- Chemische Fabrik Marktredwitz
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Die Chemische Fabrik Marktredwitz (CFM) war ein Chemieunternehmen mit Sitz in Marktredwitz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Chemische Fabrik Marktredwitz wurde am 24. Juli 1788 von Wolfgang Caspar Fikentscher gegründet und war die erste Chemiefabrik in Deutschland. In der Anfangszeit wurde versucht, mit chemischen Reaktionen Gold zu produzieren (Alchemie), daneben wurden Chemikalien für die Glasindustrie hergestellt. 1822 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Fabrik.[1] 1890 verkauften die Nachkommen von Fikentscher die Fabrik an die Brüder Oskar Bruno und Curt Bernhard Tropitzsch.[2]
Die Brüder Tropitzsch setzten verstärkt auf die Herstellung von Quecksilber-Präparaten, vor allem verschiedenen Pflanzenschutzmitteln. Ab 1907 wurde das quecksilberhaltige Beizmittel Fusariol hergestellt, das als Herbizid diente.
1931 firmierte die Chemische Fabrik Marktredwitz in Chemische Fabrik Marktredwitz Aktiengesellschaft um.
Aufgrund der Kosten der Sanierung der Umweltschäden ging die Firma 1985 unter. Die Produktion wurde aufgrund Bescheid des Landratsamtes Wunsiedel i. Fichtelgebirge vom 15. Juli 1985 – gemäß § 20 Abs. 3 BimSchG – eingestellt. Teile des Unternehmens wurden durch die Cfm Oskar Tropitzsch e.K. als Handelsbetrieb fortgeführt.
Sanierung des Fabrikgeländes
1985 wurde hier einer der größten Umweltskandale Deutschlands und Europas aufgedeckt. Nach 197 Jahren Produktion von anorganischen und organischen Quecksilberpräparaten war die Umgebung der Chemiefabrik so verschmutzt, dass das Betriebsgelände und die Umgebung grundlegend saniert werden mussten. Die Aufsichtsbehörden entzogen den Betreibern die Produktionserlaubnis und ordneten an, die Anlage komplett zu schließen. In den metertief verseuchten Böden wurden bis zu zwei Gramm Quecksilber pro Kilogramm Erdreich gemessen. Nahe dem Fabrikgelände, auf dem heute ein Einkaufszentrum steht, fließt der Bach Kösseine, ein Nebenfluss der Röslau. Der kontaminierte Schlamm aus dem Flussbett wurde ebenfalls entsorgt. Dennoch weisen Fische aus dem Bach noch über zwanzig Jahre nach der Sanierung überhöhte Quecksilberwerte auf.[3]
Literatur
- Goethe im chemischen Laboratorium zu Marktredwitz; Aus Anlaß d. 150jähr. Bestehens der am 24. Juli 1788 gegr. ersten dt. chem. Fabrik W. C. Fikentscher, d. heutigen Chem. Fabrik Marktredwitz A. G. Berlin 1938
- Hans Georg Bächtold: Altlasten und Raumplanung. vdf Hochschulverlag AG, Zürich, 1995, ISBN 3-7281-2241-6 (S. 125–135: Klaus Kinkeldei: Die Chemische Fabrik Marktredwitz: Altlastensanierung und Nachfolgenutzung) Google Books
- Quecksilberverseuchung in der Umgebung von Chemischen Fabriken (PDF; 135 kB) Bundestags-Drucksache Nr. 11/1768 vom 3. Februar 1988
- Umweltbelastung durch die Chemische Fabrik Marktredwitz (PDF; 204 kB) Bundestags-Drucksache Nr. 11/2893 vom 9. September 1988
- Schlußbericht des Untersuchungsausschusses „Chemische Fabrik Marktredwitz“ (PDF; 4,25 MB) Bayerischer Landtag, Drucksache 11/17677 vom 18. Juli 1990
- Erst an der Leiche – Ehemalige CFM-Beschäftige kämpfen um Anerkennung als Quecksilber-Opfer. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1990 (online).
Weblinks
- Cfm Oskar Tropitzsch
- Literaturliste
- Luftbild des Fabrikgeländes (PDF; 514 kB)
- NATO/CCMS Pilot Study (PDF; 1,12 MB) Evaluation of Demonstrated and Emerging Technologies for the Treatment and Clean Up of Contaminated Land and Groundwater; Phase II: Final Report; Appendix IV: Project Summaries; hier: Project No. 19: Chemische Fabrik Marktredwitz (Juni 1988)
- Quecksilber (Hrsg.): Kreislauf, Kontamination und Toxizität. (PDF; 1022 kB) Fallbeispiele: Chemische Fabrik Marktredwitz; Seminararbeit, 2005
Einzelnachweise
- ↑ Wir haben oft alle Augen zugedrückt. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1988, S. 81–88 (online).
- ↑ Cfm Oskar Tropitzsch
- ↑ 22 Jahre nach Schließung der Chemischen Fabrik noch immer Quecksilber im Fisch. In: Frankenpost
50.00071912.088373Koordinaten: 50° 0′ 3″ N, 12° 5′ 18″ OKategorien:- Ehemaliges Unternehmen (Bayern)
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