- Malinalco
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Malinalco ist eine Ruinenstätte in Mexiko im südwestlichen Teil des gleichnamigen Bundesstaates. Sie datiert aus den letzten Abschnitten des Postklassikums und liegt im Tal von Toluca, rund 41 km südsüdöstlich von Toluca am Rand des modernen Ortes Malinalco, ungefähr 200 m über dem Ort gelegen auf der Schulter eines der umgebenden Berge.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Region von Malinalco gehörte in vorspanischer Zeit zum Herrschaftsgebiet der Matlatzinca, die unter dem Herrscher Axayacatl um 1476 von den Azteken erobert wurde. Nach Angaben in den mexikanischen Bilderhandschriften wurden von 1501 bis ungefähr 1515 in Malinalco Bauarbeiten durchgeführt, bei denen es sich um den Komplex des Felsentempels handeln dürfte.
Tempelanlage
Die Tempelanlage liegt auf einem Absatz des Berges, der künstlich erweitert wurde. Am Abhang des Berges befindet sich ein Brunnenheiligtum mit aus dem Fels gearbeiteten Treppen und Terrassen, das auch heute noch eine Stätte der Verehrung ist.
Felsentempel
Der Felsentempel, der auch als Monument 1 bezeichnet wird, ist ein in Mesoamerika einzigartiges Bauwerk. Es handelt sich hierbei nicht um einen richtigen Höhlentempel, da nur der Pyramidensockel und die Umfassungswände aus dem Felsen herausgeschnitten wurden, der Innenraum jedoch nicht von Fels überdeckt ist. Das Felsmaterial ist verhärtete vulkanische Asche in verschiedenen Bändern.
Das Bauwerk besteht aus zwei Teilen. Der untere Teil erscheint als ein aus dem Fels herausgearbeiteter Pyramidensockel, tatsächlich ist jedoch nur die Front entsprechend gestaltet. Im Zentrum verläuft eine Treppe mit 13 Stufen, die von breiten Treppenwangen eingerahmt ist. Im unteren Drittel der Treppe sind die Reste einer menschlichen Figur zu erkennen, ein Standartenträger. Zu beiden Seiten der Treppe sind vollplastische Figuren von sitzenden Feliden angeordnet. Rechts neben dem Pyramidensockel läuft eine aus dem Felsen herausgearbeitete Treppe zum Dachniveau des Tempelgebäudes.
Das eigentliche Tempelgebäude besteht aus einem kreisrunden Innenraum, der wie die Fassade aus dem Felsen herausgeschnitten ist. Die Fassade ist glatt, sie wird von einem niedrigen Tor beherrscht, das in den Innenraum führt und das in späterer Zeit durch einen Blitzschlag aufgebrochen wurde. Das Tor ist von der Linienzeichnung eines enormen Rachens eines Reptils umrahmt, das das Erdmonster darstellt. Seine gespaltene Zunge reicht aus dem Tor auf die vor der Fassade liegende Terrasse hinaus. Trotz völlig anderer stilistischer Gestaltung wird hier dieselbe Thematik abgehandelt, die in der Mayakultur, in den Stilregionen des Chenes und des Rio Bec als Schlangenmauleingänge auftritt.
Neben dem Toreingang sind zwei vollplastische Darstellungen zu sehen: links ein trommelförmige Struktur, auf der einst eine menschliche Figur gestanden haben dürfte, von der nur noch die Füße erkennbar sind, rechts eine Schlange, auf der eine sitzende Figur ruht. Der Körper der Schlange ist mit Gräsern bedeckt, die in der aztekischen Sprache als malinalli bezeichnet werden, was an den Namen des Ortes erinnert.
Im Innenraum, der knapp 6 m Durchmesser aufweist, befindet sich eine die hintere Hälfte der Wand entlang führende niedrige Sitzbank, auf der drei aus dem Stein gearbeitete Tierbälge als Sitzkissen liegen. In der Mitte handelt es sich um einen Jaguar, zu den beiden Seiten und auf dem Boden in der Mitte des Raumes sind es Adler. Hinter dem zentralen Adler befindet sich eine runde, ungefähr 30 cm tiefe und breite Vertiefung, vermutlich für Opfer.
Vom originalen Dach des runden Tempels sind keine Spuren erhalten. Die heute angebrachte Konstruktion dient in erster Linie dem Schutz des Monumentes, sie orientiert sich aber an Zeichnungen für entsprechende Tempeldächer in den Codices. Oberhalb des modernen Daches befinden sich im Felsen Ableitungsrinnen für das Regenwasser.
Gebäude 3
Neben dem Felsentempel befindet sich auf dem Niveau des Zuganges ein größerer Rundbau mit Pfeiler-Portikus, der zum größten Teil aus Mauerwerk besteht. Im Portikus verläuft eine steinerne Sitzbank. Zur Zeit der ersten Untersuchungen waren dort Spuren von Wandmalereien sichtbar, die Krieger in einer Prozession zeigten. Skulpturen oder anderer Bauschmuck sind nicht erhalten.
Gebäude 2
Schräg vor dem Felsentempel befindet sich ein stark rekonstruierter Pyramidenbau mit zwei Stufen. Die Treppe zielt auf den kleinen Platz vor dem Felsentempel.
Gebäude 4
Im rechten Winkel zum Felsentempel und seinem Nachbarbau liegt ein großer, annähernd rechteckiger Raum, der beinahe völlig aus dem Felsen geschnitten ist. Der Raum war vermutlich auf eine unbekannte Weise überdacht, worauf die beiden Sockel in der Mitte des Raumes hinweisen. Ähnlich wie beim Felsentempel läuft auch hier die Rückwand entlang ein niedriger Sockel, auch hier finden sich Vertiefungen im Boden. Man kann spekulieren, dass dieses Gebäude errichtet wurde, um einer größeren Zahl von Menschen die Teilnahme an den Zeremonien zu ermöglichen als dies im Felsentempel der Fall gewesen sein kann.
Bergheiligtum
Auf der Spitze des Berges befinden sich Plattformen und Mauerzüge sowie Pyramidensockel und Reste von Wohngebäuden.
Siehe auch
Literatur
- Xavier Noguez: El templo monolítico de Malinalco, Estado de México. In: Arqueología Mexicana 78 (2006). S. 68-73.
18.953055555556-99.503222222222Koordinaten: 18° 57′ 11″ N, 99° 30′ 12″ WKategorien:- Archäologischer Fundplatz in Mexiko
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- Felsbaukunst
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