Lederstiel-Täubling

Lederstiel-Täubling
Lederstiel-Täubling
Systematik
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Sprödblättler (Russulales)
Familie: Täublingsartige (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Lederstiel-Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula viscida
Kudřna (1928)

Der Lederstiel-Täubling (Russula viscida, Syn.: Russula artesiana) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsartigen. Der Täubling könnte leicht mit einer ganzen Reihe anderer Täublinge verwechselt werden, wenn sich seine Stielbasis mit KOH nicht leuchtend rot anfärben würde.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Fruchtkörper

Der 8 bis 18 (bis zu 25 Zentimeter) breite, hartfleischige und auch im Alter feste Hut ist schon bald niedergedrückt. Der Hutrand ist glatt, meist wellig bis unregelmäßig gelappt mit rötlicher Randlinie. Der Hut ist anfangs dunkel wein- bis purpurrot, oder violett bis purpurschwarz und erinnert stark an den Purpurschwarzen Täubling. Oft ist er aber auch wie der Braune Ledertäubling rotbraun gefärbt. Die Farben blassen aber schon bald von der Mitte her gelblich bräunlich oder oliv-ocker aus, wobei am Rand meist ein rötlicher Saum erhalten bleibt. Die Huthaut ist in der Jugend klebrig oder schmierig, im Alter ist sie oft radial-runzelig und fast matt und glanzlos. Sie ist nicht oder nur kaum abziehbar.

Die ziemlich schmalen und mehr oder weniger bogigen Lamellen sind jung weiß und später bei Reife cremefarben. Im Alter werden sie oft rostfleckig. Das Sporenpulver ist fast weiß.

Typisch ist der kräftige und dabei auffallend feste, fast harte Stiel. Er ist 10 bis 15 Zentimeter lang und 2 bis 4 Zentimeter breit. Er ist leicht keulig, zuerst weißlich, bräunt aber schon bald von der Basis her, sodass selbst junge Pilze schon eine starke Bräunung aufweisen.

Auch das weiße Fleisch hat eine deutliche Tendenz zum Bräunen. Es verfärbt sich von der Stielbasis aufwärts rötlich braun. Der Geruch ist leicht säuerlich, der Geschmack schärflich. Das Stielfleisch ist fast mild, während die Lamellen deutlich scharf schmecken. Die Schärfe vergeht aber schnell wieder. Oft schmeckt dieser Täubling schärfer als der Purpurschwarze Täubling. Die Forma acris ist merklich scharf. [1] [2] [3]

Mikroskopische Eigenschaften

Die Sporen sind breit elliptisch 6 bis 11 µm lang und 8 bis 10 µm breit. Sie sind mit groben Warzen bedeckt, die über kräftige Verbindungslinien miteinander verbunden sind. In der Epikutis finden sich schlanke Primordialhyphen.

Ähnliche Arten

Verwechseln kann man den Pilz am leichtesten mit dem bei uns häufigen Schwarzroten Täubling, der genau am gleichen Standort vorkommen kann. Der Lederstiel-Täubling hat einen eher verdickt keuligen, gebräunten Stiel, während der Purpurschwarze Täubling einen schlanken, mehr zylindrischen Stiel hat, der im Alter fast stets in der Rinde grau wird. Allerdings kann auch der Purpurschwarze Täubling an der Stielbasis rostfleckig werden. Ein gutes Kennzeichen für Zweifelsfälle sind die Hyphen in der Huthaut.Der Lederstiel-Täubling hat gelb gefärbte langgestreckte Hyphen, die zwischen den normalen, blass rötlich gefärbten Hyphen liegen, beim Purpurschwarze Täubling fehlen diese Zellen. [3]

Ökologie

Der Lederstiel-Täubling ist wie alle Täublinge ein Mykorrhizapilz, der vorwiegend mit Weißtannen eine symbiontische Beziehung eingeht. Daneben können auch Buchen und Fichten als Wirte dienen. Die Varietät occidentalis, die bevorzugt im Tiefland vorkommt, geht auch mit Eichen eine Partnerschaft ein.

Der Täubling ist eine typische Art der Buchenwälder. Er kommt vorwiegend in älteren Beständen von Rotbuchen-Waldmeister-Wäldern und Labkraut-Tannenwäldern, aber auch in nicht zu bodensauren Hainsimsen-Rotbuchenwäldern vor. Weit seltener findet man ihn in Hainbuchen-Eichenwäldern, in Fichten-Forsten oder Parkanlagen.

Der Täubling bevorzugt mittelgründige, deutlich frische, neutrale, aber nur mäßig nährstoffreiche Lehmböden, meist über Kalk oder Mergel. Die Fruchtkörper erscheinen zwischen Ende Juli und Mitte November, bevorzugt im Bergland.[2]

Verbreitung

Der Lederstiel-Täubling ist nur in Europa verbreitet. Er fehlt in Nordeuropa sowie weitgehend in den Tieflagen des nördlichen Mitteleuropa, nur in den Niederlanden wurde er gefunden. Er wurde in Deutschland nachgewiesen. [2]

Tabelle mit europäischen Ländern, in denen der Lederstiel-Täubling nachgewiesen wurde.[4][5]
Süd-/Südosteuropa Westeuropa Mitteleuropa Osteuropa Nordeuropa
Spanien,
Slowenien,
Kroatien,[6]
Bulgarien
Frankreich,
Niederlande,
Belgien
Schweiz,
Deutschland,
Österreich,
Tschechien,
(Süd)Polen
Slowakei Dänemark,
Schweden

Systematik

Unterarten und Varietäten

  • Russula viscida var. occidentalis
Die Varietät wurde von Bon zur Art Russula artesiana hochgestuft. Sie hat etwas leuchtendere Hutfarben, mehr rosa bis purpurweinrötlich und entfärbt frühzeitiger. Manchmal wird der Hut von der Mitte her fast ockergrau. Der äußere Hutrand bleibt dabei rosa-weinrötlich. Das Taxon bildet eine Mykorrhiza mit Eichen-Arten und besiedelt sandig-lehmige Böden im Tiefland. In Belgien und Nordfrankreich ortshäufig, sonst wenig bekannt.

Bedeutung

Der Liederstieltäubling wird von der Französischen Gesellschaft für Mykologie als essbar eingestuft.[7]

Literatur

  • Russula viscida (englisch). Russula Datenbank. CBS Fungal Biodiversity Center. Abgerufen am 28. April 2011.

Einzelnachweise

  1. Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 64.
  2. a b c G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. 2, Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 505.
  3. a b H . Jahn: Der Lederstiel-Täubling (Russula viscida, KUD .). Ein in Westfalen neu gefundener Pilz. Westfälische Pilzbriefe, abgerufen am 27. April 2011 (PDF).
  4. Russula viscida in der PilzOek-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 21 August 2011.
  5. Weltweite Verbreitung von Russula viscida. In: data.gbif.org. Abgerufen am 21 August 2011.
  6. Z. Tkalcec & A. Mešic: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia V:. Families Crepidotaceae, Russulaceae and Strophariaceae. In: Mycotaxon. 88, 2003, ISSN 0093-4666, S. 297 (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/59575/0088/0297.htm, abgerufen am 31. August 2011).
  7. Speisepilze. Liste aller von der frz. Gesellschaft für Mykologie als essbar eingestuften Pilze. Abgerufen am 28. April 2011.

Weblinks


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