Poecilotheria

Poecilotheria
Poecilotheria
Poecilotheria regalis

Poecilotheria regalis

Systematik
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Webspinnen (Araneae)
Unterordnung: Vogelspinnenartige (Mygalomorphae)
Familie: Vogelspinnen (Theraphosidae)
Unterfamilie: Poecilotheriinae
Gattung: Poecilotheria
Wissenschaftlicher Name
Poecilotheria
Simon, 1885

Poecilotheria ist eine Vogelspinnengattung mit aktuell 15 anerkannten[1], jedoch teilweise stark umstrittenen Arten, die ausschließlich auf dem indischen Subkontinent (einschließlich Sri Lanka) verbreitet sind.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Es handelt sich um mittelgroße bis große Vogelspinnen von 5 cm (P. subfusca) bis 9 cm (P. rufilata) Körperlänge und 12 bis 20 cm Beinspannweite. Alle Arten haben dorsal eine Blattzeichnung (Folium) auf dem Hinterleib und unterschiedliche Streifen- und Fleckenmuster auf Vorderleib und Beinen. Ventral sind die Beine gelb-schwarz oder weiß-schwarz gebändert.[2] Dies ist eine Warnfärbung für mögliche Feinde, denen drohend die Unterseite der erhobenen Beine gezeigt wird. Diese Zeichnungen können in den meisten Fällen zur eindeutigen Bestimmung der Art herangezogen werden.

Ventralansicht von P. regalis

Verbreitung

Sämtliche Arten der Gattung kommen in Indien und Sri Lanka vor. Das Vorkommen in Sri Lanka ist flächendeckend. In Zentral-Indien gibt es keine Nachweise, ebenso wenig im Norden oberhalb 23,5° nördliche Breite. Somit wird das Vorkommen scheinbar von der geografischen Tropengrenze bestimmt. Jedoch gibt es Vermutungen, dass im Norden Indiens noch weitere Arten vorkommen könnten. Die Verbreitung in Indien ist durch die Bewaldung bestimmt, die entlang der Küsten in einem etwa 400 km breiten Streifen auftritt. Durch die Breite des Landes bedingt laufen die beiden Streifen nach Süden hin zusammen und die Gattung kommt ab etwa der Hälfte Indiens nach Süden hin ebenfalls flächendeckend vor. Die Gesamtausdehnung des Verbreitungsgebietes ist somit über 2000 km in nord-süd Richtung, über 1500 km in ost-west Richtung und von Meeresspiegelhöhe bis auf Höhenlagen über 2000 m.

Lebensraum

Den natürlichen Lebensraum aller Arten der Gattung bilden Wälder unterschiedlicher Klimazonen. Es treten alle Übergänge auf, vom heißen Trockenwald bis hin zu kühlen Bergregenwäldern. Aufgrund der Einflüsse des Menschen sind manche Arten auf sehr kleine Areale zurück gedrängt worden (P. smithi) oder konnten sich aufgrund eher geringer Ansprüche an das Habitat über weite Teile Indiens verbreiten und kommen in wirtschaftlich genutzten Monokulturen mancher Bäume mit teilweise sehr hohen Populationsdichten vor. In manchen Fällen gibt es sogar Vorkommen in Gärten und menschlichen Behausungen. Eine Population von P. regalis, als anpassungsfähigste Art der Gattung, soll sogar Felsspalten bewohnen.

Lebensweise

Alle Arten sind Baumbewohner und leben in Baumhöhlen, Astlöchern oder seltener unter lockerer Rinde. Offene Verstecke werden selten benutzt. Die Verstecke werden in den meisten Fällen nach ganz bestimmten Kriterien gewählt. Bevorzugt werden Hohlräume, deren Öffnung tief liegt oder nach unten gerichtet ist, sodass Regenwasser kaum eindringen kann (es gibt hier Ausnahmen bei manchen Arten). Die Öffnungen sind oft nur so groß, dass die Tiere gerade noch hindurch passen. Dies hat den Vorteil, dass in trockenen Klimazonen durch die kleine Öffnungen, die zudem noch sehr dicht mit Gespinst verschlossen werden, nur wenig Feuchtigkeit entweichen kann. Dies sichert den Tieren ein Mikroklima, in dem sie überhaupt überleben können. Der Durchmesser der Baumhöhlen wird so gewählt, dass er in etwa der Körperlänge der Tiere entspricht. Arten, die weniger soziale Tendenzen zeigen und somit auch geringere Individuendichten im Verbreitungsgebiet zeigen, wählen relativ schmale, hohe Bäume. Im Gegensatz zu solchen Arten zeigt vor allem P. subfusca eine starke Neigung zur Koloniebildung. Tiere dieser Art bewohnen öfter sehr alte Bäume mit großem Stammdurchmesser. In diesen Bäumen (z.B. Zypressen) gibt es viele Hohlräume, die den relativ kleinen Tieren ausreichend Platz bieten und somit von mehreren adulten Tieren bewohnt werden. Jungtiere leben in Ausnahmefällen in Verstecken am Boden, was jedoch untypisch ist. Manche Arten zeigen ein, für Vogelspinnen ungewöhnliches, tolerantes Verhalten gegenüber Artgenossen und sogar Brutpflege in Form von Verteidigung und Fütterung der geschlüpften Jungtiere ist üblich. Da Beobachtungen von Kooperation zwischen adulten Tieren fehlen, kann jedoch noch nicht von echter Sozialität gesprochen werden.

Entwicklung

Im Gegensatz zu der üblichen Entwicklung von Spinnen vom Ei über eine Prälarve und Larve zur Nymphe und schließlich zum geschlechtsreifen Tier, gibt es bei den Arten P. formosa, P. metallica, P. miranda und P. tigrinawesseli ein weiteres Entwicklungsstadium. Hier wird zwischen Larve I und Larve II unterschieden. Die Larve II entspricht bei diesen Arten der Larve anderer Spinnen, wohin gegen die Larve I eine Zwischenform in der Entwicklung darstellt. Diese Form scheint durch eine Verzögerung der Entwicklung um etwa 3 Wochen und kannibalische Tendenzen (gerade bei ansonsten sehr verträglichen Arten) eine Anpassung an das Klima zu sein. In der Zeit, in der dieses Entwicklungsstadium auftritt (Prämonsun) gibt es aufgrund von Trockenheit und Hitze wenig Nahrung, sodass Kannibalismus das Überleben wenigstens einiger Jungtiere sichert.

Dasselbe Entwicklungsstadium wurde bei Arten der Gattung Psalmopoeus beobachtet.

Systematik

Innerhalb der Familie der Theraphosidae wird die Gattung in eine eigene Unterfamilie, den Poecilotheriinae gestellt. Aufgrund der einzigartigen Entwicklung einiger Arten mit zwei Larvenstadien ist davon auszugehen, dass die Gattungen Poecilotheria und Psalmopoeus als Schwestertaxa unmittelbar mit einander verwandt sind. Die innere Systematik der Gattung ist noch nicht geklärt, auch wenn es einzelne Hinweise auf die verwandtschaftlichen Beziehungen gibt. Vor allem die Stellung von P. metallica scheint, als verwandtschaftlich am weitesten abgegrenzte Art gesichert zu sein, da es die einzige Art ist, bei der es fast keinen Geschlechtsdichromatismus gibt und die Epigyne zweigeteilt ist.

Synonyme

Es gibt eine Reihe von anerkannten Synonymen fast aller Arten der Gattung. Darüber hinaus gibt es jedoch einige Arten, deren Validität angezweifelt wird, jedoch noch nicht durch eine wissenschaftlich gültige Arbeit revidiert wurde.[3] Vor allem P. pococki findet bei Krehenwinkel et al. 2008 keinerlei Erwähnung und wird stillschweigend als Synonym von P. smithi angesehen. Der Artstatus von P. hanumavilasumica ist zumindest fragwürdig. Die Art unterscheidet sich von P. fasciata ausschließlich durch einen sehr kleinen schwarzen Streifen ventral auf den Femora des 4. Beinpaares[4]. Krehenwinkel et al. 2008 erwähnen zumindest, dass die ventrale Zeichnung intraspezifisch nicht völlig stabil ist. Dies wird von Terrarianern bei P. ornata beobachtet. Von dieser Art existieren zwei Farbformen (P. ornata und P. ornata spec. blue bzw. light form), die sich ebenfalls nur durch eine kleine Variation der ventralen Zeichnung auf den Femora des 4. Beinpaares unterscheiden. Es wird berichtet, dass Tiere beider Farbformen aus demselben Kokon schlüpfen können. Noch schwieriger gestaltet es sich bei der P. subfusca-Artengruppe. Hier wird von einer Hochlandform und einer Tieflandform gesprochen. Beide Formen unterscheiden sich in Größe, Dorsalfärbung und Verbreitungsgebiet erheblich. Es wird vermutet, dass es sich bei den Formen um P. subfusca Pocock, 1895 (Hochlandform) und um P. bara Chamberlin, 1917 (Tieflandform) handelt, wobei momentan P. bara noch als Synonym von P. subfusca gilt. Zu dieser Artengruppe zählt auch P. uniformis, die seit 1915 nicht wieder gefunden wurde und nur von je zwei weiblichen und männlichen Typusexemplaren bekannt ist. Eine erneute Bearbeitung der Art gestaltet sich wegen des schlechten Zustands der Typusexemplare als schwierig, jedoch stimmen die Bulbi, die Stridulationsorgane und, soweit noch erkennbar, die Folia der weiblichen Tiere mit der Tieflandform von P. subfusca überein. Somit wäre P. bara ein jüngeres Synonym von P. uniformis. Eine offizielle Revision der Gattung wäre für eine Klärung der Validität einzelner Arten dringend notwendig.

Arten

  • Poecilotheria fasciata, Latreille, 1804
  • Poecilotheria formosa, Pocock, 1899
  • Poecilotheria hanumavilasumica, Smith, 2004
  • Poecilotheria metallica, Pocock, 1899
  • Poecilotheria miranda, Pocock, 1900
  • Poecilotheria ornata, Pocock, 1899
  • Poecilotheria pederseni, Kirk, 2001
  • Poecilotheria pococki, Charpentier, 1996
  • Poecilotheria regalis, Pocock, 1899
  • Poecilotheria rufilata, Pocock, 1899
  • Poecilotheria smithi, Kirk, 1996
  • Poecilotheria striata, Pocock, 1895
  • Poecilotheria subfusca, Pocock, 1895
  • Poecilotheria tigrinawesseli, Smith, 2006
  • Poecilotheria uniformis, Strand, 1913

Einzelnachweise

  1. Norman I. Platnick, 2000 - 2011. The World Spider Catalog, Version 11.5. American Museum of Natural History.
  2. Ventralzeichnungen der Gattung Poecilotheria (Bild)
  3. www.poecilotheria.com Newsletter 8, 11. August 2009 ([1])
  4. Droguet & Vignaud, 2007 (Bild)
  • Krehenwinkel; Maerklin; Kroes: Ornamentvogelspinnen – Die Gattung Poecilotheria Herpeton, Offenbach 2008, ISBN 3-936180-27-X
  • Klaas: Vogelspinnen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3696-1

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