- Ch. Demel’s Söhne
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48.20861111111116.367222222222Koordinaten: 48° 12′ 31″ N, 16° 22′ 2″ O
Ch. Demel’s Söhne GmbH Unternehmensform GmbH Gründung 1786 Unternehmenssitz Wien Unternehmensleitung Branche Konditorei Produkte Website Der Demel ist eine der bekanntesten Wiener Konditorein am Kohlmarkt 14 im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Demel war ein k.u.k. Hofzuckerbäcker und führt diesen Titel noch heute öffentlich.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1778 kam der aus Württemberg stammenden Zuckerbäcker Ludwig Dehne nach Wien. 1786 gründete er am Michaelerplatz seine Konditorei. Dehne starb 1799 an Tuberkulose. Seine Witwe heiratete daraufhin den Zuckerbäcker Franz Wohlfahrt. 1813 kauften sie das Haus Michaelerplatz 14. Trotz zahlreicher Innovationen wie Gefrorenes konnten die Finanzen des Unternehmens nicht saniert werden. Nach dem Tod von Franz Wohlfahrt gelang der Witwe und ihrem Sohn aus erster Ehe August Dehne aber wieder der wirtschaftliche Aufschwung. August Dehne schaffte es zu großem Reichtum, das er in Grundstücke investierte. Da der Sohn von August Dehne eine andere Laufbahn als Jurist anschlug, verkaufte Dehne die Konditorei 1857 an seinen ersten Gehilfen Christoph Demel.
Auch Demel hatte in der Fortführung des Unternehmens Erfolg und etablierte es zu einer Wiener Institution. Nach dem Tod von Christoph Demel 1867 übernahmen seine Söhne Joseph und Karl das Geschäft, weshalb es seitdem „Christoph Demel's Söhne“ heißt. Auf Anfrage erhielt Demel 1874 den Hoflieferantentitel. Die unmittelbare Nähe zur Hofburg gleich gegenüber machte die Geschäfte noch einträglicher. Die Hofburg lieh sich hin und wieder Personal und Tafelgeräte für besondere Anlässe wie Bälle und Feste vom Demel. Neueste Entwicklungen in der Kunst der Zuckerbäckerei wurden aus Paris geholt, Auszubildende von Demel fanden schnell Anstellungen.
1888 wurde das alte Burgtheater am Michaelerplatz abgerissen und der Platz umgestaltet. Demel musste aus dem Haus ausziehen und zog an den Kohlmarkt 14. Das neue Geschäft wurde innen mit hohen Kosten vom Hoflieferanten Portois & Fix ausgestattet. Das Interieur ist im Stil des Neo-Rokoko mit Mahagoniholz und Spiegeln gehalten. Stammkunden waren Mitglieder des Wiener Hofes wie Kaiserin Elisabeth und andere bekannte mitglieder der Wiener Gesellschaft der Zeit, so die Schauspielerin Katharina Schratt und Fürstin Pauline von Metternich. Eine Eigenheit des Demel aus der Zeit der Monarchie ist, dass die stets weibliche Bedienung, die sich ursprünglich meist aus Klosterschülerinnen rekrutierte, in einer schwarzen Tracht mit weißer Schürze gekleidet ist. Sie werden Demelinerinnen genannt und sprechen den Gast traditionellerweise nicht persönlich, sondern mit dem Satz „Haben schon gewählt?“ oder „Wollen etwas zu sich nehmen, wenn belieben?“ an.[2]
Nach dem Tod von Joseph und Carl Demel übernahm Carls Witwe Maria ab 1891 die Führung. Sie erhielt ebenfalls den k.u.k. Hoflieferantentitel. Von 1911 bis 1917 leitete Carl Demel (junior) das Geschäft und danach seine Schwägerin Anna Demel (4. März 1872 in Wien – 8. November 1956 ebenda; geb. Siding). Unter ihrer Leitung wurden die Schachteln und Verpackungen von der Wiener Werkstätte entwickelt.
Es war Josef Hoffmann, der 1932 den Künstler Baron Friedrich Ludwig von Berzeviczy-Pallavicini mit Demel wegen eines Auftrags in Verbindung brachte. Berzeviczy entwarf neue Schachteln für Demel und heiratete 1935 Klara Demel, die adoptierte Nichte von Anna Demel. Während des Zweiten Weltkrieges verließ Berzeviczy das Land, die Leitung der Konditorei oblag seiner Frau Klara und Anna Demel.
Nach Klaras Tod am 19. April 1965 führte Berzeviczy die Konditorei weiter. Zu seiner Zeit entstanden die aufwändig gestalteten Schaufenster, in denen Schaustücke des Zucker- und Schokoladenhandwerks opulente Blickfänge darstellen. Baron Berzeviczy verkaufte schließlich das Geschäft an den Unternehmer Udo Proksch, der 1973 für den Club 45 im Obergeschoß Räume einrichtete; darüber hatte Verteidigungsminister Karl Lütgendorf seinen eigenen Salon. Nachdem Proksch 1989 im Zusammenhang mit dem Lucona-Skandal verhaftet wurde, übernahm es Günter Wichmann. 1994 erwarb war die Raiffeisenbank-Wien die Liegenschaft und wurde damit auch Besitzer des Wiener Traditionsunternehmens. Im Zuge der im März 1995 begonnenen Renovierung wurden im vierten Stockwerk Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert freigelegt und der barocke Innenhof mit einer Glaskonstruktion überdacht, der seit der Wiedereröffnung am 18. April 1996 als Schani- bzw. Wintergarten genutzt werden kann.
2002 übernahm das Cateringunternehmen Do & Co den Demel. Das Unternehmen wurde 1999 mit der „Goldenen Kaffeebohne“ von Jacobs Kaffee ausgezeichnet.[3] Demel hat mittlerweile weitere Niederlassungen in Salzburg und in New York.
Produkte
Eine der bekanntesten Spezialitäten des Hauses ist „Demels Sachertorte“. Die weltberühmte Sachertorte wurde von Franz Sacher erfunden, in ihrer heute bekannten Form jedoch erst von seinem Sohn Eduard Sacher während dessen Ausbildung im Hause Demel vollendet. Nach einem 1938 außergerichtlich beigelegten Prozess kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem bis 1965 anwährenden Rechtsstreit zwischen dem Hause Demel und dem Hotel Sacher: Das Hotel pochte auf sein Namensrecht, Demel hingegen konnte darauf verweisen, schon seit Erfindung der Torte die Bezeichnung „Original Sacher-Torte“ verwendet zu haben. Demel hatte nach Anna Sachers Tod 1930 unter festgelegten Bedingungen das Erzeugungs- und Vertriebsrecht für eine „Eduard-Sacher-Torte“ erhalten. Der Streit wurde zugunsten des Hotels Sacher entschieden; die Demelsche Torte heißt heute „Demel's Sachertorte“ und wird nach wie vor in Handarbeit hergestellt. Sie unterscheidet sich von der „Original Sacher-Torte“ dadurch, dass sich eine Schicht aus Marillenmarmelade nicht nur unter der Schokoladenglasur, sondern auch in der Mitte der Torte befindet.
Neben der Sachertorte verhalf eine weitere Spezialitäten der Konditorei zu Weltruhm: die originellen Lebkuchenfiguren, deren Modeln aus der Sammlung des Grafen Johann Nepomuk Graf Wilczek auf der Burg Kreuzenstein stammen. Daneben gibt es die Demeltorte (Mandel-Orangen-Masse mit Johannisbeermarmelade, Marzipan und Schokoladenüberzug), Annatorte, Dobostorte, Fächertorte, russische Punschtorte, Esterházy-Torte und Apfelstrudel. Beliebt bei vielen Touristen sind die kandierten Veilchen, mit denen Demel früher schon den kaiserlichen Hof belieferte und die angeblich die Lieblingsnascherei der Kaiserin Elisabeth („Sisi“) waren. Räumlichkeiten in den oberen Stockwerken wie das Bilderzimmer, Goldzimmer und das Silberzimmer werden für Veranstaltungen vermietet. Neben der Konditorei betreibt Demel, wie auch schon zur Zeit der Monarchie, einen Catering-Service, der nach der Wiederöffnung 1996 ebenso wie Lager, Versand und Verpackung in den 22. Wiener Gemeindebezirk abgesiedelt wurde.
Einzelnachweise
- ↑ Roland Mischke: Hier war der Kaiser Kunde. Handelsblatt, 12. Juli 2003. Abgerufen am 4. Februar 2009.
- ↑ Oswald M. Klotz: Nostalgie mit Proksch und Plüsch: Konditorei Demel, Treff der Snobs. In: Die Presse. K.u.k. Hoflieferanten heute (II)/27. Dezember, 1976.
- ↑ Goldene Kaffeebohne 1999. Jacobs, 1999. Abgerufen am 23. Februar 2009.
Literatur
- Federico von Berzeviczy-Pallavicini, Christian Brandstätter, Franz Hubmann: Die k.k. Hofzuckerbäckerei Demel. Ein Wiener Märchen. Mit einem einleitenden Essay von Gotthard Böhm, 74 Farb- und 28 Schwarzweiß-Abbildungen nach Photographien von Franz Hubmann und 76 Abbildungen nach Zeichnungen und Vignetten von Federico Pallavicini. Molden, Wien 1976, ISBN 3-217-00766-2.
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 2. Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 978-3-218-00544-9, S. 9
Band 6. Kremayr & Scheriau / Orac, Wien 2004, ISBN 978-3-218-00741-2 , S. 41. - Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Schroll, Wien 1996, ISBN 978-3-85202-129-4.
- Ingrid Haslinger, Erika Patka, Marie-Luise Jesch: Der süße Luxus. Die Hofzuckerbäckerei und die ehemaligen k. u. k. Hofzuckerbäcker Demel, Gerbeaud, Gerstner, Heiner, Rumpelmayer, Sluka. Eine Ausstellung des Kulturkreises Looshaus. Agens Werk Geyer + Reisser, Wien 1996, ISBN 3-9500302-4-7.
Weblinks
- Webpräsenz von Ch. Demel’s Söhne
- Café Demel. Hedwig Abraham. Abgerufen am 26. März 2009.
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