Chaim Eitingon

Chaim Eitingon

Chaim Eitingon (* 11. Dezember 1857 in Schklou, Weißrussland; † 24. Dezember 1932 in Leipzig) war ein Rauchwaren-Händler und Stifter in Leipzig.

Leben und Wirken

Chaim Eitingon, der „Pelzkönig“ vom Brühl und Mäzen

Als Sohn jüdischer Eltern wurde Chaim Eitingon am 11. Dezember 1857 in Schklow in Weißrussland geboren. 1882 heiratete er die vier Jahre jüngere Chasse Alexandra Lifschitz, mit der er später vier Kinder hatte (Esther, Fanny, Vladimir und Max Eitingon, letzterer wurde später ein bekannter Arzt und Psychoanalytiker).[1] Im selben Jahr gründete er die Rauchwaren-Handlung Chaim Eitingon in Moskau, bereits ein Jahr später eröffnet er eine Niederlassung am Leipziger Brühl 37-39. 1903 kehrte er in sein Stammhaus nach Moskau zurück, das jedoch nach 1914 wegen der Geschäftsbeziehungen zu Deutschland liquidiert wurde. Zur Zeit der Oktoberrevolution 1917 verlegte Eitingon seinen Stammsitz nach Leipzig. Seine Familie wohnte in der Döllnitzer Straße 9. Chaim Eitingon erweiterte in kurzer Zeit seinen Betrieb mit Zweigstellen in New York und Paris.

Eitingon gehörte zu den erfolgreichsten Pelzhändlern am Leipziger Brühl. Mit seinem Vermögen stiftete er 1922 die jüdisch-orthodoxe Ez Chaim-Synagoge (Otto-Schill-Straße 6-8 / Apels Garten 4). Sie war Leipzigs zweitgrößtes jüdisches Gotteshaus und bot 1300 Gläubigen Platz.

1925 wandelte er sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. 1926 und 1928 konnte seine AG einem Jahresumsatz von 25 Millionen Reichsmark erwirtschaften. Seine führende Stellung in der Rauchwarenbranche brachte ihm den Spitznamen „Pelzkönig“ vom Brühl ein. Man nannte die Familie auch „die Rothschilds von Leipzig“.

Zusammen mit seinem Neffen Matwei Issakowitsch begründete Eitingon die Israelitische Krankenhaus-Eitingon-Stiftung, die ab 1928 das Eitingonkrankenhaus im Waldstraßenviertel betrieb. Die Ausstattung entsprach den modernsten medizinischen Erkenntnissen seiner Zeit. Dieses erste jüdische Krankenhaus stand bis 1938 mit 79 Betten allen Konfessionen offen. 1928 wurde eine Anliegerstraße zu diesem Krankenhaus dem Stifter zu Ehren in Eitingonstraße umbenannt.[2] Auf Befehl des Gauleiters von Sachsen, Martin Mutschmann, wurde am 14. Dezember 1939 das Krankenhaus mit allem Inventar enteignet und binnen vier Stunden zwangsevakuiert. Patienten und das medizinische Personal mussten in ein einziges Haus im Krankenhauskomplex Dösen umziehen und dort ohne Diagnose- oder Therapiemittel auskommen.[3]

Chaim Eitingon war ab 1929 Ehrenmitglied der Israelitischen Gemeinde in Leipzig.

Im Alter von 75 Jahren starb Chaim Eitingon am 24. Dezember 1932. Er wurde zwei Tage später auf dem Neuen Jüdischen Friedhof (Delitzscher Straße) beigesetzt.[4] Seine Firma, die Chaim Eitingon AG wurde nach seinem Tode aufgelöst.[5]

Seit 1992 trägt das ehemalige jüdische Krankenhaus wieder den Namen Eitingon-Krankenhaus (Eitingonstraße 12) und untersteht der Verwaltung des Städtischen Klinikums St. Georg.[6]

Der Arzt und Psychoanalytiker Max Eitingon war sein Sohn.

Literatur

  • Zur Geschichte der Juden in Leipzig.Edition Leipzig, Leipzig 1994
  • Bürgerverein Waldstraßenviertel e.V.: Familie Eitingon und die Eitingon-Stiftung. Bonn, Leipzig 2006
  • Steffen Held: 24. Dezember 1932. Chaim Eitingon - Rauchwarenhändler und Stifter. In: Leipziger historischer Kalender 2007. Lehmstedt Verlag, Leipzig 2006
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage, ProLEIPZIG, Leipzig 2005
  • Stadtarchiv Leipzig (Hrsg.): LEXIKON Leipziger Straßennamen. Verlag im Wissenschaftszentrum, Leipzig 1995.

Einzelnachweise

  1. http://www.answers.com/topic/eitingon-max
  2. http://www.mdr.de/kultur/1255194.html#absatz7
  3. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=815
  4. http://leipzig-lexikon.de/biogramm/Eitingon_Chaim.htm
  5. http://books.google.de/books?id=nbsUI5-RAhwC&pg=PA124&lpg=PA124&dq=Assuschkewitz+br%C3%BChl&source=bl&ots=ArNrUe0Fb3&sig=BjNuDZ7eSsJjmVdgAfqXIVHLDfw&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result#PPA124,M1
  6. http://www.ltm-leipzig.de/cgi-bin/download.pl?id=744&navid=1129&lang=de&styp=1

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eitingon — ist der Name folgender Personen: Chaim Eitingon (1857–1932), Rauchwaren Händler und Stifter in Leipzig Max Eitingon (1881–1943), Arzt und Psychoanalytiker Naum Isaakowitsch Eitingon (1899–1981), sowjetischer Geheimdienstoffizier …   Deutsch Wikipedia

  • Max Eitingon — Max Eitingon, 1922 Nacimiento 26 de junio de 1881 …   Wikipedia Español

  • Max Eitingon — Max Eitingon, 1922 Gedenktafel für Max Eitingon. Altensteinstraße 26, Berlin Lichterfelde …   Deutsch Wikipedia

  • Brühl (Leipzig) — Der Brühl ist eine der ältesten Straßen in Leipzig. Er hatte bis zum Zweiten Weltkrieg den Ruf als Weltstraße der Pelze, war die bedeutendste Straße der Stadt und trug wesentlich zu Leipzigs Weltruf als Handelsmetropole bei. Einige Zeit… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ei — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Synagogen in Leipzig — Die meisten der Synagogen in Leipzig fielen den Bomben des Zweiten Weltkriegs zum Opfer oder wurden während der NS Zeit profaniert. Im Leipziger Stadtgebiet besitzt als einzige heute noch die Brodyer Synagoge ihre ursprüngliche Funktion. In der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schklou — Шклоў Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Brühl (Leipzig) — HistoryOn the corner of the Brühl and Katharinestrasse stands the Romanus house, built for the mayor of Leipzig between 1701 and 1704, and one of the finest baroque buildings remaining in the town. [… …   Wikipedia

  • Ludwig Frankenthal — (* 27. November 1881 in Schwanfeld; † 14. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein deutscher Chirurg jüdischer Herkunft, der von 1928 bis 1938 als Chefarzt des Israelitischen Krankenhauses in Leipzig wirkte. Außerdem war er aufgrund seiner 1928… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Pflaume — (* im 19. Jahrhundert; † 1930 in Leipzig; vollständiger Name: Johann Gustav Pflaume)[1] war ein deutscher Architekt. Inhaltsverzeichnis 1 Wirken 2 Bauten 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”