Rathaus (Schwäbisch Hall)

Rathaus (Schwäbisch Hall)
Rathaus in Schwäbisch Hall

Das Rathaus in Schwäbisch Hall ist ein barockes Bauwerk aus dem Jahr 1735. Es entstand nach dem Stadtbrand von 1728 an der früheren Stelle einer Kirche. Das Rathaus brannte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf die Grundmauern nieder, wurde jedoch anschließend weitgehend originalgetreu rekonstruiert.

Geschichte

Den Bedarf nach einem neuen Rathaus in Hall weckte der Stadtbrand vom 31. August 1728, dem ein bedeutender Teil des historischen Ortskerns zum Opfer fiel. Unter den Brandverlusten befanden sich auch die gegenüber der Stadtkirche gelegene älteste Kirche St. Jakob (Am Markt 6) und das unterhalb davon an einem engen Platz gelegene alte Rathaus. Die ersten Wiederaufbauplanungen erstellte im September 1728 Johann Philipp Meyer (1679–1735), der den Platz der Ruine von St. Jakob als Bauplatz für ein neues Rathaus vorschlug, wodurch der Kirchplatz künftig als Marktplatz genutzt werden konnte. Für den Wiederaufbau der Stadt ersuchte man dann bei Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg um den württembergischen Baumeister Johann Ulrich Heim (1668–1737), der einen Bebauungsplan erstellte, der bis auf die vorgenannte Verlegung des Rathauses sowie des Heilig-Geist-Spitals und des Kornhauses im Wesentlichen den alten Quartieren folgte, so dass sich trotz der nahezu vollständigen Neubebauung der westlichen Stadtmitte die mittelalterlichen Gassenverhältnisse erhalten haben.

Das Rathaus sollte ursprünglich nach Plänen von Meyer neu gebaut werden, doch geriet dieser in den Verdacht, bei der Absteckung der neuen Grundstücke parteiisch gehandelt zu haben, so dass für die weiteren Planungen wieder Heim zum Zuge kam. Für die Verwaltung wurde nach seinen Plänen zunächst das Gebäude Am Markt 7, die spätere Bürgertrinkstube, errichtet. Diese konnte 1732 bezogen werden und diente als provisorisches Rathaus, während über den eigentlichen Rathausbau im Rat noch Uneinigkeit herrschte. Nach Vorlage verschiedener Entwürfe kam für den eigentlichen Rathausbau auch ein Entwurf von Heim zum Zug. Ausgeführt wurde das Rathaus von seinem Neffen, dem Baumeister Eberhard Friedrich Heim (1703–1739), und dessen Steinhauer und Maurermeister Johann Georg Arnold.

Der Bau war 1735 fertiggestellt und wurde 1736–1738 durch Livio Andrea Retti ausgemalt. Die Ausmalung des Ratssaals mit biblischen Motiven war der ehemaligen Verwendung des Bauplatzes als Kirchhof geschuldet. Weiterer Bauschmuck kam von den ausführenden Werkmeistern, vom Stukkateur Maximilian Josef Pöckhl sowie von Georg David Laccorn, Johann Friedrich Jotz und vom Kunstschmied Georg Melchior Bubinger. Die Statuen der Vorhalle stammten von Emanuel Pighini und Tomas Gavoni, Schreinerarbeiten von Johann Adam Hauckh und Johann Jacob Laccorn.

Das Rathaus fand am 8. Oktober 1925 Aufnahme in das Landesverzeichnis der Baudenkmale in Württemberg. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs brannte es am 16. April 1945 bis auf die Grundmauern nieder. Lediglich das von Gewölbedecken überspannte Untergeschoss blieb erhalten, so dass die darin befindlichen Archiv- und Bibliotheksbestände den Brand überdauerten. Noch 1945 fiel der Entschluss zum Wiederaufbau des Gebäudes, der unter der Leitung von Eduard Krüger erfolgte. Am 14. September 1946 wurde das Richtfest des Wiederaufbaus begangen. 1951 waren Massivdecken und Fenster wiederhergestellt, der Innenausbau erfolgte ab Frühjahr 1953. Im Jahr 1955 konnte das Rathaus neu eingeweiht werden.

Neben der barocken Fassade weist das Gebäude auch im Inneren verschiedene Kunstschätze auf, allen voran Kopien der 1945 verbrannten Wand- und Deckengemälde.

Literatur

  • Lucrezia Hartmann: Das Rathaus in Schwäbisch Hall, Württembergisch Franken Bd. 53, 1969
  • Eduard Krüger, Wilhelm Prinzing, Lucrezia Hartmann: 250 Jahre Rathaus Schwäbisch Hall. Stadt Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall 1985

Weblinks

 Commons: Rathaus Schwäbisch Hall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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