Materialflusskostenrechnung

Materialflusskostenrechnung

Die Materialflusskostenrechnung soll die Material- und Energieverbräuche von Unternehmen senken und ihre umwelt- und kostenbezogene Leistungsfähigkeit steigern.[1]

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen und Ziel

Die Materialflusskostenrechnung entstand Ende der 1980er Jahre und fällt in die Gruppe der material- und energieflussorientierten Kostenrechnungsansätze. Diese kommen zur Anwendung, wenn die betriebliche Material-, Öko- und Kosteneffizienz gesteigert werden soll. Bei der Materialflusskostenrechnung geht es also um die Erfassung der Material- und Energieflüsse. Diese physikalischen Größen werden dann in weiterer Folge monetär bewertet. Somit kann man Ineffizienzen feststellen, dadurch den Ressourcenverbrauch senken und die Umweltleistung verbessern.[2]

Ziel der Materialflusskostenrechnung ist es, den Unternehmen ein Instrument zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Material- und Energieverbräuche senken und ihre umwelt- und kostenbezogene Leistungsfähigkeit steigern können. Dieses Ziel soll durch

erreicht werden.[3]

Kostenarten

Im Rahmen der Materialflusskostenrechnung werden vier Arten von Kosten erhoben:

  • Materialkosten,
  • Energiekosten,
  • Systemkosten und
  • Abfallmanagementkosten.

Materialkosten

Materialkosten sollen für jeden Input, der in die Mengenstelle eingeht, und jeden Output, der die Mengenstelle verlässt, berechnet werden. Zugrunde liegend können historische Anschaffungskosten, Standardkosten oder Wiederbeschaffungskosten sein. Berechnet werden die Materialkosten durch Multiplikation der physikalischen Einheiten mit den Materialstückkosten. Auch die Veränderung im Materialbestand darf bei der Berechnung des Outputs nicht vergessen werden.[4]

Energiekosten

Energiekosten sollten ebenfalls für jede Mengenstelle erhoben werden, die Berechnung erfolgt wiederum durch Multiplikation des Energieverbrauchs pro Mengenstelle mit dem Kosten pro Einheit. Falls die Energiekosten nicht feststellbar sind, muss man die Gesamtenergiekosten den Mengenstellen mittels Allokation zuordnen.[5]

Systemkosten

Systemkosten sind Kosten, die durch die Handhabung von Materialflüssen anfallen. Dazu zählen zB Arbeitskosten, Abschreibungen, Wartung und Transport. Nicht dazu gehören die Material-, Energie- und Abfallmanagementkosten. Auch hier sollten die Systemkosten pro Mengenstelle erhoben und monetär erfasst werden. Ist dies nicht möglich, so muss mit den Gesamtsystemkosten eine Kostenallokation durchgeführt werden.[6]

Abfallmanagementkosten

Abfallmanagementkosten bezeichnen jenen Aufwand, der durch den Umgang mit Materialverlusten entsteht. Sie werden immer den Materialverlusten und nicht dem Produkt zugerechnet. Falls die Kosten pro Mengenstelle nicht zur Verfügung stehen, wird wiederum die Kostenallokation herangezogen.[7]

Elemente

Die Elemente einer Materialflusskostenrechnung sind:

  • Mengenstelle,
  • Materialbilanz,
  • Kostenrechnung und
  • Materialflussmodell

Mengenstelle

Eine Mengenstelle besteht aus einem Teil oder mehreren Teilen eines Prozesses. Für diesen oder diese werden zuerst die Material- und Energieflüsse in physikalischen Einheiten erhoben, um anschließend die Material-, Energie-, System- und Abfallmanagementkosten monetär ausdrücken zu können.[8]

Materialbilanz

Pro Mengenstelle sollte eine Materialbilanz erstellt werden, zur Hilfestellung kann diese auch graphisch dargestellt werden. So soll gezeigt werden, welcher Input in die Mengenstelle eingeht, wie hoch der Lagerbestand vor und nach Produktion ist, und welcher Output aus der Mengenstelle entnommen wird.[9]

Kostenrechnung

In der Kostenrechnung werden nun die physikalischen Einheiten in monetäre Aufwände umgerechnet. Dh der Input ergibt sich aus den vier Kostenarten, der Materialanfangs- und Endbestand wird monetär ausgedrückt und der Output, der aus Produkt und Materialverlust besteht, ergibt sich ebenfalls aus den vier Kostenarten. Allerdings werden die Abfallmanagementkosten des Outputs nur dem Materialverlust zugerechnet, nicht dem Produkt. Falls der Output einer Mengenstelle zum Input einer anderen Mengenstelle wird, erhält man mit den Kosten für den Output auch den Verrechnungspreis. Werden wiederaufbereitete Materialien als Input verwendet, so können entweder die Wiederaufbereitungskosten (bestehend aus den vier Kostenarten ohne die Anschaffungskosten für den Materialinput, der zum Materialverlust wurde) oder alle mit den wiederaufbereiteten Materialien verbunden Kosten verrechnet werden (bestehend aus den vier Kostenarten sowie den Materialanschaffungskosten für den Materialinput, der zum Materialverlust wurde).[10]

Wie schon erwähnt, sollten jegliche Kosten pro Mengenstelle verfügbar sein. Ist dies nicht der Fall, kann man sich der Kostenallokation bedienen. In einem ersten Schritt sollen die Gesamtkosten den verschiedenen Mengenstellen zugewiesen und in einem zweiten Schritt dann entweder den Produkten oder den Materialverlusten zugerechnet werden.[11]

Materialflussmodell

Das abschließende und zusammenfassende Element der Materialflusskostenrechnung bildet das Materialflussmodell. Dieses Modell stellt den gesamten Materialfluss der Materialflusskostenrechnung graphisch dar und beinhaltet den Input, die Mengenstellen, den Output und den Materialverlust; verbunden durch Pfeile, die den Fluss der Produkte und der Verluste aufzeigen.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Environmental Industries Office, Environmental Policy Division, Industrial Science and Technology Policy and Environment Bureau, Ministry of Economy, Trade and Industry (2007): Guide to Material Flow Cost Accounting (Ver. 1). Tokio. PDF
  • Kokubu, K./Nakajima, M. (2004): Sustainable accounting initiatives in Japan: pilot projects of material flow cost accounting. In: Seiler-Hausmann, J./Liedtke, C./Weizsäcker, von, E. (Hrsg.): Eco-efficiency and Beyond. Towards the sustainable enterprise. Sheffield. S. 100-112. ISBN 1874719608
  • OECD (2009): Eco-Innovation in Industry. Enabling green growth. o.O. Free preview der OECD
  • Österreichisches Normungsinstitut (2010): Umweltmanagement - Materialflusskostenrechnung – Allgemeine Rahmenbedingungen (EN ISO 14051, Entwurf). Wien 2010.
  • Onishi, Y./Kokubu, K./Nakajima, M. (2008): Implementing Material Flow Cost Accounting in a Pharmaceutical Company. In: Schaltegger, S. (Hrsg.): Environmental Management Ac-counting for Cleaner Production. Eco-Efficiency in Industry and Science. Bd. 24. o.O. S. 395-410. ISBN 978-1-4020-8912-1
  • Wagner, B./Nakajima, M./Prox, M. (2010): Materialflusskostenrechnung – die internationale Karriere einer Methode zu Identifikation von Ineffizienzen in Produktionssystemen. In: Umweltwirtschaftsforum, 18. Jg, 2010, Nr. 3-4, S. 197-202.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wagner, Nakajima, Prox 2010, S. 197f.
  2. Wagner, Nakajima, Prox 2010, S. 197f.
  3. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 9.
  4. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 16.
  5. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 17.
  6. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 17.
  7. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 17.
  8. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 10.
  9. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 10.
  10. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 11ff.
  11. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 12.
  12. Österreichisches Normungsinstitut 2010, S. 13f.

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