Milchharnstoff

Milchharnstoff
Milchkontrolle 1952

Der Milchharnstoffgehalt beschreibt den Gehalt von Harnstoff in Milligramm je Liter (mg/l) Milch. Vereinzelt wird er auch in ml/100 ml oder in ppm angegeben. Der Harnstoffgehalt hilft die Ernährungssituation der Kuh zu überwachen. Er lässt als Abfallprodukt des Eiweißstoffwechsels Rückschlüsse auf die Eiweiß- und Energieversorgung der Tiere zu. Fütterungsbedingt wird der Harnstoffgehalt vor allem durch die Rohproteinmenge je Tier und Tag, den Gehalt an Durchflussprotein (USD) und die im Pansen fermentierbaren Kohlenhydrate (Zucker, Stärke) bestimmt und dient somit als Maß für die Verwertung des Futterrohproteins.

Inhaltsverzeichnis

Analysemethoden

Die Bestimmung von Milchharnstoff erfolgt mit Hilfe von Analysatoren im kontinuierlichen Durchflussverfahren mit luftsegmentierter Probentrennung. Dabei wird die Milchprobe nach Verdünnung in einer Natriumchloridlösung gegen ein Farbreagenz dialysiert und anschließend mit einem Säurekatalysator versetzt. Der Reagenzienstrom wird auf 90 Grad Celcius aufgeheizt, wobei aus dem Harnstoff und dem Farbreagenz in Gegenwart von Thiosemicarbazid ein Farbkomplex entsteht, dessen Absorption photometrisch gemessen wird. Der Harnstoffgehalt der Probe wird dann über eine entsprechende Software unter Mitführung von Harnstoffstandards in mg pro Liter ausgewiesen.

Zusammenhänge

Rohproteinmenge

Je mehr Rohprotein die Kuh mit dem Futter aufnimmt, desto höher wird in der Regel der Harnstoffgehalt der Milch sein.[1]

Abbaubarkeit des Rohproteins

Je höher die Abbaubarkeit des Rohproteins, umso höher ist auch die im Pansen freigesetzte Stickstoffmenge. Wenn jedoch zuviel Ammoniak in kurzer Zeit im Pansen entsteht, so sind die Pansenmikroben nicht in der Lage, dieses so schnell zu verarbeiten. Es geht mehr Ammoniak ins Blut und wird in Harnstoff umgewandelt. Dieser wird über die Milch ausgeschieden.[1] Diesem Problem versucht man über pansenbeständiges Protein (UDP) entgegenzuwirken. [2]

Energieversorgung

Je mehr Rohprotein eine Ration im Verhältnis zur verfügbaren Energiemenge hat, desto höher ist der Milchharnstoffgehalt.

Ruminale Stickstoffbilanz (rNB)

Bei einer maissilagebetonten Ration ist Stickstoffmangel möglich. Man spricht dann auch von einer negativen RNB. Der Milchharnstoffgehalt ist dann meist niedrig (<150 mg/1000ml). Bei einer Weideration liegt meist Proteinüberschuss vor. Der Milchharnstoff beträgt dann meist über 300 Milligramm je Liter. Bei reiner Weidehaltung (Vollweide) kann er sogar Werte von 500 bis 700 Milligramm je Liter erreichen.

mögliche Ursachen für Extremwerte

Zu hoher Harnstoffgehalt (mehr als 300 mg pro Liter)

Ein hoher Harnstoffgehalt signalisiert einen Überschuss an abgebautem Futterprotein im Verhältnis zur Energie. Die Pansenmikroben können nicht alles Rohprotein bzw. Ammoniak zur Bildung von mikrobiellem Eiweiß umsetzen. Der nicht verwertete Ammoniak wird in der Leber zu Harnstoff umgewandelt. In Verbindung mit sehr hohen Eiweißgehalten deutet er auf einen Protein- und Energieüberschuss hin.

Zu niedriger Harnstoffgehalt (weniger als 150 mg pro Liter)

Niedrige Harnstoffwerte weisen auf eine unzureichende Proteinversorgung hin. Die Pansenmikroben können trotz Energieüberschuss schlecht wachsen und sich vermehren. Deshalb wird in der Leber wenig Ammoniak zu Harnstoff umgewandelt. Bei mittleren und hohen Eiweißgehalten wird ein Proteinmangel und Energieüberschuss angezeigt.

Je besser die mikrobielle Proteinsynthese und der Stickstoffabbau im Pansen aufeinander abgestimmt sind, desto niedriger sind die Stickstoffverluste in Form von ausgeschiedenem Harnstoff (über die Milch). Einen genauen, für eine bestimmte Milchleistung anzustrebenden Harnstoffgehalt gibt es aus physiologischen Gründen nicht. Als normal gelten Harnstoffgehalte zwischen 150 und 300 mg pro Liter Milch, wobei Werte zwischen 200 und 250 mg pro Liter anzustreben sind.

Weblinks

EInzelnachweise

  1. a b Deutscher Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e.V.
  2. Nutztierpraxis aktuell 6-2003

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