- Privatklinik Wyss
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Die Privatklinik Wyss (ehemals private Nervenheilanstalt Münchenbuchsee) ist eine psychiatrische Klinik in Münchenbuchsee in der Schweiz. Mit Gründungsjahr 1845 ist sie die älteste psychiatrische Klinik des Kantons Bern. Die Familien-Aktiengesellschaft beschäftigt rund 260 Mitarbeiter. Jährlich werden rund 2000 Patienten behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im Jahre 1845 errichtete der Arzt Johann Caspar Straub (1792-1855) in seinem Wohnhaus eine „Heil- und Verpflegungsanstalt für Gemütskranke“. Zu dieser Zeit existierten im Kanton Bern acht weitere private Krankenanstalten, die alle im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder verschwanden. 1855 entstand die regionale staatliche Heil- und Pflegeanstalt Waldau.
Johann Caspar Straub fühlte sich den Ideen der Aufklärung verpflichtet. Deshalb setzte er auf eine repressionsfreie Behandlung der Insassen. Nach Straubs Tod übernahm seine Witwe Anna Straub-Reber (1819-1884) den Betrieb. Unter ihrer Leitung vergrösserte sich die Anstalt rasch. 1877 beschrieb sie der deutsche Psychiater Albrecht Erlenmeyer in seinem Werk "Übersicht der Schweizerischen Irren- und Idioten-Anstalten" als grösste und meistfrequentierte Privatirrenanstalt der Schweiz. 1884 starb Anna Straub und vererbte den Besitz an ihre Nichte Katharina Wyss-Reber. Seit mittlerweile fünf Generationen gehört die Klinik den Nachkommen der Familie Wyss.
Leiter der Klinik waren u.a.:
- Georg Glaser (1854 – 1933), Chefarzt 1878 – 1894 und 1912 – 1920 (von 1895-1912 erster Direktor der Irrenanstalt Münsingen)
- Walter Morgenthaler (1882 – 1965), Chefarzt 1921 – 1925 (Förderer des schizophrenen Künstlers Adolf Wölfli)
- Paul Plattner (1907 – 1980), Chefarzt 1940 – 1972 (Gründer der Stiftung Pro Mente Sana)
Im ausgehenden 20. Jahrhundert geriet die Klinik in eine wirtschaftlich kritische Situation. Ab 1992 setzte der umfangreiche Um- und Ausbau der Infrastruktur ein. In die Modernisierung der Gebäude wurden über 20 Millionen Schweizerfranken investiert. Parallel dazu erfolgte der Aufbau neuer Therapieangebote sowie die Eröffnung von zwei psychiatrischen Tageskliniken (1993 und 2007) und zwei ambulanten Diensten in Bern (1996) und Biel (2007).
Qualitätsmanagement
1996 begann die Klinik gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Neuenburg ein Qualitätsmanagementsystem aufzubauen. Seit 2001 lässt sie sich alle drei bis vier Jahre von externen Gutachtern nach dem EFQM-Modell bewerten. Im Jahr 2009 erreichte die Privatklinik Wyss das Punkteband von 450 bis 500 EFQM-Punkten. Bereits 2006 wurde die Klinik auf Grund der Leistungen im Qualitätsmanagement als erste psychiatrische Klinik Mitglied im Verband der Swiss Leading Hospitals. 2010 wurde die Qualitätsarbeit der Privatklinik Wyss am Kongress der Europäischen Vereinigung der Krankenhausdirektoren (EVKD) mit dem dritten Preis ausgezeichnet.[1]
Im Rahmen des Qualitätsmanagements wurde ab 2007 ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 aufgebaut. Die Erstzertifizierung erfolgte 2009. Im Vergleich zu 2005 hat die Klinik bis 2010 den CO2-Ausstoß um 25 % reduziert.
Literatur
- Anna Bähler, Katharina Moser: Die Geschichte der Privatklinik Wyss. Ast&Fischer AG, Wabern 2010.
- Roland Petitmermet: Die Geschichte des Nervensanatoriums Wyss in Münchenbuchsee 1845–1945. Münchenbuchsee 1945.
- Albrecht Erlenmeyer: Übersicht der öffentlichen und privaten Irren- und Idioten-Anstalten aller europäischen Staaten. J. H. Heuser, Neuwied 1863 (online).
- Albrecht Erlenmeyer: Übersicht der Schweizerischen Irren- und Idioten-Anstalten. J. H. Heuser, Neuwied 1877.
- Hans Laehr: Die Anstalten für Geisteskranke, Nervenkranke, Schwachsinnige, Epileptische, Trunksüchtige usw. in Deutschland, Österreich und der Schweiz, einschliesslich der psychiatrischen und neurologischen wissenschaftlichen Institute. De Gruyter, Berlin/Leipzig 1937.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 23. EVKD-Kongress in Zürich. Abgerufen am 12. April 2011.
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