- Mischkan
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Mischkan (hebräisch משכן) ist eine von mehreren Bezeichnungen für das transportable Heiligtum, welches nach dem biblischen Text das Volk Israel auf seinen Wanderungen nach dem Auszug aus Ägypten mitführte, bevor ein permanentes Zentralheiligtum errichtet wurde. Weitere biblische Bezeichnungen sind „Stiftszelt“ (hebr. Ohel Moed) oder auch „Heiligtum“ (hebr. Mikdasch). Manchmal treten auch mehrere dieser Ausdrücke gemeinsam auf: Mischkan und Ohel Moed werden zum Beispiel gemeinsam in Ex 39,32 EU verwendet. Die deutsche Bezeichnung „Stiftshütte“, aus der Lutherbibel bekannt, ist eine Entlehnung aus der lateinischen Bezeichnung tabernaculum, die von dem Wort taberna abgeleitet ist, das „Hütte“ oder „Gasthaus“ bedeutet. Sprachlich ist Mischkan mit Schechina verwandt, dem Inbegriff der Gegenwart Gottes.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Die Vorschrift zum Bau des Heiligtums wird auf Ex 25,8 EU zurückgeführt, wo es heißt: "Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne." Der Ausdruck "in ihrer Mitte" lässt nach der jüdischen Tradition darauf schließen, dass das Heiligtum nicht als "Wohnplatz" Gottes zu verstehen ist, sondern als ein Symbol für die Heiligkeit Gottes, dem das Volk nachzuleben hatte, wenn sein Geist in ihrer Gemeinschaft weilen sollte.[1] Das Zelt diente den Israeliten während ihrer Wüstenwanderung und bis zur Zeit König Davids als zentraler Ort der Begegnung mit Gott. Zuerst wurde es auf den Wanderungen mitgeführt, später hatte es seinen Standort in Schilo etwa in der Mitte des Landes Israel. Nachdem David Jerusalem von den Jebusitern erobert und zur Hauptstadt Israels gemacht hatte, ließ er das Zeltheiligtum dorthin bringen. Später wurde es möglicherweise in zerlegter Form im salomonischen Tempel aufbewahrt; spätestens mit der Zerstörung dieses Tempels ging es verloren.
Aufbau des Mischkan
Die Größenangaben sind in der Bibel in Ellen angegeben, deren heutige Entsprechung zwischen 45 cm und 52,5 cm liegen kann. Nach der biblischen Beschreibung war die Stiftshütte 30 Ellen lang, zehn Ellen hoch und zehn Ellen breit. Im Inneren befand sich das Allerheiligste Kodesh HaKodashim (קדש הקדשים wörtlich „das Heilige der Heiligtümer“), wahrscheinlich ein Würfel mit zehn Ellen Kantenlänge. Daneben war das Heilige, das zweimal länger als breit war. Die Konstruktion bestand aus Fachwerkrahmen. Er war aus mit Gold überzogenem Akazienholz gemacht. Über diesen Rahmen wurden Leinendecken gehängt, auf die bunte Cherubim gestickt waren. Auch der Übergang vom Heiligen zum Allerheiligsten war mit solch einer Decke abgeschirmt, da nur der Hohepriester einmal im Jahr zum Jom Kippur das Allerheiligste betreten durfte. Auf den Leinendecken lagen Decken aus Ziegenhaar, darauf Decken aus rot gefärbten Widderfellen und darauf schließlich Decken aus Seehundfellen (oder Seekuhfellen, oder noch etwas anderes; die genaue Übersetzung des entsprechenden hebräischen Wortes tahasch ist heute nicht mehr bekannt).
Am Eingang zum Heiligen standen fünf mit Gold überzogene Säulen.
Die Stiftshütte war von einem Vorhof umgeben, der 100 mal 50 Ellen maß. Er war nach außen hin mit einem fünf Ellen hohen Zaun umgeben. Er wurde mit kupfernen Säulen gehalten.
Im Allerheiligsten stand die Bundeslade mit zwei Cheruben über ihr. Im Heiligen waren die goldenen Leuchter, der goldene Räucheraltar, der Schaubrottisch und goldene Geräte. Im Vorhof stand der Brandopferaltar und ein kupfernes Becken, das mit Wasser zum Waschen der Priester gefüllt wurde.
Neutestamentlicher Bezug
Die Stiftshütte ist unter der Bezeichnung "Heiligtum" mehrfach im Hebräerbrief im Neuen Testament angeführt. Gemäß Hebr. 8,2 dient Jesus als der wahre Hohepriester im Himmel, welcher das wahre Heiligtum Gottes ist. Das von Menschen errichtete Heiligtum ist demnach nur der Abglanz der himmlischen Stiftshütte (Hebr. 8,5).
Einzelnachweise
- ↑ Pentateuch und Haftaroth mit Kommentar von Dr. Hertz, Verlag Morascha Zürich 1984, Band II, S. 296
Kategorie:- Jüdischer Gottesdienst
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