Meyer’sche Häuser

Meyer’sche Häuser
Die Meyer’schen Häuser in Kleinzschocher auf einer Postkarte um 1914

Die Meyer’schen Häuser sind vier um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erbaute Wohnanlagen in Leipzig, die bezahlbares und gesundes Wohnen für niedrigere Einkommensschichten zum Ziel hatten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Errichtet wurden die Meyer’schen Häuser durch den auf Betreiben des Verlegers Herrmann Julius Meyer, dem Sohn des Gründers des Bibliographischen Instituts Joseph Meyer, gegründeten „Verein zur Erbauung billiger Wohnungen“ zwischen 1888 und 1937. Meyer stattete den Verein dazu mit einem Startkapital von 2 Millionen Reichsmark aus. Dieser wurde im Jahr 1900 in die gleichnamige Stiftung (heute „Stiftung Meyer’sche Häuser“) umgewandelt, die immer noch Trägerin der Wohnanlagen ist. Die Stiftung blieb auch in der DDR bestehen, die Wohnungsvergabe war damals allerdings zentralisiert.

Architektur

Die Entwürfe zu den Wohnkolonien stammen von Max Pommer, der auch dem Vorstand des Vereins vorsaß. Die Anlagen entstanden zu Zeiten eines explosiven Bevölkerungswachstums, als der Wohnungsmarkt von Spekulation und Mietwucher geprägt und die Wohnbedingungen der einfachen Arbeiter oft von großer Enge und schlechten hygienischen Bedingungen geprägt waren. Angesichts dieser Verhältnisse boten die Wohnungen der Stiftung mit fließendem Wasser und kleinen Balkonen einen relativ hohen Komfort. Um die Wohnungen bezahlbar zu halten, wurden standardisierte Typen verwendet und statt Einzelhäusern Ensembles mit integrierten Gemeinschaftseinrichtungen geschaffen; ein wichtiger konzeptioneller Punkt waren der Zugang zu Tageslicht und eine gute Belüftung. Am damaligen Standrand von Leipzig entstanden so 2695 Wohnungen, jede Anlage umfasste einen oder mehrere Baublöcke und umschloss einen grünen, der gemeinsamen Nutzung zugedachten Innenhof. Typisch ist die Fassadengliederung im Stil der Jahrhundertwende und zahlreiche Türmchen als Eckdominanten. Sämtliche Anlagen sind erhalten, wurden nach der Wende saniert und stehen unter Denkmalschutz.

Die Wohnanlagen

Lindenau

Die Wohnanlage in Lindenau

Koordinaten51.33944112.335332

Die erste Anlage entstand zwischen 1888 und 1898 in Lindenau im Leipziger Westen. In drei Baublöcken wurden 53 Häuser mit 501 (heute nach Umbauten 413) Wohnungen sowie ein Kindergarten und ein Waschhaus errichtet. Die Ecktürme zitieren Stilelemente des Barock.

Eutritzsch

Die Wohnanlage in Eutritzsch

Koordinaten51.36374112.393299

In den Jahren 1899 bis 1901 entstand die Anlage in Eutritzsch im Leipziger Norden mit 39 Häusern und 321 Wohnungen als großer Einzelblock. Der große Innenhof ist parkartig gestaltet und umfasst auch Gartenparzellen und einen Kindergarten sowie ein Badehaus. Charakteristisch sind die Ecktürme mit geschwungenden Kuppeln.

Reudnitz

Koordinaten51.32742112.412532

1903 bis 1908 wurde im Südosten der Stadt, im Stadtteil Reudnitz, eine Wohnanlage mit 57 Häusern und 448 (413) Wohnungen in zwei parallelen Zeilen erbaut. Stilistisch lehnt sie sich an die deutsche Renaissance an. Zwischen den beiden Häuserzeilen befindet sich wieder ein Park, zur Anlage gehört auch ein Kindergarten und eine Leihbücherei.

Kleinzschocher

Koordinaten51.31358712.308748

In Kleinzschocher entstand die letzte und größte Wohnanlage der Meyer’schen Häuser ab 1907 in einer 15 Hektar großen Parkanlage. Durch den ersten Weltkrieg und die Wirtschaftskrise verzögerte sich der Bau, der erst 1937 seinen Abschluss fand. Hier wurden 139 Häuser mit insgesamt mehr als 1400 Wohnungen errichtet, durch Zusammenlegungen ist die Zahl der Wohnungen nach der Sanierung auf 1291 gefallen. Im Volksmund heißt die Anlage auch Meyersdorf. Auch hier gehörte ein Kindergarten zum Komplex.

Siehe auch

Weblinks


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