Chalicotheriidae

Chalicotheriidae
Chalicotherien
Moropus
Zeitraum
oberes Eozän bis Pleistozän
Fossilfundorte
Eurasien, Nordamerika, Afrika
Systematik
Säugetiere (Mammalia)
Laurasiatheria
Unpaarhufer (Perissodactyla)
(Moromorpha)
Wissenschaftlicher Name
Chalicotheriidae
Gill, 1872
Familien
  • Schizotherinae
  • Chalicotherinae

Die Chalicotherien (Chalicotheriidae) sind eine ausgestorbene Familie der Unpaarhufer (Perissodactyla). Sie lebten vom oberen Eozän bis zum Pleistozän und sind aus Eurasien, Nordamerika und Afrika nachgewiesen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Chalicotherium

Die Chalicotherien sind schon auf den ersten Blick recht merkwürdige Tiergestalten. Der relativ kleine Kopf sitzt auf einem recht langen Hals, der aus einem auffallend plumpen Körper entspringt. Das auffallendste Merkmal waren aber die mächtigen Klauen an Vorder- und Hinterfüßen. Dadurch unterscheiden sie sich von allen anderen Unpaarhufern, die durch huftragende Laufbeine gekennzeichnet sind. Man unterscheidet zwei deutlich verschiedene Unterfamilien der Chalicotheridae, die Schizotherinae und die Chalicotherinae. Während die Ersteren auf allen vier Sohlen liefen und ihre Krallen einziehen konnten, winkelten die Chalicotherinae ihre langen Krallen beim Gehen ähnlich wie heutige Ameisenbären nach hinten ab. Besonders bei den Chalicotherinae waren die Vorderbeine viel länger als die Hinterbeine, wodurch die Rückenlinie stark abfiel. Im Gegensatz zu den ursprünglicheren Schizotherinae, waren die Zähne der späteren Chalicotherinae wieder mit niedrigeren Kronen ausgestattet, was auf eine stärkere Spezialisierung auf Blattkost schließen lässt.

Lebensweise

Da die Chalicotherien in erster Linie Waldbewohner waren, ist ihre Fossilüberlieferung weniger gut als zum Beispiel die der eher steppenbewohnenden Pferde. In Wäldern sind die Bedingungen für Fossilisation viel schlechter als in Trockengebieten. Man nimmt an, dass die Chalicotherien vorwiegend Laub fraßen und ihre klauenbewehrten Vorderbeine benutzten, um Äste als Nahrung zu sich herabzuziehen. Möglicherweise gruben sie auch Wurzeln und Knollen aus.

Entwicklungsgeschichte

Die Chalicotherien bildeten eine der Hauptlinien der Unpaarhufer. Man geht heute davon aus, dass sie sich aus den Lophidontidae entwickelten, die den Tapiren nahestehen. Die ältesten Funde von Chalicotheriden stammen aus dem oberen Eozän, wo sie schon mit sechs Gattungen vertreten waren. Diese frühen Formen ähneln noch sehr den anderen primitiven Unpaarhufern, wie etwa dem Urpferd Hyracotherium. Eine dieser frühen Gattungen aus dem oberen Eozän war Eomoropus. Die Tatsache, das es sowohl in Nordamerika als auch in Asien (China) gefunden wurde, zeigt, dass beide Kontinente damals verbunden waren. Im Oligozän wanderten mit Schizotherium die ersten Chalicotherien nach Europa ein. Diese Gattung gehörte zur Unterfamilie der Schizotherien (Schizotherinae). Im frühen Miozän erreichten Metaschizotherium und Phyllotillon, die ebenfalls beide der Unterfamilie der Schizotherinae angehörten, ebenfalls Europa. Weitere Gattungen dieser Unterfamilie sind Moropus aus Nordamerika und Europa und Ancylotherium. Beide lebten im Miozän, in dem die Chalicotherien eine maximale Artenfülle erreichten. Während des mittleren Miozän wurden die Schizotherien in Europa von den Chalicotherinae verdrängt.

Die Gattung Chalicotherium hatte sehr lange Vorderbeine und besonders kurze Hinterbeine. Das Tier winkelte die klauenbewehren Vorderfüße ähnlich wie Ameisenbären beim Gehen nach hinten ab. In Europa starben die Chalicotherien im späten Miozän aus. Reste von Chalicotherium kennt man aus etwa 10 Millionen Jahre alten Ablagerungen des Ur-Rheins (Dinotheriensande) in Rheinhessen. In Afrika, das sie erstmals im Miozän erreicht hatten, und in Südasien hielten sich Chalicotherien bis ins frühe Pleistozän.

Kryptozoologie

Immer wieder wird über angebliche Sichtungen von Chalicotherien berichtet, die jedoch nie bestätigt werden konnten.

Literatur

  • T. S. Kemp: The Origin & Evolution of Mammals. Oxford University Press, Oxford 2005. ISBN 0198507615
  • A. H. Müller: Lehrbuch der Paläozoologie, Band III Vertebraten, Teil 3 Mammalia, 2. Auflage. Gustav Fischer Verlag, 1989. ISBN 3-334-00223-3

Weblinks


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