Neue Zeitungen von gelehrten Sachen

Neue Zeitungen von gelehrten Sachen

Die 1715 von Johann Gottlieb Krause initiierten Neue Zeitungen von gelehrten Sachen sind unter den deutschen wissenschaftlichen Journalen des frühen 18. Jahrhunderts dasjenige, das als wöchentliches Blatt bahnbrechend die Kurznachricht in der Wissenschaftsberichterstattung im Stile der aktuellen Zeitungen erprobten.

Das Journal erschie ursprünglich, in Leipzig: Theophil Georgi und Johann Grosses Erben. Gosses Buchhandlung agiert als Hauptverleger bis Nr. 52 1718. Ein Wechsel zu Johann Christian Martini erfolgte mit Nr. 52 1718. Von Nr. 8 auf 9 ein weiterer zur Post-Zeitungs-Expedition, die dann auf dem Jahrestitel nur noch Zeitungs-Expedition hieß. Die zeitschrift erschien ursprünglich, 1715-1716, wöchentlich, dann 2 mal wöchentlich. 1784 endete die erste Publoikationsfolge, das Projekt wurde danach fortgesetzt als Neue Leipziger gelehrte Zeitungen (Leipzig: Breitkopf, 1785-1787). Zwischen 1718 und 1737 gehörte zum Blatt eine Beilage, die Nova litteraria eruditorum in gratiam divulgata angeregt von den 1715 ersterschienenen Nouvelles littéraires.

Problemlage und Design

Seit den 1660ern waren monatlich erscheinende Rezensionsorgane auf den Markt gekommen, die zum Teil Rezensionen erheblicher Länge und Meinungslastigkeit in Umlauf brachten. Hiergegen mehrte sich Kritik: Das ursprüngliche Ziel, den Markt zu überblicken und Urteile zu Büchern zu liefern, würde von den monatlichen Journalen verfehlt, sie blieben zu selektiv und entwickelten eine zu persönliche Berichterstattung, so die Kritik.

Über einen Journal des Formats wollen die Herausgeber bereits zuvor nachgedacht haben. Den Anstoß gaben endlich die soeben in Den Haag begonnenen Nouvelles littéraires. Der Erscheinungsrhythmus wurde auf eine Woche verkürzt, das Blatt selbst auf acht Seiten, einen halben Druckbogen, Oktav. Man nahm sich vor, Nachrichten aus der Literatur, sprich der gelehrten Welt zu publizieren.

Mit dem Zeitungsformat kam ein neuer Kurzberichtsstil auf den Markt. Das Journal nennt nicht das im folgenden rezensierte Buch in einer Überschrift, und widmet dem dann einige Seiten; es nennt stattdessen den Ort der Berichterstattung und notiert im Anschluss, welche Bücher soeben an diesem Ort herausgekommen sind, und was "man" zu ihnen sage, meist einen halben Satz mit einem Qualitätsurteil, das nicht einer Quelle zugeordnet wird.

Die Urteile wie die Berichte stammen tatsächlich aus einer Auswertung von internationalen zumeist monatlich erscheinenden Journalen, die im Jahresregister notiert werden. Das Organ gewinnt mit den Kurzberichten die Chance, zeitnah Marktüberblicke anbieten zu können. Projekte in der Tradition, die hier eröffnet, sind im Deutschen in den 1730er Jahren die Göttingischen Zeitungen von gelehrten Sachen und das von 1850 bis ins 20. Jahrhundert hinein erscheinende Literarische Centralblatt Friedrich Zarnckes.

Siehe auch


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