Kloster St. Katharinental

Kloster St. Katharinental
Ansicht von Norden

Das Kloster St. Katharinental war ein Kloster der Dominikanerinnen bei Diessenhofen im Kanton Thurgau am Rhein und gehörte zur Diözese Konstanz. Heute ist es eine Klinik des Kantons Thurgau für Rehabilitation und Langzeitpflege.

Inhaltsverzeichnis

Kloster

Es entstand im 13. Jahrhundert, wurde 1869 aufgehoben und vom Kanton Thurgau in ein Alters- und Pflegeheim umgewandelt. St. Katharinenthal steht unter Bundesschutz. Die heutige barocke Klosteranlage geht zurück auf einen Neubau aus den Jahren 1715–1718 des bekannten Vorarlberger Baumeisters Franz Beer.

Im 18. Jahrhundert erlebte das Kloster eine musikalische Hochblüte. Das umfangreiche erhaltene Notenmaterial gibt ein Bild von der damaligen Musizierpraxis.[1]

Klosterkirche

Innenraum

Die Klosterkirche von St. Katharinental wurde im Auftrag der Priorin Josepha Dominica von Rottenberg 1732–1734 von Johann Michael Beer (1700–1767) erbaut, dem Sohn des Baumeisters. Sie und gilt als bedeutendes Beispiel des süddeutschen Barocks.

Die Orgel auf der Westempore entstand 1735–1741 und stammt vom Orgelbaumeister Johann Jakob Bommer aus Weingarten. Das nach der Aufhebung des Klosters unspielbar gewordene Instrument wurde 1965–1969 von der Orgelbaufirma Kuhn restauriert.[2][3]

Die Malereien in Kirche, Einsiedlerkapelle und Sakristei stammen vom Konstanzer Hofmaler Jacob Carl Stauder (1694–1756), der die Kirche zwischen 1733 und 1738 mit zahlreichen Gemälden ausstattete. Die Kirche wurde 2005–2007 restauriert.[4]

Die Kirche gehört zur Pfarrei Diessenhofen, wird aber nur noch ausnahmsweise für Gottesdienste genutzt. Ansonsten kann der Kirchenraum nur durch ein Gitter unterhalb der Empore betrachtet werden. Im Rahmen einer Konzertreihe finden jährlich von Mai bis September Konzerte in der Klosterkirche statt. Veranstalter ist der Verein «Konzerte St. Katharinental».[5]

Graduale von St. Katharinental

Das Graduale von St. Katharinental ist eines der bedeutendsten gotischen Kunstwerke der Schweiz und von grossem Wert für die Kunst- und Kulturgeschichte des beginnenden Spätmittelalters. Es entstand um 1312 und umfasst 628 Seiten (314 Blätter) mit lateinischen Gesängen in gotischer Schrift im gregorianischen Vierliniensystem und hat mit ein Format von 48 x 35 cm. Dass das Manuskript aus St. Katharinental stammt, zeigt ein handschriftlicher Eintrag auf der Innenseite des Vorderdeckels. Das Werk ist verziert mit 71 gemalten und reich mit Blattgold versehenen Miniaturen und 13 ornamentalen Initialen sowie zahlreichen verzierten Grossbuchstaben.

Das Graduale blieb bis ins 19. Jahrhundert in St. Katharinental in Gebrauch. Um 1820 kam es in den Besitz eines Konstanzer Antiquars, der das Buch zum Mittelpunkt eines Museums machte. Die Handschrift tauchte Ende des 19. Jahrhunderts in England auf, wo sie im Besitz des Sammlers Sir Charles Dyson Perrins (1864–1958) kam, der weltweit eine der bedeutendsten Sammlungen an mittelalterlichen Schriften zusammengetragen hatte.[6] Als 1958 sein Nachlass versteigert wurde, konnte das Werk durch finanzielle Unterstützung des Bundesrates, der Gottfried-Keller-Stiftung und des Kantons Thurgau am 9. Dezember 1958 erworben werden.

Vom Graduale wurde ein Faksimile hergestellt. Die Auflage von 930 Exemplaren ist vergriffen.[7] Ein Exemplar des Faksimiles wird im Klostermuseum gezeigt.

Klostermuseum

Ostfassade

Das Klostermuseum von St. Katharinental enthält im ersten Obergeschoss zahlreiche Hinweise auf die frühere Ausstattung und dokumentiert die erste klösterliche Blütezeit St. Katharinentals im 14. Jahrhundert.

Im zweiten Obergeschoss wird die Baugeschichte aus der barocken Blütezeit des neuen Klosters und seiner Kirche veranschaulicht. Ein Raum erinnert an die Zeit von 1869–1973, als St. Katharinental ein Kranken- und Greisenasyl bzw. ein kantonales Alters- und Pflegeheim (1973–1996) war.[8]

Galerie

Weblinks

 Commons: Kloster Sankt Katharinental – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. SH-Orgel.ch
  2. Orgelporträt auf der Website von Orgelbau Kuhn AG, Abgerufen am 30. Juli 2011.
  3. SH-Orgel.ch
  4. Bericht der Denkmalpflege zur Baugeschichte und Restauration
  5. Konzerte Diessenhofen
  6. en-WP
  7. Siehe Das Graduale von St. Katharinental auf der Website des Faksimile Verlags, abgerufen am 9. Oktober 2011.
  8. Myswitzerland.com
47.691458.737049

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kloster Töss — 1741; Stahlstich von David Herrliberger Das Kloster Töss war ein Kloster der Dominikanerinnen aus dem 13. Jahrhundert im Winterthurer Stadtteil Töss. Es wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgebrochen. An seiner Stelle steht heute die… …   Deutsch Wikipedia

  • St.-Katharinen-Kloster — Ein Katharinenkloster, das auf eine der Heiligen Katharinas zurückgeht, gibt es in: Inhaltsverzeichnis 1 Deutschland 2 Schweiz 3 Frankreich 4 Ägypten 5 Siehe auch // …   Deutsch Wikipedia

  • Diessenhofen — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Dießenhofen — Diessenhofen Basisdaten Kanton: Thurgau Bezirk: Diessenhofen …   Deutsch Wikipedia

  • Willisdorf — Diessenhofen Basisdaten Kanton: Thurgau Bezirk: Diessenhofen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern — Die Liste von Klöstern ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft, Land und Ort. Die Liste ist nicht vollständig. Bei einem Neueintrag wird darum gebeten, Ort, Gründungs und Aufhebungsdaten sowie eine …   Deutsch Wikipedia

  • Meister Heinrich von Konstanz — war ein um 1300 im Bodenseegebiet tätiger Bildhauer. Inhaltsverzeichnis 1 Person 2 Werk 3 Weblinks 4 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Damenstift Säckingen — Fridolinsmünster …   Deutsch Wikipedia

  • Thayngen — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Michael Beer von Bleichten — (* 17. August 1700 in Bezau; † 26. August 1767 in Mainz) war ein österreichischer Baumeister und Architekt aus Vorarlberg und Sohn von Franz Beer von Bleichten (Auer Zunft). Nicht zu verwechseln ist er mit dem Schüler seines Vaters Johann Michael …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”