen. Ist das so Waffensystem gepanzert, handelt es sich um eine Panzerhaubitze. Der Grund liegt darin, dass der Feind nach einem Beschuss mit Artillerie heutzutage den Standort der Geschütze schnell orten und einen Gegenfeuerschlag auf die eigene Feuerstellung führen kann. Das Geschütz ist gegen Splitter geschützt und kann nach dem Feuern schnell ihre Stellung wechseln. Für die bewegliche und lufttransportfähige Artillerie werden in neuerer Zeit Feldhaubitzen auf LKW-Selbstfahrlafetten konstruiert, da die Artillerie in asymmetrischen Konflikten weniger feindliche Feuerschläge fürchten muss.
Beispiele: Feldartillerie Selbstfahrlafetten
- M1, M2, M115 (Selbstfahrvariante M115 ist die M110)
- Type 4 Selbstfahrlafette
Feldartillerie gezogene Geschütze
- FH155-1, die letzte und größte Feldhaubitze, 2001 bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt
- Gebirgshaubitze 105
- NLOS-C
Panzerhaubitzen
- Heuschrecke (Panzer)
- M109 außer Dienst gestellt; Nachfolger: Panzerhaubitze 2000
Redensart
Die Redensart „blau wie eine Strandhaubitze sein“ (abgeleitet davon „voll wie eine Strandhaubitze sein“) mit der Bedeutung, dass der Betreffende völlig betrunken ist, rührt daher, dass am Strand befindliche Haubitzen blau lackiert wurden, damit sie (beim Blick vom Meer in Richtung Land) besser getarnt waren.[1]
Belege
- ↑ Suchergebnis für „Strandhaubitze“ bei www.redensarten-index.de, abgerufen am 25. Juni 2011
Weblinks
Commons: Haubitzen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Haubitze – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Übersicht über verschiedene Panzerhaubitzen bei www.dtig.org
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