- Massenvergewaltigung in Luvungi
-
Bei der Massenvergewaltigung in Luvungi wurden mindestens 242 Frauen, darunter auch 20 Kinder,[1][2] in der Ortschaft Luvungi in der Provinz Nord-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo teilweise mehrfach vergewaltigt. Der Ort wurde wie zwölf andere Orte, darunter das Verwaltungszentrum Mpofi in der Nähe, von den Forces Démocratiques de la Libération du Rwanda (FDLR) (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) und Milizen der Mai-Mai Cheka,[3] vom 30. Juli bis zum 4. August 2010 besetzt gehalten.[4][5]
Anderen Berichten zufolge waren die Vergewaltigungen eine Racheaktion, wegen eines Streites um Goldminen, der FDLR gegen die Angehörigen der Mai-Mai Cheka, deren Familien angeblich aus Luvungi stammen.[6]
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Die Vergewaltigungen gingen mit massiver physischer Gewalt einher und fanden größtenteils durch zwei bis sechs Männer gleichzeitig und vor den Augen der Familien statt. Frauen berichteten auch von Schlägen und Misshandlungen von Babys.[4] Die Vergewaltigungen waren Teil einer sogenannten Bestrafungsaktion der FDLR, die durch Notizen an Bäumen und Häuserwänden im Vorfeld angekündigt wurde.[7] Während der Vergewaltigungen fielen in der Gegend mehrfach die Funkmasten aus. Die Telefongesellschaft spricht von technischen Pannen. Es wurde aber auch Sabotage vermutet.[7]
UN-Mission im Kongo
Vertreter der im Ort tätigen Hilfsorganisation International Medical Corps beschuldigten die Mitglieder der UN-Mission im Kongo der Untätigkeit. Es gab unterschiedliche Angaben über die Entfernung der Blauhelme von Luvungi, nämlich zwischen 16 und 30 Kilometer. Die Organisation hat sich hierzu nicht geäußert. Die UNO-Soldaten gingen weder gegen die Offensive noch gegen die Straßensperren vor und bekamen auch keine Verstärkung. Vertreter der Mission behaupten, sie wurden weder von der Bevölkerung noch von den Behörden in Kenntnis gesetzt.[5]
Reaktionen
Die UN-Organisation OCHA bestätigte die Vorfälle.[3]
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon erklärte, dass Untergeneralsekretär Atul Khare die Vorfälle direkt im Kongo untersuchen werde. Die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt in Konfliktgebieten Margot Wallström werde die Koordinierung übernehmen.[5] Wallström und Khare sprachen am 7. September 2010 von einer kollektiven Verantwortung der UNO. Es wurde betont, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation eingeleitet würden. Die Soldaten sollten Standardfragen stellen und den Kontakt zur Bevölkerung intensivieren.[1] Zusätzlich würden die Soldaten mit Mobiltelefonen ausgestattet und es solle mehr nächtliche Patrouillen geben.[8]
Laut Aussage der UNO seien 750 Soldaten seit 1. September 2010 mit kongolesischen Soldaten unterwegs, um die Täter zu finden und festzunehmen. Mindestens 27 Bewaffnete hätten sich bereits gestellt und vier weitere seien festgenommen worden.[8]
Die kongolesische Regierung wurde am 17. September 2010 vom UN-Sicherheitsrat scharf kritisiert. Er forderte eine umgehende Bestrafung der Täter und Hilfe für die Opfer. Die kongolesische Regierung wies die Kritik zurück und erklärte, die Gruppen der Schuldigen seien bereits eingekesselt.[9]
Am 6. Oktober 2010 wurde Sadoke Kokunda Mayele, ein Colonel der örtlichen Miliz Mai-Mai Cheka, im Osten des Kongo festgenommen. Die Festnahme steht im Zusammenhang mit den Massenvergewaltigungen.[10]
Weblinks
- TAZ: Übergriffe im Ostkongo - "Sonst töten wir euch"
- Frankfurter Rundschau: Zerrissene Leben
- Simone Schlindwein: Massaker per SMS. Wie Kongo-Milizen aus Deutschland gesteuert wurden. In: Deutschlandradio. 4. Mai 2011, abgerufen am 5. Mai 2011 (mp3; flash, deutsch, Radiofeature zum Thema FDLR und dem Gerichtsverfahren gegen Ignace Murwanashyaka).
Einzelnachweise
- ↑ a b ORF: UNO gesteht Unterlassungssünden im Kongo ein
- ↑ Frankfurter Rundschau: Die "kollektive Verantwortung" der UN
- ↑ a b Spiegel: Hilfsorganisation berichtet von Massenvergewaltigungen
- ↑ a b TAZ: Vergewaltigungen stellen Uno bloß
- ↑ a b c TAZ: UN schaute Hutu-Milizen zu
- ↑ Simone Schlindwein: Massaker per SMS. Wie Kongo-Milizen aus Deutschland gesteuert wurden. In: Deutschlandradio. 4. Mai 2011, abgerufen am 5. Mai 2011 (mp3; flash, deutsch).
- ↑ a b TAZ: UN räumen Versagen im Kongo ein
- ↑ a b NZZ: Uno gesteht Mitschuld an Massenvergewaltigungen ein
- ↑ ORF: Massenvergewaltigungen: UNO kritisiert Kongo scharf
- ↑ Massenvergewaltigungen: Milizchef im Kongo festgenommen. In: ORF. 6. Oktober 2010, abgerufen am 6. Oktober 2010 (deutsch).
Kategorien:- Geschichte (Demokratische Republik Kongo)
- Kriegsverbrechen
- Konflikt 2010
- Kriminalfall 2010
- Krieg (Demokratische Republik Kongo)
Wikimedia Foundation.