Labyrinth des Lichtes

Labyrinth des Lichtes
Das Labyrinth des Lichtes in Töging am Inn
Der Schriftzug des Labyrinth des Lichtes

Das Labyrinth des Lichtes ist eine 2010 errichteter architektonischer Baukörper, der in der Form eines modernen Labyrinths gestaltet ist und als Meditations- und Ruheraum Verwendung findet.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Das Labyrinth des Lichtes befindet sich in Töging in Bayern. Die Sehenswürdigkeit liegt im Westen der Stadt. Sie befindet sich in privatem Besitz, ist aber für alle Besucher frei zugänglich.

Entstehungsgeschichte

Entstanden ist das Labyrinth des Lichtes Ende des Jahres 2010 nach Ideen und Plänen von Mitgliedern eines Töginger Familienunternehmens. Für die Öffentlichkeit frei zugänglich ist das Labyrinth seit Ostern 2011 und zieht seitdem zahlreiche Besucher an. Beim „Labyrinth des Lichtes“ handelt es sich im engeren Sinne nicht um ein Labyrinth, sondern um einen Irrweg mit zentraler Mitte. Es ist demnach eine bewusst gewählte Mischform zwischen Labyrinth und Irrgarten. Seit Jahrtausenden symbolisieren Labyrinthe das Unterwegssein, weshalb es auch häufig als Bild für den menschlichen Lebensweg verwendet wird, was auch das Kunstwerk widerspiegeln will.

Schematische Darstellung des Labyrinth des Lichtes
Schematische Darstellung des Labyrinth des Lichts in offenem Zustand

Bauarchitektur und Symbolik

Beim Labyrinth des Lichtes handelt es sich um Kunst im öffentlichen Raum, die bewusst eine architektonische Symbolik verwendet.

Das Labyrinth symbolisiert den Weg, das Unterwegssein. Es steht für den menschlichen Lebensweg. Labyrinthe gib es in der jahrtausendalten Kulturgeschichte des Menschen in vielen Ausprägungen und Erscheinungsformen. Die ältesten Labyrinthe, die man kennt, sind über 5000 Jahre alt. Über deren Bedeutung gibt es unterschiedliche Interpretationen. Herrmann Kern vermutet, die ersten Labyrinthe waren Muster, die auf dem Boden gekennzeichnet waren und einem Tanzritual dienten. Eines der berühmtesten Labyrinthe kennt man aus der griechischen Sagenwelt. Hier kann man eindeutig eine Verbindung und Deutung zur menschlichen Seele herstellen. Auf der einen Seite zeigen sich die schlechten Eigenschaften des Menschen symbolisiert durch die Gier des König Minos, indirekt auch durch die Begattung von Königin Parsefae durch den weißen Stier, also die sexuelle Vereinigung von Frau und Stier und das Ergebnis dieser Verbindung das Untier der Minotaurus, halb Mensch und halb Stier. Auf der anderen Seite finden wir den aufopfernden, tapferen und zielstrebigen Theseus, der das Böse, sprich den Minotaurus besiegt und anschließend über den roten Faden wieder zur Liebe, zu seiner Ariadne zurückfindet. Für die Römer gehörte die Sage über Theseus und den Minotaurus zu den Lieblingserzählungen aus der griechischen Mythologie. Das Labyrinth selbst wird aber im alten Rom immer mehr zu einer zierenden Ornamentik umgewandelt.

Erst die frühen Christen, vor allem auf römischen Gebieten, entdeckten das Labyrinth neu und brachten wieder viel Symbolik und Mystik in das Labyrinth. Allerdings tritt an die Stelle von Theseus jetzt Jesus und der Minotoraus, der in der Mitte des Labyrinths ursprünglich gefangen war, wird generell zum Bösen im Menschen gemacht. Mit Hilfe des Glaubens kann man in die Mitte des Menschen eintauchen, in die Seele vordringen, Gott schauen und gewandelt das Labyrinth wieder verlassen. Der Weg ins Labyrinth ist somit der Weg in die Mitte zu sich selbst. Zum ersten Mal taucht ein Labyrinth in einer Kirche des 4. Jahrhunderts in Algier auf. Das christliche Labyrinth hat sich dann im Laufe der Jahrhunderte zur perfekten Form, dem gothischem Labyrinth weiter entwickelt, wie wir es heute noch, zum Beispiel in der Kathetrale von Chartres, bewundern dürfen. Sehr oft wurde das Begehen des Labyrinths von den Christen auch als Pilgerweg gesehen. Es ist bekannt, dass man diesen Weg auch auf den Knien zurück gelegt hat. Meist befanden sich solche Labyrinthe im Eingangsbereich einer Kathetrale oder Kirche. Der Besucher des Gotteshauses solle durch das Begehen des Labyrinths erst in sich gehen, seine Mitte finden, um sich von seinen Alltagsgedanken zu befreien, um dann bereit zu sein für die Botschaft Christi. Auch in unserer heutigen Zeit versuchen Menschen durch das Begehen von Pligerwegen, hier sei nur auf den Jakobsweg verwiesen, den tieferen Sinn des Lebens zu erfahren und frei zu werden. Der Hintergrund ist derselbe wie in einem Labyrinth, man ist auf dem Weg zur Mitte in „sein“ Innerstes, vielleicht zu Gott.

Blaue Reflexionen im Labyrinth des Lichtes
Stimmung im Zentrum des Labyrinth des Lichtes
Das Labyrinth des Lichtes aus der Vogelperspektive

Das Quadrat

Das Labyrinth des Lichtes wurde in seiner Außenhülle bewusst als Quader konzipiert, dessen Grundriss ein Quadrat bildet. Das Quadrat ist im Unterschied zum Kreis, ein erdgebundenes Symbol, welches das von Menschen geschaffenen Ordnungsprinzip versinnbildlicht. Die Vierfachordnung beruht auf den vier Himmelsrichtungen. Der Ausdruck „Stadtviertel“ weist noch heute auf die von den Römern quadratisch angelegten Städte hin, die waagrecht und senkrecht von je einer Hauptstraße durchzogen waren, die den Grundriss viertelten. Das Quadrat ist die vollendete und damit bestandhabende Form umfriedeter Orte wie Gärten, Kreuzgänge oder Höfe und beeinflusste dadurch besonders die architektonischen Gärten des Orients oder in unserer Gegend die Vierseithöfe.

Das Licht

Licht ist das zentrale Thema in der Architektur des Labyrinths. Jede Stelle des Baukörpers ist durch natürlichen Lichteinfall unterschiedlich beleuchtet und wechselt durch den Stand der Sonne ihre Erscheinung. Der regelmäßige Wechsel von Tag und Nacht, von Licht und Dunkel ist eines der eindrücklichsten und allgemeinsten Gegensatzpaare in der Welterfahrung des Menschen, die hier wiedergegeben werden. Weitere Dualismen wie Tag und Nacht, Wärme und Kälte, Leben und Tod, Freude und Trauer, Geist und Materie lassen sich damit in Verbindung bringen. Das Licht im Christentum ist positiv besetzt und Symbol für Glück und Heil. Es bezeichnet im AT und NT die Herrlichkeit Gottes.

Die Farbe Blau

In Bereich der Irrwege sind in die Decke des Labyrinthes zahlreiche blaue Lichtschächte integriert worden, die bei Sonneneinstrahlung den Raum in eine bläuliche Atmosphäre tauchen. Der Farbe Blau wird zugeschrieben, dass sie auf den Menschen beruhigende Wirkung ausübt und zu Reflexion anregt. Die soll der Besucher durchleben, während er den Weg zur Mitte des Labyrinths im Irrgarten sucht.

Die Farbe Gold/Gelb

Anders als in den Irrwegen ist die Decke im Zentrum de Labyrinthes mit goldenen Lichtschächten durchzogen. Assoziationen mit dieser Farbe sind Wärme, Licht, Gott, Wohlbefinden, Optimismus, Offenheit, Reife, Erfolg, Glück, Kraft und Geborgenheit. Diese Regungen soll der Besucher im Ziel des Baukörpers empfinden.

Die Zahl Sieben

Das Labyrinth des Lichtes nimmt die Zahl Sieben in seinen baulichen Abmessungen auf. Der Grundriss ist auf sieben mal sieben Meter ausgelegt und es befinden sich sieben mal sieben Lichtschächte in der Decke. Die Zahl „Sieben“ gilt in den meisten Religionen als heilige Zahl. Speziell im Juden- und Christentum ist das der Fall. Bekannt ist beispielsweise die Menora, der siebenarmigen Leuchter der Juden, oder die siebentägige Welterschaffung. Bei der Zerstörung der Stadt Jericho wurde diese siebenmal mit der Bundeslade umrundet, durch sieben Priester an sieben Tagen, ehe das Blasen von sieben Posaunen die Stadtmauern zum Einsturz brachten (JOSHUA, 6). Aber auch im Christentum spielt die Zahl Sieben eine sehr wichtige Rolle. Das Vaterunser enthält sieben Bitten, es gibt die Sieben Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie, Beichte, Ehe, Priesterweihe, Krankensalbung), die Sieben Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe, Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung), die Sieben Laster (Stolz, Geiz, Wollust, Neid, Völlerei, Zorn, Trägheit), das Buch mit den Sieben Siegeln oder die letzten Sieben Worte von Jesus am Kreuz. Die Sieben ergibt sich durch die Addition von „drei“ und „vier“, den christlichen Lebenszahlen. Die Zahl „Drei“ steht für die Göttlichkeit, die Trinität von Vater, Sohn und dem Heiligen Geist. Die Vier steht für das Weltliche, das Irdische. Man sieht dahinter die für die Menschheit lebenswichtigen vier Elemente Wasser, Erde, Luft und Feuer. Die Addition des Göttlichen mit dem Weltlichen, von Geistseele und Körper führt zum Vollkommenen.

Der Apfel

Um das Kunstwerk herum befinden sich Apfelbäume. Bevor der Besucher das Gebäude betritt, fällt ihm die Frucht ins Auge, welche die Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse symbolisiert, der sich auch der Besucher stellen soll. Der Apfel ist seit der Antike Symbol für Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit (Äpfel der Hesperiden). Auch die altnordische Göttin Iduna hütete Äpfel, die ewige Jugend verliehen. Im keltischen Sagenkreis war der Apfel Symbol für Erkenntnis und überliefertes Wissen.

Das Kreuz

Das Kreuz findet sich im Baukörper vielfach wieder. An den Eingangstoren und in der Mitte des Labyrinths ist das Zeichnen des Christentums zu finden.Schon in der Frühzeit der Menschheit war das Kreuz ein Kultgegenstand, wie man aus archäologischen Funden weiß. Die Verwendung des Kreuzes geht zurück in die Steinzeit, wo in europäischen Kulthöhlen Kreuze oft die ältesten Felsritzungen darstellen. Man vermutet in der Darstellung von vier miteinander verbundenen, sich gegenüber liegenden Kardinalpunkten eine religiöse Weltformel. Die Draufsicht auf eine Doppelpyramide (Oktaeder) ergibt die Kreuzform und somit ein Symbol für Himmel und Erde. Im Christentum symbolisiert der vertikale Balken die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen. Der horizontale Balken des Kreuzes verbindet die Beziehung zwischen den Menschen. Heute ist das Kreuz besonders als Zeichen des Christentums verbreitet und wurde 431 durch das Konzil von Ephesos offiziell als christliches Zeichen eingeführt.

Literatur und Quellen

  • Hermann Kern: Labyrinthe. Erscheinungsformen und Deutungen. 5000 Jahre Gegenwart eines Urbilds. 4., unveränderte Auflage. Prestel, München 1999, ISBN 3-7913-2096-3.
  • Ulrich Koch: Das große Buch der Labyrinthe. Irrwege, Wirrgärten, Suchbilder, 80 Labyrinthe / The Book of Mazes. Anaconda, Köln 2010, ISBN 978-3-86647-450-5. (Mit einer Daidaleia von Hans-Peter Niebuhr und einem Ariadnefaden für Verirrte) (Deutsch und Englisch).
  • William Henry Matthews: Mazes and labyrinths. A general account of their history and developments. London 1922. (Englisch)

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