Chinesische Familiennamen

Chinesische Familiennamen

Ein chinesischer Name besteht aus einem Familiennamen (chin. , xìng), meist einsilbig oder seltener zweisilbig, dem ein Vorname (chin. 名字, míngzi) folgt. Die Familiennamen stammen von den Clannamen des alten China ab, der persönliche Name kann aus den Grundelementen des Wortschatzes fast frei gebildet werden und transportiert oftmals eine von den Namensgebern gewollte Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Familiennamen

Unter den chinesischen Familiennamen (chin. , xìng, auch: Clanname, Sippenname) versteht man einen der über siebenhundert Familiennamen, die von den Han-Chinesen benutzt werden und die darüber hinaus bei sinisierten Nationalitäten Chinas in Verwendung sind. Der Familienname wird in der chinesischen Gesellschaft vom Vater an die Kinder weitergegeben. Wird jemand adoptiert, so bekommt er in der Regel den Familiennamen des Adoptivvaters.

Chinesische Frauen behalten normalerweise ihren Geburtsnamen, nachdem sie geheiratet haben. Manchmal wird der Familienname des Mannes vor den eigenen Familiennamen gestellt. So heißt die frühere Vorsitzende der Verwaltung Hongkong und spätere Abgeordnete Anson Chan, ihr chinesischer Name ist CHAN FONG On-sung (陳方安生), wobei Fong der Geburtsname ist. Kinder bekommen meistens den Familiennamen des Vaters.[1]

Obwohl es über 700 chinesische Familiennamen gibt, teilen sich die meisten Chinesen nur etwa 20 sehr häufig vorkommende Namen.

Daneben war es in der chinesischen Kaiserzeit üblich, dass die chinesischen Kaiser ihren Familiennamen an ihre Untergebenen weitergaben, um sie zu befördern. Mit der Ausnahme von Kaisern, die nicht den Han-Chinesen angehörten, hatten die chinesischen Kaiser ganz normale Familiennamen – nicht so wie in Europa, wo man den Adelsstand schon aus dem Familiennamen ablesen konnte. So hießen alle Kaiser der Han-Dynastie Liú ( / ), und alle Kaiser der Ming-Dynastie hießen Zhū ().

Dies war das Ergebnis der chinesischen Kaisertheorie, nach welcher ein gewöhnlicher Bürger das Mandat des Himmels bekommen konnte und somit zum Kaiser ausgerufen werden konnte. Wer Kaiser wurde, behielt dann aber seinen eigentlichen Familiennamen.

Daneben, und auch das unterscheidet China von Europa, verlor die gesamte Familie des Kaisers die Macht, wenn das Kaisergeschlecht abgelöst wurde. Somit war die Weitergabe des Familiennamens durch die Kaiser an die Untertanen auch ein Mittel, letztere an sich zu binden.

Als Folge der Praxis, dass der Kaiser seinen Familiennamen an seine Untertanen weitergab, um sie zu befördern, gab es sehr viele Menschen mit dem gleichen Namen wie der Kaiser, jedoch ohne Verwandtschaftsbeziehung zu ihm oder der Kaiserfamilie. Es gibt in der Verbindung mit Familiennamen einige komplexe Traditionen, die in der Regel etwas mit der Ehrerbietung gegenüber den Vorfahren zu tun haben. Zum Beispiel gibt es in Taiwan einen Clan mit dem sogenannten zweifachen Liao als Familiennamen. Die Geschichte ist, dass einer der Vorfahren dieses Clans adoptiert wurde und deshalb den Familienname Liao bekam. Zur Ehre seiner Vorfahren wollte er aber unter dem Namen Chen begraben werden. Bis heute wird von seinen Nachfahren der Familienname Liao benutzt, so lange sie leben, sie werden jedoch als Chen begraben.

In einigen Regionen ist es nicht möglich, dass Leute mit gewissen gleichen Familiennamen heiraten. Andererseits gibt es Gegenden, wo Leute mit gewissen Familiennamen nicht als verwandt gelten. In der Regel heiraten aber auch dort Menschen mit gleichem Familiennamen nicht.

Die meisten Familiennamen sind einsilbig und bestehen demzufolge auch nur aus einem Zeichen. Jedoch haben es etwa zwanzig zweisilbige Familiennamen bis in die moderne Zeit geschafft. Die bekannteren davon sind Sīmǎ (司馬 / 司马), Zhūgé (諸葛 / 诸葛), Ōuyáng (歐陽 / 欧阳, häufig als O’Young übersetzt), und Sītú (司徒, in Kantonesisch: Szeto). Es gibt daneben Familiennamen mit drei oder vier Zeichen (Silben), wobei es sich dann in der Regel um nicht-Han-Namen handelt, also beispielsweise mandschurische oder mongolische Namen. Àixīnjuéluó (愛新覺羅 / 爱新觉罗) ist ein Beispiel dafür, häufig auch als Aisin Gioro aus der mandschurischen Sprache umschrieben; das war der Familienname der Kaiser in der von Mandschuren gegründeten Qing-Dynastie.

Nicht alle Familiennamen sind gleich verbreitet. So sind einige Namen im Norden sehr verbreitet, im Süden aber nahezu unbekannt. Der Name Xiāo () ist in Hongkong nie zu hören. Chen ist dafür in Taiwan extrem häufig. Der Name Fāng () ist in Südchina sehr verbreitet und ist der gebräuchlichste Name in der Chinatown von San Francisco.

Tabelle mit den häufigsten Namen

Die folgende Tabelle listet die 60 häufigsten Namen in ihrer hochchinesischen und kantonesischen Umschrift auf [2][3][4][5].

Anmerkungen zur Tabelle: Unter Andere stehen Umschriften, die schon vor der Vereinheitlichung der Transkriptionssysteme eingeführt worden sind und vor allem von Überseechinesen oder einigen Dialekten verwendet werden. Die diakritischen Zeichen, welche die Töne angeben, werden in Pässen und ähnlichen offiziellen Dokumenten nicht angegeben.

Zeichen Hochchinesisch Kantonesisch Andere Dialekte
T. V. Pinyin W-G1 Andere Jyutping Yale/py Andere
1 Wáng Wang   Wong4 Wong Vong Ong, Heng
2 Chén Ch'en (Chen) Chern Can4 Chan Chun Tan, Ding
3 Li Lee Lei5 Lee   Ly, Le
4 Zhāng Chang   Zoeng1  Cheung    
5 Liú Liu Liou Lau4 Lau Liao  
6 Yáng Yang   Joeng4 Yeung    
7 Huáng Huang Hwang Wong4 Wong   Vong
8 Wu Woo Ng4 Ng    
9 Lín Lin   Lam4 Lam Lum Lim
10 Zhōu Chou Joe Zau1 Chow    
11 Yeh   Jip6 Yip Ip  
12 Zhào Chao   Ziu6 Chiu Jiu  
13 Lü (Lu)   Leoi5 Lui    
14 Hsü (Hsu)   Ceoi4 Tsui    
15 Sūn Sun Suen Syun1 Sun / Suen    
16 Zhū Chu   Zyu1 Chu Chue Gee, Ju
17 Gāo Kao   Gou1 Ko Go  
18 Ma   Maa5 Ma Mah  
19 Liáng Liang   Loeng4 Leung / Leong Lang  
20 Guō Kuo   Gwok3 Kwok    
21 Hê, Ho   Ho4 Ho    
22 Zhèng Cheng Jehng Zeng6 Cheng    
23 Hu   Wu4 Wu Woo  
24 Cài Ts'ai (Tsai)   Coi3 Choi Choy  
25 Zēng Tseng Tzeng Cang4 Tsang    
26 Shē She   Se4 Sheh    
27 Dèng Teng   Dang6 Tang Dung  
28 Shěn Shen   Sam2 Sum Shum  
29 Xiè Hsieh Sheih Ze6 Tse    
30 Táng T'ang (Tang)   Tong4 Tong    
31 Hsü (Hsu)   Heoi2 Hui    
32 Luó Lo   Lo4 Lo Law, Lowe  
33 Yuán Yüan (Yuan)   Jyun4 Yuen    
34 Féng Feng Ferng Fung4 Fung/Fong    
35 Sòng Sung Soong Sung3 Shung (?)    
36 Su   Sou1 So    
37 Cáo Ts'ao (Tsao)   Cou4 Cho    
38 Lu   Luk6 Luk (?)    
39 Mài Mai   Maak6 Mak Muk  
40 Dǒng Tung   Dung2 Tung    
41 Yü (Yu)   Jyu1 or Jyu4? Yu    
42 Hán Han   Hon4 Han    
43 Rén Jen   Jam4 or Jam6? Yam Yum  
44 Jiǎng Chiang Chung Zoeng2 Cheung Chiang  
45 Ku   Gu3 Gu Goo  
46 Zhōng Chung   Zung1 Chung    
47 Fāng Fang   Fong1 Fong    
48 Tu   Dou6 To / Do    
49 Dīng Ting   Ding1 Ting Ding  
50 Yáo Yao   Jiu4 Yao    
51 Pān P'an (Pan)   Pun1 Poon    
52 Jiāng Chiang   Goeng1 Geung    
53 Tán T'an (Tan)   Taam4 Tam Tom Hom
54 Qiū Ch'iu (Chiu) Chiou Jau1 Yau    
55 Xiāo Hsiao   Ciu3 Chiu    
56 Jīn Chin Kim Gam1 Kam Gum  
57 Jiǎ Chia   Gaa2 Ga    
58 Tián T'ien (Tien)   Tin4 Tin    
59 Cuī Ts'ui (Tsui) Tsuei Ceoi1 Cheui (?)    
60 Chéng Ch'eng (Cheng)   Cing4 Ching    
  1. Inoffizielle Versionen der Wade-Giles Umschrift (ohne diakritische Zeichen) in Klammern. Wade-Giles wird häufig in Taiwan verwendet, um taiwanische Namen zu latinisieren und wird dort oft fälschlicherweise ohne diakritische Zeichen verwendet.

Die „Alten Hundert Namen“

Es gibt in der chinesischen Sprache den feststehenden Ausdruck die Alten Hundert (Familien-) Namen (chin. 老百姓, lǎobǎixìng), in dem die volkstümliche Vorstellung anklingt, dass das Han-Chinesentum ursprünglich aus genau hundert durch ebensoviele Namen unterschiedenen Familien bestanden. Bezeichnet eine Person sich selbst als „lǎobǎixìng“, so ist dies als Bescheidenheitsformel zu verstehen, mit der man sich zwar dem Kernbestand des chinesischen Volkes zurechnet, sich zugleich aber auch als Durchschnittschinesen von geringem Stand und ohne gesellschaftlichen Einfluss bezeichnet. Als Metapher für die Bevölkerung Chinas bedeutet „lǎobǎixìng“ soviel wie im Deutschen „Otto Normalverbraucher“, eine in der Tendenz abschätzige Umschreibung für die Bevölkerung in ihrer Masse, Durchschnittlichkeit und Lenkbarkeit.

Persönliche Namen

Im Gegensatz zu den begrenzt zur Verfügung stehenden Familiennamen sind die persönlichen Namen míng () zahllos, da sie aus Grundelementen des Wortschatzes frei gebildet werden, jedoch mit der Einschränkung, dass es nur ein bis zwei Zeichen sind. Die meisten persönlichen Namen stehen mit den Wünschen der Eltern für ihr Kind in Zusammenhang. Diese Wünsche werden durch Wörter wie „Reichtum“, „langes Leben“ oder durch Anspielungen ausgedrückt. Mit persönlichen Namen wird auch versucht, Einfluss auf das Schicksal zu nehmen. Um dem Kind Glück mitzugeben, werden häufig Namen gewählt, die die Zeichen für Drache lóng (chin.  / ) oder Phoenix fèng (chin.  / ) sowie für Charaktereigenschaften wie dé (chin.  „tugendhaft“), yǒng (chin.  „mutig“) oder yǎ (chin.  „elegant“) enthalten. Oft werden auch Namen gewählt, deren Einzelzeichen für Jahreszeiten und Wetter stehen, welche am Geburtstag eines Kindes herrschten. Religiöse Eltern geben ihren Kindern oft Namen wie Fóguāng (chin. 佛光 „Licht Buddhas“). Allmählich setzen sich auch Namen von christlichen Heiligen wie Qiaozhi (Georg) und Bide (Peter) in Taiwan durch.

Generationsname

In der traditionellen Familie muss der persönliche Name eine Verbindung des Trägers zu seiner Generation innerhalb der Familie herstellen. Alle Personen, die den gleichen Abstand zu dem gemeinsamen Vorfahren haben, tragen dann, je nach Region an erster oder zweiter Stelle, dasselbe Schriftzeichen, den Generationsnamen, in ihrem Namen. Ein altes Tabu verbietet es aber, den Namen eines Vorfahren zu übernehmen.

Um den Gebrauch des Generationennamens zu verdeutlichen, hier ein prominentes Beispiel:

  • Mao Zedong
  • Mao Zetan und
  • Mao Zemin

waren Brüder, der Generationsname lautet ze.

Aber auch politische Turbulenzen des letzten Jahrhunderts lassen sich bei Namen vor allem in der Volksrepublik ablesen. Kinder, die in den Jahren nach der Gründung der VR geboren wurden, hören häufiger auf Namen, deren Bestandteile „Neu“, „Neues China“, „Aufbau“, (Liebe zum) „Vaterland“ oder ähnliches bedeuten. Während der Kulturrevolution hingegen wurden den Kindern oft Namen gegeben, die Begriffe wie „Rot“, „Revolution“ oder „Soldat“ beinhalteten.

Die wirtschaftlichen Veränderungen in jüngerer Zeit und die Bevölkerungspolitik finden ebenso Niederschlag in der Namensgebung:

  • Laidi 來弟 / 来弟 („komm jüngerer Bruder“) nennen einige wenige Bauern ihre erstgeborene Tochter, wenn sie hoffen, dass das nächste Kind ein Junge sein wird.
  • Caidian 彩電 / 彩电 (Kurzform von Farbfernsehgerät: cǎisè diànshìjī 彩色電視機 / 彩色电视机) ist der Name eines Bauernsohns, der trotz der Vorschriften der Einkind-Politik geboren wurde. Der Name drückt aus, dass die Strafe für den Zweitgeborenen so hoch war, dass sich seine Eltern für das Geld ein Farbfernsehgerät hätten leisten können.

Im allgemeinen kann aber in der Volksrepublik ein Rückgriff auf gängige traditionelle Namen beobachtet werden.

Namensgebung bei Kindern

  • Schimpfnamen sind selten und indirekt. Korpulente Jungen werden gerne 小胖, (Xǐaopàng „kleiner Dicker“) genannt oder Mädchen, deren Gesicht zu rund ist 圓圓, (Yúanyúan „rund/rundlich“).
  • Durchnummerierung (erste Schwester, zweite Schwester …): Die Durchnummerierung wird nur im Familienkreis verwendet. Der älteste Sohn und die älteste Tochter werden jeweils 大哥, (Dàgē „großer Bruder“) bzw. 大姐, (Dàjiě „Große Schwester“) genannt. Alle weiteren werden dann mit der 2 beginnend auch 哥 und 姐 genannt. Der jüngste Bruder und die jüngste Schwester sind dann immer 弟弟, (Dìdi „kleiner Bruder“) beziehungsweise 妹妹, (Mèimei „kleine Schwester“).
  • Namensfindung (Bedeutung von Strichzahlen, Astrologischen Aspekten oder politische Namen) ist essentiell bei chinesischen Namen. In Taiwan findet man oft Vornamen wie Dégúo (德國 / 德国 „Moral des Landes oder auch Moralland = Deutschland“), was dem Träger das Attribut gibt, Moral für sein Land zu sein. Ein anderer politisch-geprägter Name ist Gúogūang (國光 / 国光 „Licht des Landes“), welcher soviel andeutet wie, dass der Träger seinem Land Licht/Weisheit oder die Erleuchtung bringt.
  • Kosenamen sind bei Babys und Kleinkindern meist der letzte der drei bzw. zwei Namen doppelt mit , (Xiǎo „klein“) oder einer der beiden Silben des Vornamen bzw. die Silbe des Vornamen mit , „keine Bedeutung; soll „süß“ klingen“) davor. Zum Beispiel wird 黃雲婷 zu 婷婷, 小婷, 阿婷 oder 阿雲.

Pseudonyme und Deuteronyme

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Das Namensverständnis ist in China nicht so fest wie bei uns wie oben erwähnte Beispiele von Namen bei Kindern oder Familiennamen und Tempelnamen bei Kaisern zeigen

  • Pseudonyme werden oftmals zum Hauptnamen – Wechsel ist durchaus normal, verbreitet insbesondere bei Schriftstellern, oder etwa, um einen geänderten Malstil anzuzeigen.

Hào (Pseudonym, Ehrenname)

Hào (chin.  / , hào, W.-G. hào; Japanisch ; Koreanisch: 호 ho; Vietnamesisch: hiệu) ist ein alternatives Deuteronym, der gewöhnlich als Pseudonym bezeichnet wird. Er war meistens drei oder vier Zeichen lang und ist vermutlich ursprünglich dadurch in Gebrauch gekommen, weil Leute den gleichen Hofnamen hatten. Ein hào wurde üblicherweise selbst gewählt und man konnte durchaus mehrere haben. Er hatte keinen Bezug zum Familiennamen míng oder Hofnamen des Trägers; eher war er oft eine sehr persönliche, manchmal ideenreiche Wahl, vielleicht eine Anspielung oder ein seltenes Schriftzeichen enthaltend wie es beispielsweise einem gebildeten Literaten entspräche. Eine andere Möglichkeit bestand darin, den Namen seiner Residenz/seines Wohnsitzes als Pseudonym hào zu wählen; so war Su Shi's hào Dongpo Jushi (d.h.: 'Bewohner von Dongpo' ('Östlicher Abhang'), eine Residenz, die er während seines Exils baute). Das Pseudonym hào eines Autors wurde auch oft im Titel seiner gesammelten Werke verwendet.

‚Deuteronyme‘ (als ‚Hofname‘ bekannt, im Englischen auch als „Chinese style name“ oder „courtesy name“), sind Zweitnamen, die sich in der Kaiserzeit vor allem Männer beim Eintritt ins Erwachsenenalter aneigneten. Das Deuteronym, welches die Person sich selbst gibt, leitet sich meistens aus dem Vornamen ab und spiegelt diesen sinnesmäßig wieder. Es ersetzt auch weitgehend den Vornamen, welcher nur den älteren Familienmitglieden vorbehalten ist, und wird zur Anrede von Gleichaltrigen verwendet. Heute sind Deuteronyme unüblich.

Umschriften und Internationalisierungen

Für die Volksrepublik China gilt in der Umschrift der chinesischen Namen das Hanyu Pinyin. Das heißt, der chinesische Name enthält weder Bindestriche noch Aspirationszeichen nach dem Anlaut ('). Der Vorname wird, wenn er zweisilbig ist, zusammengeschrieben. Etwas kompliziert wird es bei Namen, die noch in alten Umschriften in Umlauf gekommen sind. Hier sind dann mehrere Schreibweisen bekannt. Regelkonform ist allerdings nur die Verwendung von Pinyin, die sich auch international immer mehr durchsetzt, da sie mittlerweile von wichtigen Institutionen wie der UNO und der Library of Congress propagiert wird.

  • Beispiel: aus Mao Tse-tung wird Mao Zedong, aus dessen Frau Chiang Ch'ing wird Jiang Qing
  • Abweichung: statt Sun Zhong Shan oder Sun Wen verwendet man international weiter Sun Yat-sen, statt Jiang Jieshi ist immer noch Chiang Kai-shek Maos Widersacher. Hier setzt sich aufgrund des geringen Wiedererkennungswertes des am Hochchinesisch orientierten Pinyin die regelgerechte Umschrift nicht durch, da beide Männer unter der auf ihrer südchinesischen Namensaussprache basierenden Umschrift bekannt sind.

Tatsächlich folgen viele Chinesen nicht diesen einschlägigen Regeln. Die Gründe sind vielfältig. Einerseits soll sich die regionale Aussprache in der Umschrift niederschlagen, andererseits werden oft englischsprachige oder christliche Namen eingefügt. Letzteres hat hauptsächlich drei Gründe: Erstens sind chinesische Namen für Nichtchinesen oft ungewohnt und in jedweder Form der Umschrift nicht leicht auszusprechen, zweitens ist es einfach schick und verleiht internationales Flair. Außerdem gibt ein internationaler Vorname dem Unkundigen auch im gewissen Grad eine Orientierung, wo sich in dem Buchstabengebilde Vorname und Nachname verstecken.

Wenn man den westlichen und den chinesischen Namen zusammengibt, sind folgende Varianten möglich:

  • Zhang, Guorong – China, offizielle Umschrift (Pinyin)
  • Cheung Kwok-wing – Hongkong, kantonesische Umschrift (Yale)
  • Leslie Cheung Kwok-wing – Hongkong, Mischung von chinesischem und westlichem Namen
  • Cheung Kwok-wing, Leslie – ebenfalls Hongkong, offizielle Schreibung
  • Leslie Kwok-wing Cheung – in den USA und anderen Ländern wird der chinesische Vorname zum Mittelnamen.

In offiziellen Dokumenten und Publikationen wird der Familienname in der Regel groß geschrieben oder in Kapitälchen gesetzt, um Verwechslungen zu vermeiden, zum Beispiel Leslie CHEUNG Kwok Wing.

Behandlung von Nicht-Han-Namen im Chinesischen

  • Minderheiten in der VR
  • allgemeine Handhabung (Phonetisch, Bedeutung)
  • Ausländer

Anrede und andere Aspekte des praktischen Lebens

Der Familienname wird nicht nur im Zusammenspiel mit dem Vornamen zuerst genannt, sondern auch vor die Anrede gestellt. Hätte man Deng Xiaoping also auf Chinesisch als „Herr Deng“ adressieren wollen, so hätte man dies in der Reihenfolge Deng-Herr (Deng xiansheng) tun müssen. Genauso verhält es sich mit allen anderen substantivischen Anreden. Aus „Lehrer(in) Zhu“ wird Zhu laoshi, aus dem „Vorsitzenden Mao“ wird Mao zhuxi.

Etwas anders sieht es mit den beiden adjektivischen Anreden xiao (wörtlich: klein, hier aber „Kumpel“, „Freund“ oder bei großem Altersunterschied von Älteren für Jüngere, z. B. für Freunde der eigenen Kinder, verwandt) und lao (wörtlich:alt, aber eher in der Bedeutung von „verehrungswürdig“ und bei genereller Respektsbezeugung benutzt). Die werden zwar auch nur in Kombination mit dem Nachnamen verwendet, hier aber vor diesen gestellt: lao Chen, xiao Wang usw.

Die Anrede nur mit dem Vornamen impliziert einen hohen Grad der Vertraulichkeit und klingt in den meisten Fällen für den Angesprochenen sehr ungewöhnlich. Ein Lehrer würde seinen Schüler nicht lediglich mit dem Vornamen anreden, sondern immer den vollständigen Namen, z. B. Wang Qiang, verwenden. Es ist ebenfalls nicht üblich, dass sich Chinesen untereinander im Geschäftsverkehr mit Vornamen anreden.

Das Geschlecht der Person lässt sich nicht immer an den Vornamen ablesen, es gibt jedoch gewisse Hinweise für den Zeichenkundigen.

  • Erkennen von männlichen und weiblichen Namen
  • „Buchstabieren“ z. B. am Telefon

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Leander Bauer: Der chinesische Personenname: Die Bildungsgesetze u. hauptsächlichsten Bedeutungsinhalte von Ming, Tzu und Hsiao-Ming. Wiesbaden 1959

Einzelnachweise

  1. Su Yuping: Über die Namensgebung bei den Chinesen, Epoch Times Deutschland, 06.09.2006
  2. zhongwen.com – Die 200 häufigsten chinesischen Familiennamen
  3. Lin Yu-tang Chinese-English Dictionary of Modern Usage: Pinyin und die Umschrift nach Jyuping für Kantonesisch
  4. Namen für Kantonesische Verwendung Lin Yu-Tang dictionary
  5. Yahoo! Hong Kong Familiennamen in heutiger Kantonesischer Übersetzung

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