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Rasti ist ein Spielzeug-Baukastensystem aus Kunststoff. Es wird heute in Argentinien hergestellt. Seine Ursprünge gehen zurück auf das deutsche Unternehmen Modellspielwaren Dr. Hasel & Co. in Reichartshausen/Baden.
Die Firma entwickelte dieses noch immer moderne Baukastensystem, das den seinerzeitigen Konkurrenten wie Lego oder Fischertechnik bei zahlreichen Elementen weit voraus war.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau des Systems
Neben den Grundsteinen bilden Achsen, Zahnräder und Dachziegel Konstruktionskomponenten, die im Sortiment der Konkurrenz erst sehr viel später Einzug hielten, dazu Glasfronten und Ziersteine. Bis heute ohne weiteres Beispiel ist der Knotenbaustein, der technische Konstruktionen im 90-Grad-Winkel erlaubt, sich gleichzeitig aber für Bewegungsabläufe in einer Art Scharnierfunktion eignet. Die Befestigung von Rädern geschieht mittels Achsen und Achslagersteinen. Auf Grundplatten wird verzichtet.
Fälschlicherweise wird Rasti von vielen Baukastensammlern als Nachahmung angesehen. Dies hängt damit zusammen, dass zur Entstehungszeit in den 1960er Jahren eine ganze Palette an Baukastensystemen auf den Markt kam. Diese orientierten sich oft bei den Mitbewerbern, was sich in den Bausteinformen zeigt, ebenso wie in den Modellvorschlägen und der Gestaltung der Bauanleitungen. Ein Indiz für die gesonderte Rolle von Rasti ist, dass dieses System nur mit marginalen Änderungen in Südamerika seit 2007 ein Comeback erlebt.
Name
Der Produktname Rasti nimmt Bezug auf die eigenständige Technik dieses Bausteinprogramms. Dank einer Noppe, die an ihrem Ende eine Verdickung besitzt, rastet diese in den mit einer umlaufenden Aufnahmeleiste versehenen Fuß des nächsten Steins ein und sorgt so für einen Zusammenhalt in den unterschiedlichsten Positionen. Damit besitzen die Modelle aus Rasti eine große Stabilität. Dies geht so weit, dass sämtliche in Deutschland gefertigte Baukästen für das Trennen der Bausteine ein eigenes Werkzeug enthielten.
Prinzip
Ähnlich wie bei Lego ist bei Rasti der Hauptstein mit 2 x 4 Noppen Ausgangspunkt für die weiteren Größen der Steine. Sie entwickeln sich aus (mehrfacher) Doppelung oder (einfacher) Teilung. So ist eine Halbierung in der Höhe (Lego verwendet eine Drittelung) das hervorstehende Merkmal. Flachsteine benötigen damit lediglich ein Duplikat, um die Standardgröße zu erreichen. Mit der Technik-Serie der Technik-Box wurden allerdings zu Beginn der 1970-er-Jahre Steine eingeführt, die die anderthalbfache Höhe besitzen. Sie sind bislang die einzige Ausnahme in diesem Größenraster.
Entstehungsgeschichte
Das Unternehmen in Reichartshausen besteht noch immer und betreibt weiter die Produktion von Spritzgussteilen unter der Firmierung Formtechnik Dr. Hasel GmbH.[1]
Bereits in den 1960er-Jahren wurde Rasti in Argentinien unter dem Namen Knittax (ein Strickmaschinenhersteller) produziert und beispielsweise nach Kanada exportiert. Zwischen 1970 und 1980 besaß die brasilianische Firma Hering in Blumenau eine Lizenz für Herstellung und Vertrieb. Sie ergänzte das Sortiment mit bis heute untypischen Zusatzteilen, die sich aber teilweise in das Baukastensystem von Rasti integrieren ließen. Besonders gefragt in Sammlerkreisen ist der damals entwickelte Uhrenbaukasten aus Kunststoffteilen.
Auffällig ist, dass die Druck-Klischees aus Deutschland unverändert für Prospekte, Bauanleitungen und Verkaufsverpackungen nun für den südamerikanischen Markt verwendet wurden. Als Exportprodukte gelangten noch einige Neuerungen von dort nach Deutschland. Dies zeigt sich in neu gestalteten Baukästen und Ersatzteilblistern, ebenso wie in den veränderten Farben der Bausteine. Insbesondere die Achsen für Fahrzeugmodelle verfügten seitdem nicht mehr über eine Chromstange, sondern bestanden vollständig aus Kunststoff. Anders als in Deutschland enthielten die Bauanleitungen für den südamerikanischen Markt Vorschläge für Panzer und Militärflugzeuge.
Wirtschaftliche Einflüsse und Kriegsereignisse (Falkland-Krieg) bedeuteten schließlich das Aus für Rasti. 2002 wurden im brasilianischen Blumenau die Spritzgusswerkzeuge für die Bausteinherstellung in einer verlassenen Fabrik für Musikinstrumente wieder entdeckt und 2005 nach Argentinien überführt.
Das dortige Familienunternehmen Dimare[2] brachte diese schließlich mit allen Rechten in seinen Besitz. Daraus entwickelte es innerhalb von zwei Jahren eine Geschäftsidee, die auf einer modernen Interpretation der in Deutschland erfolgten Entwicklung fußt. Da Dimare bereits Erfahrung im Vertrieb von Spielwaren besaß (Bricky), kehrte Rasti schließlich im Juni 2007 in neuem Gewand in die argentinischen Läden zurück. Für diese Neueinführung erhielt Dimare verschiedene Auszeichnungen.
Da Rasti in Südamerika ursprünglich eine weitere Verbreitung besaß als konkurrierende Baukasten-Systeme, stieß die Wiedereinführung auf großes Interesse, zumal viele der einstigen Nutzer nun ihrem Nachwuchs diese Welt eröffnen wollen. Das Marketing umfasst TV-Werbung, Spielpunkte, Gestaltungs-Wettbewerbe und eine Homepage im Internet.[3] Seit Sommer 2010 wird Rasti durch die Firma Dimare auch in Chile vertrieben.
Im August 2011 wurde bekannt, dass Rasti Argentinien eine Kooperation mit dem nordamerikanischen Spielehersteller Mattel einging. Dimare soll dabei den Vertrieb von Barbie in Argentinien, Chile, Brasilien und Uruguay übernehmen. Im Gegenzug werde Mattel Rasti in sein Sortiment aufnehmen.[4]Bausteine
Farblich bewegte sich Rasti lange Zeit in einem engen Rahmen. Rot, Blau und Weiß waren für die Hauptsteine reserviert. Dazu kam Grau für die technischen Teile. In Grün wurden Fensterrahmen sowie Geländer gefertigt. Sonderteile wie Reifen produzierte die Firma in Schwarz. Dazu kamen transparente Ziersteine umfangreicher Farbgebung, die für die Beleuchtung einer Rasti-eigenen Batterielampe ausgelegt waren.
Ende der 1970er Jahre hielten Gelb und Schwarz Einzug in diverse Baukästen. Eine Ergänzung mit Blick auf andere Anbieter waren Köpfe und beweglich Arme für Figuren, die teils in Braun und Gelb gehalten waren. Das Konzept der letzten in Deutschland verkauften Baukästen öffnete sich einer breiteren Konsumentengruppe. So finden sich Zusammenstellungen, die Mädchen ansprechen sollten, indem Puppenmöbel und Wohnungseinrichtungen nachgebildet werden konnten. Es wurde mit Abziehbildern experimentiert, dazu kamen Bausteine in Farben wie Grün oder Orange.
Eine weitere Ergänzung sind die Jumbo-Steine (ähnlich Lego-Duplo), die allerdings nur eine geringe Bedeutung erlangten. Erst in jüngster Zeit baut Rasti-Argentinien eine eigene Produktlinie für Kleinkinder damit auf.
Für detailgetreue Modellbauten enthält das System Raupenkettenglieder, Propeller, Handkurbeln, Anhängerkupplungen und Haken, dazu Türen und Dachziegel. Hinzu kommt ein 4,5-Volt-Motor mit Getriebe.
Rasti-Argentinien modifizierte bislang fast ausschließlich die Farbgebung, mit der es eine nähere Authentizität zu den Modell-Vorbildern gewährt. Als Ergänzung kamen spezielle Doppelreifen für Modelle von Rennwagen hinzu. Eine weitere Neuerung sind Schläuche aus schwarzem Weichplastik in zwei Längen, die mit Steckverbindung (gelb) Hydraulikteile nachahmen. Ebenso lassen sie sich zur Konturierung von Aufbauten einsetzen. Eine weitere Ergänzung ist ein schwarzer Stift, der bereits aus Knittax-Zeiten herrührt. Er kann durch die Noppen gesteckt und als zusätzliche Stabilisierung verwendet werden. Gleichzeitig eignet er sich als Ersatz für Scharniere.
Sämtliche Bausteine und Ergänzungen sind trotz den Unterbrüchen in der Firmengeschichte unabhängig von Herstellungszeit und -ort noch immer miteinander kompatibel.
Motor
Eine Ergänzung erfuhr das System schon sehr früh durch einem Elektromotor. In Verbindung mit einem Haupt- und Zwischengetriebe sind 18 unterschiedliche Drehzahlen möglich, deren Bandbreite von neun Umdrehungen/Minute bis 13.500 Umdrehungen/Minute reicht. Angeboten wurde die Packung "Spezialmotor", daneben gab es unter anderem die "motobox 90". Enthalten war der Motorblock, dazu ein Zwischengetriebe, das die Umdrehungszahl erweiterte, und ein Getriebe, an dem die beiden verschiedenen langen Achsen befestigt werden konnten. Durch die Kupplung war es möglich, dieses um 180 Grad gedreht einzubauen, was zusätzliche Positionierungen erlaubte. Enthalten war in den Packungen ein Schalter, mit dem der Motor vom Strom getrennt werden konnte. Eigens dafür, wie auch für die Beleuchtung, wurde ein passender Fuß geschaffen, der die genormten Schalter aufnahm. Für die Batteriestrom-Verbindung setzte Rasti auf Module, die einerseits in die vorhandenen Noppen eingesteckt werden konnten, die aber auch mit ihren Metallplatten flexibel die Batterien (Babyzellen) aufnahmen. Diese brachen in der Praxis jedoch sehr leicht. Für die maximale Stromstärke von 4,5 Volt wurden drei dieser Batteriemodule verwendet.
Es folgte daher ein "Batteriekasten", der zwei "Babyzellen" aufnahm und als neue Packung in den Verkauf ging. Ergänzt wurde dies von einem Schalter, der erstmals Vor- und Rückwärtsbewegungen des Motors erlaubte, womit die gebauten Modelle nun in zwei Richtungen bewegt werden konnten. Selbstverständlich war, dass sämtliche Teile mit Füßen versehen waren, die sich in den Raster der Bausteine einfügten und somit auch versteckt angebracht werden konnten. Der Schalter eignete sich besonders dazu, Modelle, die sich auf einer Bahn befanden, auf den Rückweg zu lenken. Spätere Motorboxen enthielten nur noch zwei Aufnahmemodule für die Batterien. Ebenso entfiel das Zwischengetriebe. Seit 2010 greift Rasti-Argentinien wieder verstärkt auf diese Entwicklung zurück. Unter "Con motro" stehen fünf Baukästen mit Motorantrieb für zahlreiche Modelle zur Verfügung.
Baukästen
Die Anfang der 1960er Jahre hergestellten Verpackungen bestanden aus Karton. Um 1970 erhielten sie einen Styropor-Einsatz. Spezialmodelle wurden bereits in Kartons ohne Einteilungen, aber mit verschweißten Plastikbeuteln angeboten. Für Ersatz- und Zusatzteile gab es Blisterverpackungen, später Plastikbeutel mit einem vierfarbig bedruckten Reiter aus Karton, der Modellvorschläge aufzeigte.
Die Bezeichnung der Baukästen orientierte sich an der Anzahl der enthaltenen Bausteine. Die Box 400 bestand fast ausschließlich aus Grundsteinen. Es folgten Minibox 600, Multibox 800 und Starbox 1000. Modellpackungen erhielten die Namen Mobil 200 (Lastwagen), 201 (Jeep), 202 (Traktor/Kipper), 203 (Kettenfahrzeuge) und 204 (Flugzeuge). Ferner gab es noch die Technik-Box 501 (Brücke/Kran) und 502 (Raupenfahrzeuge), sowie Motobox 90. Speziell über das Versandhaus Quelle wurde der Technik-Bausatz (damaliger Verkaufspreis DM 12,90), der Häuser-Bausatz (DM 17,90) und der Spezialmotor (DM 18,90) vertrieben. Gegen Ende des Verkaufs in Deutschland kamen Klein- und Großkästen wie Rasti 1023 (Baustellenfahrzeuge) oder 1085 (Puppenhaus-Einrichtung) in den Handel.
Unter der Ägide Hering blieb es weitgehend bei dieser Einteilung. Rasti-Argentinien kennt heute die Start-, Giga-, Super- und Masterbox. Die Sortierung orientiert sich an Basislinie, Transport und Konstruktion. Herauszuheben ist hier die Linie Extrema, die einen neuen Weg geht und Dinosaurier-Sets enthält, die sich an den in Südamerika entdeckten Sauropoden orientieren. 2010 stand der Motor im Mittelpunkt des Ausbaus der Produktpalette. Vier Spezialpackungen mit neuen Modellen, die elektrisch angetrieben werden, gehören seitdem zum Sortiment.
Auszeichnungen
Rasti wurde in den 1970-er-Jahren in Deutschland vom Arbeitsausschuß Kinderspiel und Spielzeug e.V mit dem Prädikat "spiel gut" ausgezeichnet.
Fan-Clubs
In Argentinien ist unter Republica Rasti ein Fan-Club aktiv, der sich unabhängig von den Seiten des Herstellers austauscht.
Trivia
Den Stellenwert von Rasti in Argentinien unterstreichen folgende Sprichwörter:
- „lo vas armando como un Rasti“ (Du kannst es bauen wie Rasti).
- „se desarmó como un Rasti“ (Es brach wie Rasti).
Weblinks
- Rasti Argentinien
- Rasti-TV
- Dimare
- Rasti Chile
- Private Homepage mit Modellen und Bauanleitungen
- Private Homepage
Einzelnachweise
- ↑ ft-hasel.de
- ↑ dimare.com.ar
- ↑ rasti.com.ar
- ↑ Meldung in der Argentinischen Wirtschaftszeitung iEco vom 18. August 2011; http://www.ieco.clarin.com/empresas/Mattel-exportara-Rastis-traer-Barbies_0_538146233.html
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