Prinzip der wohlwollenden Interpretation

Prinzip der wohlwollenden Interpretation

Das Prinzip der wohlwollenden Interpretation fordert, dass man Ideen, gegen die man argumentiert, im bestmöglichen Licht darstellt.[1] Insbesondere in der Philosophie und Rhetorik sollen demnach alle Äußerungen von Diskurspartnern als rational und, bei Meinungsverschiedenheiten, in ihrem bestmöglichen, stärksten Sinn verstanden werden. Ziel dieses methodologischen Prinzips ist, den Aussagen Anderer nicht Irrationalität, Trugschlüsse oder Unwahrheiten zuzuschreiben, wenn eine schlüssige, rationale Interpretation ebenfalls möglich ist. Nach Simon Blackburn[2] „zwingt es den Hörer dazu, die Wahrheit und Rationalität in den Äußerungen des Anderen zu maximieren.“[3]

Neil L. Wilson gab dem Prinzip 1958/1959 den Namen principle of charity. Willard Van Orman Quine und sein Schüler Donald Davidson[4] geben andere Formulierungen. Davidson sprach gelegentlich vom Prinzip der rationalen Anpassung[5], das er wie folgt zusammenfasste: „Die Worte und Gedanken Anderer ergeben den meisten Sinn, wenn wir sie so interpretieren, dass wir ihnen am ehesten zustimmen können.“[6]

Einzelnachweise

  1. Normand Baillargeon: Intellectual Self-Defense. Seven Stories Press 2007, S. 78. Original: "we have to keep in mind the principle of charity according to which we must present the ideas we are contesting in the most favorable light."
  2. Simon Blackburn: The Oxford Dictionary of Philosophy. Oxford: Oxford University Press 1994
  3. Original: "it constrains the interpreter to maximize the truth or rationality in the subject's sayings."
  4. Donald Davidson [1974]: Ch. 13: On the Very Idea of a Conceptual Scheme. In: Inquiries into Truth and Interpretation. Oxford: Clarendon Press 1984
  5. Original: "principle of rational accomodation"
  6. Original: "we make maximum sense of the words and thoughts of others when we interpret in a way that optimises agreement"

Literatur

  • Wilson, Neil L (1959). "Substances without Substrata", The Review of Metaphysics, XII/4(48): 521-539

Weblinks


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