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Tapire Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii)
Systematik Klasse: Säugetiere (Mammalia) Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria) Überordnung: Laurasiatheria Ordnung: Unpaarhufer (Perissodactyla) Familie: Tapire Gattung: Tapire Wissenschaftlicher Name der Familie Tapiridae Gray, 1821 Wissenschaftlicher Name der Gattung Tapirus Brünnich, 1771 Arten - Flachlandtapir (Tapirus terrestris)
- Bergtapir (Tapirus pinchaque)
- Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii)
- Schabrackentapir (Tapirus indicus)
Die Tapire (Tapirus) sind die einzige Gattung innerhalb der gleichnamigen Säugetierfamilie aus der Ordnung der Unpaarhufer (Perissodactyla). Sie umfasst vier Arten. Es handelt sich um schwerfällige Tiere mit einem charakteristischen Rüssel, die in Mittel- und Südamerika und in Südostasien leben.
Inhaltsverzeichnis
Körperbau
Tapire sind äußerlich schweineähnliche Tiere; ihre nächsten Verwandten sind allerdings Pferde und Nashörner. Das Fell ist bei den amerikanischen Arten bräunlich-grau gefärbt, der südostasiatische Schabrackentapir ist hingegen durch eine auffällige, schwarz-weiße Färbung gekennzeichnet. Tapire erreichen eine Kopfrumpflänge von 180 bis 250 Zentimeter, der Schwanz ist ein kurzer Stummel von 5 bis 13 Zentimetern Länge, und die Schulterhöhe beträgt 73 bis 120 Zentimeter. Ausgewachsene Tiere erreichen ein Gewicht von 150 bis 320 Kilogramm – der größte Vertreter ist der Schabrackentapir.
Der plumpe, schwerfällig wirkende Körper dieser Tiere ist an der Vorderseite zugespitzt und an der Hinterseite abgerundet, wodurch das Vorwärtskommen in dichten Wäldern erleichtert wird. Die Beine sind vergleichsweise kurz und schlank, wie bei allen Unpaarhufern verläuft die Hauptachse durch die dritte Zehe, die auch die größte ist. An den Vorderbeinen sind jeweils vier Zehen, wobei die drei nach vorn Zeigenden am stärksten entwickelt sind, die Hinterfüße tragen drei Zehen.
Nase und Oberlippe sind zu einem kleinen Greifrüssel verwachsen, mit dem die Tiere ihre Blätternahrung aufspüren. Die amerikanischen Arten haben größere Rüssel als der Schabrackentapir. Die Augen sind klein, die Ohren oval, aufgerichtet und nicht sehr beweglich. Die Zahnformel der Tapire lautet 3/3 1/1 4/3-4 3/3, insgesamt sind also 42 bis 44 Zähne vorhanden. Die Schneidezähne sind meißelförmig, die Eckzähne kegelförmig und durch ein Diastema von den Backenzähnen getrennt. Die Prämolaren ähneln in der Form den Molaren, sie sind niederkronig und somit für weiche Pflanzennahrung ausgestattet.
Verbreitungsgebiet und Lebensraum
Tapire haben ein zweigeteiltes Verbreitungsgebiet: drei Arten leben in Mittel- und Südamerika, wo sie vom südlichen Mexiko bis in das südliche Brasilien und das nördliche Argentinien verbreitet sind. Die vierte Art, der Schabrackentapir, lebt in Südostasien, von Myanmar bis zur Malaiischen Halbinsel und auf Sumatra. Ihr Lebensraum sind Wälder, in erster Linie tropische Regenwälder. Sie sind auf die Nähe von Wasser angewiesen und kommen von Meeresniveau bis in Höhen von 4500 Metern vor.
Lebensweise
Tapire sind nachtaktiv. Tagsüber ziehen sie sich ins dichte Unterholz zurück, um in der Nacht auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei bewegen sie sich, den Rüssel am Boden haltend, vorwärts, sie können außerdem gut schwimmen und tauchen und wühlen gern im Schlamm. Sie sind generell sehr scheu und vorsichtig, im Bedrohungsfall fliehen sie ins Wasser oder ergreifen die Flucht; wenn notwendig, verteidigen sie sich mit Bissen. Gehör und Geruchssinn sind gut entwickelt.
Die Tiere leben einzelgängerisch; begegnen Artgenossen einander, verhalten sie sich in der Regel sehr aggressiv. Nur während der Paarungszeit kommen Männchen und Weibchen für kurze Zeit zusammen.
Nahrung
Tapire sind Pflanzenfresser, die vorwiegend weiche Nahrung zu sich nehmen. Neben Blättern verzehren sie auch Wasserpflanzen, Knospen, Zweige und Früchte. Mit ihren langen, muskulösen und beweglichen Zungen gelangen sie auch an Blätter von dornenbewehrten Pflanzen.
Fortpflanzung
Die Tragzeit dauert etwas über ein Jahr (rund 390 bis 410 Tage), hiernach kommt in der Regel ein einziges Jungtier zur Welt. Neugeborene sehen bei allen Tapirarten gleich aus: Sie sind dunkelbraun und tragen hellbraune bis weiße Längsstreifen, die zu Flecken und Stricheln aufgelöst sein können. Das Junge verbringt seine erste Lebenswoche in einem geschützten Lager, danach beginnt es, seiner Mutter zu folgen.
Nach einem halben Jahr beginnt das Muster allmählich zu verschwinden; nach dem ersten Lebensjahr sieht der junge Tapir in der Färbung aus wie ein Erwachsener. Ungefähr zur gleichen Zeit wird er entwöhnt und kurz darauf von seiner Mutter vertrieben. Die Geschlechtsreife tritt mit rund drei bis vier Jahren ein. Das höchste bekannte Lebensalter eines Tapirs betrug 35 Jahre.
Natürliche Feinde
Zu den natürlichen Feinden zählen große Katzen wie beispielsweise Puma und Jaguar, aber auch Bären, Krokodile und Anakondas. Die größte Bedrohung der Tapire stellt aber der Mensch dar.
Tapire und Menschen
In manchen Regionen werden diese Tiere wegen ihres Fleisches und ihrer Häute bejagt, es gibt aber auch Indianerstämme, die aus religiösen Gründen keine Tapire jagen. Heute stellt weniger die Jagd als die Zerstörung ihres Lebensraumes den Grund dar, warum die Bestandszahlen aller vier Tapirarten gesunken sind. Die IUCN listet zwei der vier Arten, den Bergtapir und den Mittelamerikanischen Tapir als bedroht (endangered), und die übrigen zwei Arten (Flachlandtapir und Schabrackentapir) als gefährdet (vulnerable).
Systematik und Entwicklungsgeschichte
Die nächsten lebenden Verwandten der Tapire sind die Nashörner, beide Entwicklungslinien trennten sich im mittleren Eozän vor rund 47 Mio. Jahren.[1] Gemeinsam mit diesen und den Pferden bilden sie die Ordnung der Unpaarhufer (Perissodactyla), die in die Überordnung der Laurasiatheria eingeordnet wird.
Stammesgeschichtlich sind die Tapire im Vergleich zu anderen Säugern eine durchaus alte Familie: Die ältesten Fossilien stammen aus dem Eozän Nordamerikas. Im Oligozän waren Tapire mit der Gattung Protapirus auch in Europa weit verbreitet. Die Gattung Tapirus tauchte im Miozän auf. Nach Südamerika, dem Schwerpunkt ihres heutigen Verbreitungsgebiets, gelangten Tapire erst relativ spät, nämlich im Pleistozän. Zu den fossilen südamerikanischen Vertretern der Tapire zählen Tapirus rondoniensis, Tapirus rioplatensis, Tapirus oliverasi, Tapirus tarijensis, Tapirus cristatellus und Tapirus mesopotamicus. Gleichzeitig existierte in Ostasien Megatapirus, ein pferdegroßes Tier, das der größte Tapir aller Zeiten war. Tapire waren und sind typischerweise Bewohner von dichten Wäldern. Deshalb war die Ausbreitung großer Graslandschaften im Neogen nicht günstig für sie. So haben von der einst artenreichen Familie auch nur vier Arten bis heute überlebt:
- Flachlandtapir (Tapirus terrestris)
- Bergtapir (Tapirus pinchaque)
- Mittelamerikanischer Tapir (Tapirus bairdii)
- Schabrackentapir (Tapirus indicus). Er wird gelegentlich in einer eigenen Gattung als Acrocodia indica geführt.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker’s Mammals of the World. The Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
- Sheryl Todd, Udo Ganslosser: Die Tapire. Filander, 1997, ISBN 3-930831-41-4.
- James Oglethorpe: Tapirs: Status, Survey, and Conservation Action Plan. IUCN, 1997, ISBN 2-8317-0422-7.
- Stefan Seitz: Vergleichende Untersuchungen zu Verhalten und Schauwert von Tapiren (Tapiridae) in Zoologischen Gärten. Cuvillier, 2001, ISBN 3-89873-201-0.
Einzelnachweise
- ↑ Christelle Tougard, Thomas Delefosse, Catherine Hänni und Claudine Montgelard: Phylogenetic Relationships of the Five Extant Rhinoceros Species (Rhinocerotidae, Perissodactyla) Based on Mitochondrial Cytochrome b and 12S rRNA Genes. Molecular Phylogenetics and Evolution 19, 2001, S. 34–44
Weblinks
Commons: Tapiridae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- 4TAPIRS Homepage
- Tapirback’s Homepage (englisch)
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