Pentarchie (Europa)

Pentarchie (Europa)
Europäische Großmächte um 1840:

Pentarchie (griechisch: Fünfherrschaft) nennt man das Gleichgewicht der Kräfte bzw. die Dominanz von fünf Mächten („Konzert der Großmächte“), wie sie in Europa vom Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die Geschichte und politische Landschaft bestimmte.

In der Folge des Österreichischen Erbfolgekrieges und Siebenjährigen Krieges hatte sich Preußen neben Frankreich, Großbritannien, Russland und Österreich in den 1760er Jahren als fünfte Großmacht in Europa etabliert. Damit endete die seit 1659 vorherrschende Position Frankreichs in Europa, obwohl es die stärkste Großmacht blieb. Fortan schien keine der fünf Mächte allein stark genug, die anderen zu dominieren, was den Frieden in Europa zumindest bis zum Ausbruch der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege förderte. Allerdings ist die Entstehung einer echten Pentarchie bereits im späten 18. Jahrhundert sehr umstritten, da die Ebenbürtigkeit der fünf Großmächte so noch nicht gegeben war. Insbesondere Frankreich stellte weiterhin die mit Abstand stärkste Militärmacht dar, während Preußen deutlich die kleinste Großmacht war.

Nach Napoleons Niederlage 1815 und der Schlussakte des Wiener Kongress überwachten die vier großen Siegermächte England, Russland, Österreich und Preußen in der Quadrupelallianz von Chaumont das europäische Gleichgewicht und das vertragskonforme Verhalten des besiegten Frankreich. Nach dem Sieg über Napoleon brachen jedoch die Gegensätze der Siegermächte untereinander bald wieder auf und einzelne Staaten wünschten diplomatische Unterstützung durch das nun wieder royalistische Frankreich. Auf dem Aachener Kongress 1818 attestierte man Frankreich, seine vertraglichen Bestimmungen aus der Wiener Schlussakte erfüllt zu haben und zog die verbliebenen Besatzungstruppen ab. Frankreich nahm als gleichwertiges Mitglied an den nachfolgenden Krongressen von Laibach und Verona teil. Aus der Siegerkoalition von 1815 wurde die europäische Pentarchie. Dieses Konzert der Großmächte hielt bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Gegensätze zum Krimkrieg führten, einer militärischen Auseinandersetzung zwischen drei Mitgliedern der europäischen Pentarchie.

Einzelnachweise


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