Klangprobe (Roman)

Klangprobe (Roman)

Die Klangprobe ist ein 1990 veröffentlichter Roman von Siegfried Lenz. In diesem Roman, den Lenz in der "Ich-Form" erzählt, handelt es sich um Vergänglichkeit und Menschenerkennung; er unterwirft die Personen seines Romans einer Klangprobe, die eine Prüfmethode der Steinmetzen für die Gesteinsgüte ist und konfrontiert sie mit dem Thema Vergänglichkeit und Zerfall.

Aus Naturstein formten Steinbildhauer Skulpturen, die bis heute als künstlerische Höchstleistungen der Menschheit gelten, Steinmetzen stiegen vom Lehrling zum Dombaumeister auf und errichteten steinerne Dome, die vom himmlischen Jerusalem künden sollten und Grabmale aus Stein bilden letzte Zeugnisse von Toten. Die steinernen Werke sollten ein Zeichen von Unvergänglichkeit sein.

Doch Stein ist nicht gleich Stein, manche verwittern schnell und nicht jeder Stein taugt für jeden Zweck. Die Steinmetzen prüfen seit altersher die Eignung und Tauglichkeit ihrer Werksteine durch die von ihnen so genannte Klangprobe. Mit dem Fäustel oder einem Stück Holz schlagen sie den Stein an. Dabei gerät der ausgewählte Stein in Schwingung und am Klang erkennt der Fachmann, ob er Fehler wie Risse (von Steinmetzen Stiche genannt) oder nicht sichtbare Löcher, Fehlstellen oder Gesteinsauflockerungen im seinem verborgenen Inneren hat. Denn diese Fehler machen einen Stein untauglich für sie. Ein klarer heller Klang erfreut den prüfenden Steinmetzen, klingt er dumpf, wird der Stein ausgesondert. Dieses Prüfverfahren überträgt Lenz auf das Leben, denn es könnte helfen, die Eignung von Menschen zu erkennen: „Man sollte sie auch für gewisse Leute einfuhren, die Klangprobe, dann bekäme man zeitig genug zu wissen, was in ihnen steckt, und man könnte sich vor Überraschungen sichern.
Siegfried Lenz beschreibt das Leben des Steinmetzen und Bildhauers Hans Bode und seines Sohnes Jan. Jan, der sich nichts sehnlicher wünscht als den Beruf des Lehrers zu ergreifen, wird allerdings lediglich Warenhausdetektiv. Jan verliebt sich in Lone, eine Übersetzerin, die er bei einem Warenhausdiebstahl ertappt und nicht anzeigt. Der 24jährige Jan hilft ihr und ihrem verwaisten Neffen Fritz, den sie aufzieht, und verschafft ihnen Wohnraum in einem ehemaligen Schulgebäude, in dem die Familie Bode lebt. Lone und Fritz erhalten die Räumlichkeiten, in denen sein Bruder Reimund lebte, der Selbstmord beging. Im Schulgebäude befindet sich auch die Werkstatt von Hans und es ist der Lebensraum von Jans Schwester Jette, seinem jüngeren Bruder Ernie, der Ehefrau von Hans Bode und eines Werkstatthelfers von Hans Bode. Durch den Einzug kommt neues Leben in die Familie, Jette findet einen Freund und Ernie wird aktiv. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine Zuneigung, eine zarte Liebe, zwischen Jan und Lone.

Der Steinbildhauer Hans Bode ist mit seinem Leben, seiner Arbeit und dem Lebensweg von Jan unzufrieden. Insgeheim hatte er gehofft, dass Jan seinen Betrieb weiterführt. Der "Alte" will keine Veränderungen und ist halsstörrig. Der jungen Frau und dem Erstklässler Fritz gelingt es, das Herz von Hans zu erweichen. Fritz will auch Steine hauen und lernt bei Hans, seinem "Opa". Hans Bode, der von Auftragsarbeiten und der Anfertigung von Grabmalen lebt, erhält einen bemerkenswerten bildhauerischen Auftrag, der seine Griesgrämigkeit schwinden lässt.

Als das steinerne Bildwerk fast fertig gestellt ist, verknüpft sich Vergänglichkeit und Schicksal auf besondere Weise: Die steinerne Skulptur, nach Hans der Inbegriff des Unvergänglichen, zerspringt und erschlägt Fritz.

Literatur

  • Der Steinmetz und der liebe Gott. In: Der Spiegel. Nr. 31, 1990 (online).

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