Quartier V

Quartier V
Quartier V
Erker Neumarkt Ecke Frauenstrasse, Dresden, so genannter "Kinderfries"

Das Quartier V (die "Heinrich Schütz Residenz") ist ein Komplex aus ehemals drei Gebäuden am Dresdner Neumarkt, von denen zwei Gebäude weitestgehend mit originalgetreuer Fassade wiederaufgebaut wurden. Den „Südlichen Anbau“ hin zur Wilsdruffer Straße bildet ein moderner Neubau, welcher durch die Verlegung der nach dem 2. Weltkrieg verbreiterten Wilsdruffer Straße in Richtung Neumarkt nur teilweise den Grundriss des Vorgängerbaus wiedergibt.

Beschreibung und architekturgeschichtliche Bedeutung

Die zehnachsige Hauptfront des Ensembles aus drei verschiedenen Gebäuden am Neumarkt Ecke Frauenstrasse gehört zur Frühgeschichte des Dresdner Neumarkts, das bis zur Mitte des 16. Jh. direkt gegenüber der mittelalterlichen Stadtmauer stand.[1] Im Jahr 1548 wurden Graben und Mauer der ehemaligen Stadtbefestigung auf dem heutigen Neumarkt entfernt.[2] Im Kellergeschoss des wiedererrichteten Quartiers V. sind Teile der Stadtmauer in historischen Kellergewölben erhalten.[3] Das Renaissancehaus, welches dem Komponisten Heinrich Schütz von 1629 bis 1659 gehörte, wurde um 1730 durch den Architekten der Dresdner Frauenkirche George Bähr[4] stark umgebaut, so dass nur der Runderker und das 1695 hinzugefügte frühbarocke Eingangsportal „Neumarkt 12“ erhalten blieben.[5] Das Portal zeigt eine von Eichenlaub umkränzte Frauenmaske der römischen Göttin Ceres, die als Göttin der Fruchtbarkeit galt.[6] Das 2008 wieder errichtete Haus „Neumarkt 12“ war nach 1730 Eigentum des Handels- und Kaufherren Christian Döppermann († 1759), dessen Familie ab 1813 auch das Nachbarhaus (Frauenstraße 14), erbaut um 1750, für ihre Handelstätigkeit nutze. Der Umbau des Hauses durch George Bähr ging mit der Aufstockung um eine Etage sowie der Errichtung eines Mansardendachs einher.[7]

Der Renaissancerunderker zeigt als Hauptschmuck einen um 1548 geschaffenen so genannten „Kinderfries“[9], der als Versinnbildlichung des Bibelthemas der „spielenden Kinder der Weisheit“ (Mt 18,3) gewertet wird. Die spielenden Kinder symbolisieren dabei die göttliche Weisheit, was Segenswunsch des Hausherrn war.[10][11]

Das „Köhlersche Haus“ wurde um 1750 im Auftrag des Böttchermeisters Johann Köhler mit reich verzierter Rokokofassade nach Entwürfen des 1746 verstorbenen Architekten Andreas Adam verbaut.[12] Das Portalrelief zeigt Gott Janus vor einem Weinberg. Zu dessen jugendlicher (rechten) Seite verrichten Putten in einem Weinberg die harte Arbeit der Pflege der Weinstöcke im Frühjahr. Die andere Seite zeigt die Ernte der gereiften Weintrauben.[11] Der reichgeschmückte Erker über einem Satyr- und Bachuskopf unter dem ersten Stock zeigt durch Putten versinnbildlicht die Arbeitsschritte der Fassherstellung, von unten nach oben zu lesen. Plastisch treten die Puten an der bekrönenden Steinbalustrade hervor.[12]

Einzelnachweise

  1. vgl.: http://www.neumarkt-dresden.de/ , Geschichte,
  2. vgl.: Neumarkt Kurier, 03/2007 Seite 8 und 03/2008 Seite 14
  3. vgl.: Neumarkt Kurier 03/2007, Seite 15
  4. vgl.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmaeler, Band 1;Georg Dehio, 1914, Seite 82
  5. vgl.: Neumarkt Kurier 03/2007 Seite 12
  6. vgl.: Neumarkt Kurier 03/2008 Seite 8
  7. vgl.: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Ausgaben 22-23, Seite 673
  8. a b c d vgl.: Neumarkt Kurier 03/2008, Seite 9
  9. vgl.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmaeler: begründet vom Tage für Denkmalspflege, 1928, Seite 79
  10. vgl.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmaeler, Band 1;Georg Dehio, 1914, Seite 81
  11. a b vgl.: Neumarkt Kurier 03/2008, Seite 8
  12. a b vgl.: Dresden und seine Kunststaetten von Paul Schumann, 2011, Seite 182
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