Meister der Krumauer Madonna

Meister der Krumauer Madonna

Als Meister der Krumauer Madonna wird der gotische Bildhauer bezeichnet, der um 1390 oder 1400 in Böhmen die Figur einer Maria mit Jesuskind geschaffen hat. Diese als Krumauer Madonna bekannte ursprünglich farbig bemalte Plastik aus Kalksandstein wurde 1910 in einem Privathaus der südböhmischen Stadt Krumau (Cesky Krumlov) entdeckt und erhielt so ihren Namen. Nach diesem einzigen fest zuzuordnenden Werk wurde dem namentlich nicht bekannten Meister der Krumauer Madonna sein Notname gegeben. Die Madonna befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und gilt als “der Inbegriff der spätgotischen Madonnenskulpturen”[1].

Inhaltsverzeichnis

Stil

Die Krumauer Madonna gehört zu den in der Kunstgeschichte auch als Schöne Madonnen bekannten Gruppe von Werken. Sie entstand im Umfeld des Prager Hofes, der unter Kaiser Karl IV. aus dem Hause der Luxemburger zu einem wichtigen kulturellen Zentrum der Kultur und künstlerischen Anziehungspunkt von Vertretern der internationalen Gotik aus allen Regionen seines Reiches wurde. Es entfaltete sich auch um Prag ein sogenannter Weicher Stil, für den die Feinheit und die zarte Darstellung der Marienfigur aus Krumau das bedeutendste Beispiel ist. Sie zeigt eine südöstliche Variante des Stils, wie er auch an anderen europäischen Höfen und Städten gepflegt wurde wie z.B. Mailand und Wien oder Paris und Köln. Ob und wie aber der Meister der Krumauer Madonna eventuell auf Wanderung und in Lehrzeit seinen Stil auch in diesen Zentren des Schaffens entwickelte, ist nicht mehr zu klären, jedoch zeigt die Verbreitung eines der Krumauer Madonna nahestehenden Idealbilds der Gottesmutter den grenzüberschreitenden Fluss von künstlerischen Ideen der mitteleuropäischen Gotik.

Weitere Werke

Die früher aufgestellte These, dass alle Schöne Madonnen ein Werk des Meister der Krumauer Madonna sein sollen[2][3] wird heute allgemein nicht mehr anerkannt[4][5].

Schaffensort

Viele in Böhmen erhaltene plastische Werke (und auch Altarbilder) stammen aus Werkstätten des Prager Zentrums. Sie deckten den großen Bedarf an Kirchenschmuck besonders auch für Orte der Marienverehrung. Jedoch soll sich auch um Krumau selbst und das Schloss Český Krumlov eine Tradition der Schnitzerproduktion begründet haben, die Marienwallfahrtsorte wie Vyšší Brod (Hohenfurth), Zlatá Koruna und Kájov versorgte. Wo der Krumauer Meister aber das Zentrum seines Schaffens hatte, bleibt unklar.

Einzelnachweise

  1. Die Schöne Madonna von Krumau. In: F. von Heintze (Hrsg.): Das große Volks-Lexikon. 1000 Fragen und Antworten. Kunst und Architektur (Bild Wissensbibliothek), Gütersloh (Bertelsmann Lexikon Verlag). S. 86f.
  2. W. Pinder: Zum Problem der " Schönen Madonnen" um 1400. In: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen 44. Berlin 1923
  3. insb. K. H. Clasen: Die mittelalterliche Bildhauerkunst im Deutschordenland Preussen. Berlin 1939
  4. Schöne Madonnen. In: In: P.W. Hartmann: Kunstlexikon. Beyars 1996
  5. G. Schmidt: Gotische Bildwerke und ihre Meister (Textband). Wien 1992, S. 229ff

Weblinks


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